
Rheinland-Pfalz Post in Mainz und Wiesbaden um gut eine Million Euro betrogen - acht Jahre langer Prozess zu Ende
Über Subunternehmen in Mainz und Wiesbaden hat ein Mann es geschafft, die Post um über eine Million Euro zu betrügen. Ursprünglich angeklagt war eine viel höhere Summe: insgesamt etwa 80 Millionen Euro.
Der 49-jährige Mann wurde nun vom Koblenzer Landgericht zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft wegen Betrugs verurteilt. Er saß jedoch schon über zwei Jahre in Untersuchungshaft - zudem war der Prozess bereits vor acht Jahren eröffnet worden. Deshalb wurden ihm die restlichen Monate erlassen - ins Gefängnis muss er also nicht mehr.
Mann hat seinen Job für Betrug genutzt
Die Geschichte dahinter: Der Mann war laut Anklage Betriebsleiter einer Firma in Frankfurt, einem sogenannten Briefkonsolidierer. Sie holt Briefsendungen bei Großkunden wie Banken oder Versicherungen ab und sortiert sie vor, beispielsweise nach der Postleitzahl. Dann liefert sie die vorsortierten Briefe wieder bei einem Briefverteilzentrum der Post ab. Für diese Dienstleistung erhält die Firma einen Teil des Briefportos von der Post.
Die Firma arbeitete aber nicht alleine: Das Unternehmen arbeitet wiederum mit Subunternehmern in Mainz und Wiesbaden zusammen. An der Schnittstelle zwischen diesen Unternehmen saß der Verurteilte.

Der Angeklagte wurde vom Landgericht Koblenz zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt - die er größtenteils schon abgesessen hat.
Betrugsmasche: Geld von der Post durch falsche Angaben
Der Mann wurde jetzt verurteilt, weil er vorsätzlich falsche Angaben gemacht hat, teilte das für Wirtschaftskriminalität zuständige Landgericht Koblenz mit. Der Mann habe vorgegeben, dass mehr Briefe beim Postverteilzentrum abgeliefert wurden als es tatsächlich der Fall war, so die Richter. Dementsprechend habe die Post Geld für Leistungen bezahlt, die nicht erbracht worden seien.
Ursprünglich war von einer Gesamtschadenssumme von etwa 80 Millionen Euro die Rede. Wie viele Briefe tatsächlich zuviel abgerechnet worden sind, konnte die Staatsanwaltschaft jedoch nicht nachweisen. Im Jahr 2019 wurde der Prozess deswegen vorerst ausgesetzt. Im März dieses Jahres hatte das Koblenzer Landgericht ihn wieder aufgenommen.
"Deal" zwischen Staatsanwaltschaft und Angeklagtem
Um den Prozess möglichst schnell zu Ende zu bringen, haben sich Staatsanwalt, Vorsitzender Richter und Verteidiger zusammen mit dem Angeklagten geeinigt, hieß es vergangenen Monat.
Im März hatte der Angeklagte bereits ein Teilgeständnis abgelegt und wurde nun im Gegenzug zu einer geringeren Strafe verurteilt.
Damals hat er zugegeben, dass er bei der Abrechnung der Briefe an Samstagen falsche Angaben gemacht hat, da es am Wochenende beim Verteilzentrum in Frankfurt keine Kontrollen gegeben habe. Das Geld, was die Post dann mehr überwiesen hat, ging laut Staatsanwaltschaft an ihn und seine Komplizen, Vertreter der Subunternehmen. Verurteilt wurde er schließlich wegen Betrugs in zwölf Fällen zulasten der Post und in 20 Fällen zulasten seines ehemaligen Arbeitgebers in den Jahren 2016 und 2017.
Sendung am Di., 22.4.2025 10:00 Uhr, SWR4 am Vormittag, SWR4