Rheinland-Pfalz Warum es diese Ostern weniger Lämmer gibt

Stand: 17.04.2025 06:36 Uhr

Die Blauzungenkrankheit hat die Schafherden in der Region Trier schwer getroffen. Viele erkrankte Tiere haben zudem keine Lämmer bekommen. Lammfleisch wird kurz vor Ostern knapp.

Ein Lämmchen tummelt sich auf einer Wiese in der Vulkaneifel. Seiner Mutter weicht es kaum von der Seite. Erst ein paar Wochen ist das Lämmchen alt und gehört zur Herde des Schäfers Hermann Naunheim.

Der 72-Jährige lebt mit seinen Tieren im Vulkaneifelkreis und zieht mit ihnen das ganze Jahr über die Wiesen rund um seinen Heimatort Strotzbüsch.

Rund 150 Mutterschafe zählt seine Herde. Normalerweise kommen mindestens genauso viele Osterlämmer zur Welt.

Doch dieses Jahr ist es anders: "Sowohl der Bock als auch die Schafe waren unfruchtbar. Deswegen hat sich die ganze Sache verschoben", erklärt Schäfer Naunheim.

Osterlämmer zu spät geboren

Eigentlich werden die Lämmer im Dezember geboren und dann an Ostern geschlachtet und verkauft. Doch wegen der Blauzungenkrankheit, die im Sommer die Herde befallen hatte, wurden viele Mutterschafe unfruchtbar oder hatten Fehlgeburten.

Erst im März hatten die Tiere, die die Krankheit überstanden hatten, wieder angefangen, Nachwuchs zu bekommen.

Aktuell tummeln sich zwar kleine Lämmchen auf der Weide von Schäfer Naunheim. Aber sie sind viel zu jung, um sie für das Osterfest verkaufen zu können. Der späte Lammzeit trifft ihn finanziell. Ein Viertel seiner Lämmer verkauft der Schäfer normalerweise an Ostern. Jetzt fehlen die Tiere, die den traditionellen Oster-Lammbraten liefern könnten.

Lammfleisch teuer wie nie

Nach Angaben des Landesverbands der Schaf- und Ziegenhalter Rheinland-Pfalz hat sich in diesem Jahr die Geburt der Lämmer wegen der Blauzungenkrankheit überall verschoben. Mit Folgen für Verbraucher: "Der Preis für Lämmer liegt aktuell bei 4,50 Euro pro Kilo Lebendgewicht. Das gab es noch nie", erklärte der Verband.

Was ist die Blauzungenkrankheit?
Die Blauzungenkrankheit stammt ursprünglich aus Afrika. Es handelt sich um eine Viruserkrankung, die Wiederkäuer wie Rinder, Schafe, Ziegen und Alpakas befällt. Auch Wildtiere wie Rotwild, Rehe und das Muffelwild sind betroffen. Das Virus wird durch eine Mückenart übertragen. Der Name ist darauf zurückzuführen, dass sich die Zunge der Tiere bläulich verfärbt. Durch das Virus werden die Atemwege der Tiere angegriffen. Viele sterben innerhalb weniger Tage. Tiere die überleben, haben häufig Folgeschäden. Kühe zum Beispiel geben weniger Milch. Andere werden unfruchtbar. Die Blauzungenkrankheit ist für Menschen ungefährlich. Sie befällt nur Wiederkäuer. Auch der Verzehr von Fleisch und Milch erkrankter Tiere ist unbedenklich. Wie bei der Grippe gibt es verschiedene Varianten, insgesamt 24. Um einen Ausbruch zu verhindern, müssen die Tiere geimpft werden. Bisher gibt es noch keinen Kombi-Impfstoff gegen alle Varianten der Erkrankung.

Die letzten Jahre sei der Preis sehr niedrig gewesen. Aktuell sei der Preis endlich angemessen. Nur könne niemand liefern, beklagt der Landesverband. Diese Situation werde sich in ein paar Wochen noch verschärfen. Grund ist auch das muslimische Opferfest Anfang Juni. In dieser Zeit steigt die Nachfrage nach Lammfleisch sprunghaft an.

Manche Schäfer verlieren ein Drittel der Herde

Rund zehn Prozent seiner Mutterschafe starben an der Blauzungenkrankheit, sagt Schäfer Naunheim. Erst waren es nur ein paar Tiere mit leichten Symptomen, erinnert er sich. "Aber dann ging es Schlag auf Schlag. Die Tiere konnten nicht mehr aufstehen, bekamen Monsterköpfe und fraßen nicht mehr."

Andere Schäfer hat es noch härter getroffen. Manche verloren mehr als 30 Prozent ihrer Herde. Tierärztin Amelie Hansen aus Schleid in der Eifel berichtet von teils dramatischen Fällen: "Ich habe viele Tiere gehabt, die waren tot, bevor wir eine Chance bekommen haben, sie zu behandeln", sagt sie.

Doch auch die Schafe, die überlebten, zeigen Folgeschäden. "Die Tiere sind nicht mehr so fit", sagt Tierärztin Hansen. "Und viele haben keine Lämmer bekommen." Ob diese Unfruchtbarkeit wieder verschwindet oder dauerhaft bleibe, sei ungewiss.

Blauzungenkrankheit: Impfungen sind teuer

Hermann Naunheim hatte Glück. Die meisten seiner Muttertiere haben inzwischen Nachwuchs bekommen, wenn auch mit großer Verzögerung. .

Allerdings belasten auch ihn wegen der Blauzungenkrankheit in der Herde die hohen Impf- und Tierarztkosten. "Finanzielle Hilfe habe ich keine erhalten. Die Tierseuchenkasse zahlt nur einen Teil der Impfkosten", erklärt er. Eigentlich müsse er auch mehrmals impfen, da das Virus in unterschiedlichen Varianten auftaucht.

Kombi-Impfstoff gegen Blauzungenkrankheit

Ob das Virus langfristig den Preis für Lammfleisch nach oben treibt, ist noch unklar. Sicher ist: Die Schäfer müssen künftig mit höheren Kosten bei der Haltung und möglichen Verlusten rechnen. Das weiß auch Hermann Naunheim. Er hofft aber erst einmal, dass seine Tiere lange gesund bleiben.

Sendung am Do., 17.4.2025 5:00 Uhr, Guten Morgen RLP, SWR1 Rheinland-Pfalz