Das Pharmaunternehmen Biontech will zusammen mit dem US-Pharmakonzern Bristol Meyers Squibb (BMS) ein neues Krebsmedikament auf den Markt bringen.

Rheinland-Pfalz Was steckt hinter dem neuen Krebsmedikament von BioNTech?

Stand: 03.06.2025 16:13 Uhr

Ein neues Medikament des Mainzer Unternehmens BioNTech soll gegen mehrere Krebsarten eingesetzt werden können. Es weckt große Hoffnungen. Tests mit Patienten laufen bereits.

Von Sabine Geipel, Petra Thiele

Das durch den Corona-Impfstoff bekannt gewordene Unternehmen BioNTech hat eine milliardenschwere Partnerschaft abgeschlossen, die man durchaus als Sensation bezeichnen kann. BionNTech arbeitet mit dem US-Konzern Bristol Myers Squibb (BMS) zusammen - einem der größten Pharmaunternehmen der Welt. Beide wollen ein neues Krebsmedikament weiterentwickeln und vermarkten.

Was ist das für ein Wirkstoff?

BNT327 - so der noch etwas sperrige Name des Wirkstoffkandidaten in der Krebsforschung von BioNTech. BNT327 hat in dem Sinne nichts mit der mRNA-Technologie zu tun, für die das Mainzer Unternehmen bekannt geworden ist, sondern gehört zu den sogenannten "bispezifischen Antikörpern". Diese haben den Ruf, so etwas wie ein Gamechanger in der Krebstherapie zu sein, da sie (im Gegensatz zu den monospezifischen Antikörpern) in der Lage sind, zwei Wirkungsweisen in einem Mechanismus zu verbinden: Tumorzelle und bekämpfende Immunzelle in einem Molekül zusammenzubringen.

Damit verbunden ist die Hoffnung, dass Krebs effektiver und schonender bekämpft werden kann als aktuell. Bispezifische Antikörper werden erst seit wenigen Jahren in der Krebstherapie eingesetzt. Bisher gibt es aber nur eine Handvoll zugelassener Medikamente mit dieser Art von Wirkstoff gegen verschiedene Blutkrebserkrankungen.

Wie ist der Stand der Entwicklung?

BioNTech untersucht den Wirkstoff momentan in mehreren Studien an verschiedenen Krebsarten. Mehr als 1.000 Patientinnen und Patienten seien bereits damit behandelt worden. Am weitesten fortgeschritten ist eine groß angelegte Studie für den Einsatz gegen Lungenkrebs, eine weitere gegen Brustkrebs soll noch in diesem Jahr in die entscheidende Phase gehen. Jährlich könnten etwa 1,4 Millionen Krebs-Patientinnen und Patienten in den USA und der EU mit dieser Art von Therapie behandelt werden, so die Einschätzung von BioNTech.

Hat der Wirkstoff Kassenschlager-Potenzial auf dem Pharmamarkt?

Damit könnte BNT327 nach Aussagen von BioNTech "einen Blockbustermarkt aufmischen" und hat den Mainzer nach das Potenzial zu einem Medikament zu werden, das einmal mehr als eine Milliarde Dollar Umsatz pro Jahr erzielen kann.

Die Vereinbarung mit dem US-Pharma-Riesen Bristol Myers Squibb sieht nun vor, dass BNT327 von beiden Unternehmen künftig gemeinsam entwickelt und vermarktet werden soll. Der US-Konzern zahlt seinem deutschen Partner bis zu 11,1 Milliarden Dollar. Vorab bekommt BioNTech schon 1,5 Milliarden Dollar, ohne dass diese an Bedingungen geknüpft sind. Weitere zwei Milliarden soll es in einem nächsten Schritt bis 2026 geben.

Logo des US-Konzerns Bristo Meyer Squibb: Das Pharmaunternehmen Biontech will zusammen mit dem US-Pharmakonzern Bristol Meyers Squibb (BMS) ein neues Krebsmedikament auf den Markt bringen.

Das Pharmaunternehmen Biontech will zusammen mit dem US-Pharmakonzern Bristol Meyers Squibb (BMS) ein neues Krebsmedikament auf den Markt bringen.

Bis zu 7,6 Milliarden Dollar kann BioNTech zusätzlich von BMS bekommen, wenn bestimmte Meilensteine bei der Entwicklung oder bei der Zulassung erreicht werden. Entwicklungskosten und potenzielle Gewinne wollen sich die beiden Unternehmen demnach je zur Hälfte teilen.

Also ein neuer Coup aus Mainz nach dem Corona-Impfstoff?

Der neue Wirkstoff wurde aber nicht wie der Corona-Impfstoff in Mainz entwickelt, sondern in China, vom Unternehmen Biotheus. Vor zwei Jahren hatte sich BioNTech einen Großteil der Rechte an dem Wirkstoff gesichert, Ende vergangenen Jahres dann das Unternehmen komplett übernommen, für eine knappe Milliarde Dollar.

Diese Investition hat sich angesichts des milliardenschweren Deals mit BMS schon jetzt gelohnt. Damit zeigt sich, dass BioNTech nicht nur eine hohe Expertise beim Thema Innovationen in der Krebstherapie hat - sondern offenbar auch ein gutes Händchen für strategische Partnerschaften.

Letztendlich war die Partnerschaft mit Pfizer, dem US-Pharmariesen, nicht zuletzt auch mitverantwortlich für den weltweiten Erfolg des Corona-Impfstoffs von BioNTech.

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