Kollage aus Trump-Portrait und Eingangsbereich der US-Airbase Spangdahlem in der Eifel.

Rheinland-Pfalz Wie Trump in der Eifel die deutsch-amerikanische Freundschaft belastet

Stand: 24.04.2025 10:31 Uhr

Seit rund 70 Jahren leben die Menschen rund um Spangdahlem mit US-Soldaten Tür an Tür. Doch nach der Wahl von Trump knirscht es immer öfter zwischen Deutschen und Amerikanern.

Karl Metz betreibt seit acht Jahren ein Autohaus in Spangdahlem. Viele seiner Kunden sind US-Soldaten. Sie sind auf dem Flugplatz stationiert, der direkt neben dem Dorf liegt.

Karl Metz ist kein Fan von Donald Trump. Deswegen gerät er immer öfter mit Amerikanern in Streit.

Karl Metz ist kein Fan von Donald Trump. Deswegen gerät er immer öfter mit Amerikanern in Streit.

Früher hat er mit den Amerikanern schon mal über Politik gesprochen. Doch seit der Wahl von Donald Trump kann er nicht mal mehr mit seinem amerikanischen Nachbarn offen reden, sagt Metz: "Das letzte Mal ist das in einem Streit geendet. Ich bin mit meiner Meinung gar nicht durchgedrungen. Der hat mich einfach für blöd erklärt."

Inzwischen meidet Metz das Thema, auch bei seinen Kunden. "Wenn man sich wie ich klar gegen Trump ausspricht, hat man nur Ärger", meint der Autohändler: "Und ich habe keinen Bock mehr darauf, mich mit den Leuten zu streiten." Oder Kunden zu verlieren.

Am Tor der Air Base Spangdahlem gibt es derzeit strengere Einlasskontrollen als sonst. Auf dem Flugplatz gilt eine höhere Sicherheitsstufe.

Am Tor der Air Base Spangdahlem gibt es derzeit strengere Einlasskontrollen als sonst. Auf dem Flugplatz gilt eine höhere Sicherheitsstufe.

Immer öfter Streit über Politik

Wer sich rund um Spangdahlem über die deutsch-amerikanische Freundschaft erkundigt, hört öfter solche Geschichten. Da ist die Ehefrau eines Flugplatz-Mitarbeiters, die bei den Abendessen mit amerikanischen Freunden "lieber den Mund hält". Oder die Geschäftsfrau, die manche Kunden gar nicht mehr zu Gesicht bekommt, seit sie sich vor der US-Präsidentschaftswahl zur demokratischen Bewerberin Kamala Harris bekannt hat.

Kevin Crofton, der Kommandant der Air Base, informiert Eifeler Politiker regelmäßig über Neuigkeiten vom Flugplatz, wie hier bei einem Forum im März.

Kevin Crofton, der Kommandant der Air Base, informiert Eifeler Politiker regelmäßig über Neuigkeiten vom Flugplatz, wie hier bei einem Forum im März.

Beide wollen lieber nicht namentlich erwähnt werden, aus Angst vor Anfeindungen. Sie beschreiben das Verhältnis zu den amerikanischen Nachbarn als "vergiftet".

Seit 70 Jahren mit Amerikanern Tür an Tür

Das war nicht immer so. Seit 70 Jahren leben die Menschen in der Region Tür an Tür mit Amerikanern. Damals in den 1950er-Jahren hoben die ersten Kampfjets vom Flugplatz Spangdahlem ab. Und zwischen Deutschen und Amerikanern entstanden Freundschaften und Ehen, Stammtische und Vereine. Einer davon ist der "Host Nation Council", bei dem sich auch Marcus Konrad (CDU) engagiert, der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Speicher.

Marcus Konrad ist Bürgermeister der Verbandsgemeinde Speicher und Beisitzer im "Host Nation Council".

Marcus Konrad ist Bürgermeister der Verbandsgemeinde Speicher und Beisitzer im "Host Nation Council".

Konrad wundert sich über die Aussagen seiner Bürger. Er will sie aber auch nicht überbewerten: "Wenn ich mit Freunden über unsere Kommunal- oder Bundespolitik rede, sind wir auch schon mal unterschiedlicher Meinung." So sei das eben auch mit den Amerikanern. Der Bürgermeister erlebt das Verhältnis zu den US-Truppen als "unverändert gut". Es gebe einen offenen Austausch, etwa über die Zukunft des Flugplatzes.

Sorgen vor Abzug der US-Truppen

Auch die macht vielen Menschen in der Eifel Sorgen. Denn in seiner ersten Amtszeit hatte Donald Trump angekündigt, Truppen aus der Eifel abzuziehen. Für Zeidan Bachar wäre das eine Katastrophe, sagt er: "Dann müssten viele hier dicht machen. Ich auch."

Zeidan Bachar betreibt eine Pizzeria in Spangdahlem. Die meisten seiner Kunden sind Amerikaner.

Zeidan Bachar betreibt eine Pizzeria in Spangdahlem. Die meisten seiner Kunden sind Amerikaner.

Bachar betreibt eine kleine Pizzeria in Spangdahlem. 80 Prozent seiner Kunden sind Amerikaner. "Ich habe große Angst, dass sie uns verlassen", sagt der Gastronom: "Und ich bin nicht der Einzige." Seine Gäste will Bachar allerdings nicht mit seinen Sorgen behelligen: "Über Politik wird nicht diskutiert. Die Amerikaner kommen, essen und genießen. Sie sollen einen schönen Abend haben."

Air Force investiert in Flugplatz Spangdahlem

Aber nicht nur die Gastronomie profitiert von den US-Soldaten. Rund 600 Deutsche arbeiten auf dem Flugplatz. Hausbesitzer vermieten ihre Wohnungen an Amerikaner. Und einheimische Firmen bekommen Aufträge vom US-Militär - zum Beispiel für die Erneuerung der Rollbahn, die derzeit ansteht.

Am Marktplatz im Eifel-Städtchen Speicher gibt es einige Geschäfte, auch wegen der Kaufkraft der US-Soldaten.

Am Marktplatz im Eifel-Städtchen Speicher gibt es einige Geschäfte, auch wegen der Kaufkraft der US-Soldaten.

Laut dem Bürgermeister Marcus Konrad ist es nur eine von vielen Investitionen in den Stützpunkt: "Das ist für mich ein Beleg dafür, dass Spangdahlem für die Amerikaner ein wichtiger Standort ist." Konrad glaubt daher nicht, dass Trump seine frühere Drohung wahr macht. Spangdahlem - da ist er sich sicher - werde so bald nicht geschlossen.

Autohändler Karl Metz verlässt sich trotzdem nicht mehr allein auf amerikanische Kunden. Er verkauft inzwischen viele Wagen an Einheimische: "Ob der Flugplatz zumacht, ist mir deshalb mittlerweile fast schon egal."

Sendung am Do., 24.4.2025 6:00 Uhr, SWR4 RP am Morgen, SWR4 Rheinland-Pfalz