Ein Mann steht vor einem Regal mit Toilettenschüsseln: Die Zander-Gruppe hat die insolvente Firma Laeis Sanitär aus Trier übernommen.

Rheinland-Pfalz Wie eine Insolvenz der Firma Laeis aus Trier den Neustart ermöglichte

Stand: 22.04.2025 06:16 Uhr

861 Firmen in Rheinland-Pfalz haben 2024 einen Insolvenzantrag gestellt. Es ist nun der dritte Anstieg in Folge. Für Betriebe bedeutet eine Insolvenz aber nicht immer das Ende.   

Als die fast 100 Jahre alte Firma Laeis Sanitär aus Trier im Oktober 2024 Insolvenz anmelden musste, war das für Geschäftsführer Axel Krone ein schwerer Tag. Sein Vater, einst Prokurist bei Laeis, hatte das Großhandelsunternehmen 1959 gekauft und ihm später anvertraut.

Schieflage durch Lieferengpässe, neue Konkurrenzen und Zinsen

"Ich glaube nicht, dass ich mir unbedingt ganz große Fehler in der Vergangenheit vorzuwerfen habe", so Axel Krone ein halbes Jahr nach der Insolvenz im Gespräch mit dem SWR.

Grund für die Schieflage des Unternehmens 2024 seien die damalige Konjunktur und Lieferengpässe gewesen. Außerdem hohe Zinsen und die Tatsache, dass ein weiterer Konkurrent am Markt hinzugekommen sei, sodass in Trier acht Großhändler im Sanitärbereich aktiv waren.

Ich wusste nicht, ob ich den Mitarbeitenden noch das Weihnachtsgeld würde auszahlen können Axel Krone, früherer Laeis-Geschäftsführer

"Das war der Moment, in dem ich damals Insolvenzantrag gestellt habe. Ich wusste nicht, ob ich den Mitarbeitenden noch das Weihnachtsgeld würde auszahlen können", erinnert sich Krone.

Sorge um die Zukunft der Mitarbeiter des Unternehmens

Was würde jedoch nach dem Insolvenzantrag mit den 34 Mitarbeitenden passieren? Das und wie der ganze Betrieb gegebenenfalls aufgefangen werden oder weiterlaufen könnte, seien damals seine großen Sorge gewesen.

Die Zander-Gruppe hat die insolvente Firma Laeis aus Trier übernommen: der neue Geschäftsführer Christoph Borkowski, der frühere Geschäftsführer Axel Krone und Insolvenzverwalter Alexander Lamberty (v.l.n.r.).

Die Zander-Gruppe hat die Firma Laeis aus Trier übernommen: der neue Geschäftsführer Christoph Borkowski, der frühere Geschäftsführer Axel Krone und Insolvenzverwalter Alexander Lamberty (v.l.n.r.).

Sehr schnell sei klar gewesen, das es im Fall der Firma Laeis Sanitär eigentlich nur einen einzigen möglichen Lösungsweg gibt, erklärt Insolvenzverwalter Alexander Lamberty von der Kanzlei Professor Schmidt.

Wir haben erkannt, dass das Unternehmen strukturell eine Chance hat, wenn ein Größerer einsteigt Insolvenzverwalter, Alexander Lamberty

"Wir haben erkannt, dass das Unternehmen strukturell eine Chance hat, wenn ein Größerer einsteigt." Es musste also ein Investor gefunden werden, was innerhalb weniger Wochen gelingen sollte.

Zum Start ins Jahr 2025 übernahm die Zander-Gruppe das Trierer Traditionsunternehmen Laeis. Zander ist mit 100 Standorten deutschlandweit in den Bereichen Sanitär, Heizung und Elektro tätig.

Investor musste Verbindlichkeiten nicht übernehmen

Der Einstieg lief laut Lamberty über einen sogenannten "Asset Deal", wodurch, vereinfacht ausgedrückt, die Zander-Gruppe die Vermögensgegenstände des insolventen Unternehmens Laeis erwerben konnte, ohne deren Verbindlichkeiten übernehmen zu müssen, sodass dem Investor mit dem übernommenden Unternehmen ein Neustart ermöglicht wird.

Zahl der Insolvenzen steigt zum dritten Mal in Folge
Nach Angaben des Statistischen Landesamtes haben im Jahr 2024 in Rheinland-Pfalz 861 Unternehmen einen Insolvenzantrag gestellt. Ein Jahr zuvor waren es 747 Unternehmen. Ein Anstieg um gut 15 Prozent. Schon in den beiden Jahren zuvor war die Zahl der Betriebe, die Insolvenz anmelden mussten, gestiegen. 2023 lag die Zahl der Insolvenzanträge gegenüber 2022 um 25 Prozent höher - 2022 waren es 17 Prozent mehr als 2021. Die meisten Insolvenzanträge stellten 2024 die Unternehmen aus dem Baugewerbe, gefolgt von der Sparte "Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen". Unter den kreisfreien Städten in Rheinland-Pfalz gab es 2024 die meisten Insolvenzanträge in Pirmasens, Zweibrücken und Ludwigshafen. Bei den Landkreisen in Rheinland-Pfalz gab es die meisten Insolvenzanträge im Westerwaldkreis, im Kreis Ahrweiler sowie im Kreis Kusel.

Aber wo bleiben dabei die Gläubiger? Für die habe dieser "Asset Deal" durchaus auch einen Sinn, sagt der Insolvenzverwalter, "weil man die Werte des Unternehmens viel besser heben kann, wenn man das Unternehmen im Gesamten auf einen Investor überträgt und nicht nur Einzelteile verkauft", so Alexander Lamberty.

34 Mitarbeiter durften bleiben, weitere sollen eingestellt werden

Um die 34 Mitarbeiter muss sich der frühere Geschäftsführer Axel Krone übrigens keine Sorgen mehr machen. Sie wurden von der Zander-Gruppe übernommen. "Weil wir die auch brauchen", sagt Christoph Borkowski, der neue Geschäftsführer der Zander-Gruppe bei Laeis in Trier.

So funktioniert ein Insolvenzverfahren
Es existieren mehrere Typen von Insolvenzverfahren. Zu unterscheiden ist im Wesentlichen zwischen Regel- und vereinfachten Insolvenzverfahren bzw. Verbraucherinsolvenzverfahren. Darüber hinaus gibt es aber auch sogenannte Sonderinsolvenzverfahren, zu denen beispielsweise Nachlässe zählen. Das Verfahren kann auf Antrag des Schuldners oder auf Antrag eines oder mehrerer Gläubiger in Gang gesetzt werden. Ziel eines Insolvenzverfahrens ist es, dass die Schulden bei den Gläubigern zurückgezahlt werden können. Dies kann je nach Fall auf unterschiedliche Weise erreicht werden. Quelle: Statistisches Bundesamt und Justiz RLP

"Ziel ist es, schon in den nächsten drei Jahren neue Filialen zu eröffnen, neue Standorte hier im Umkreis und auch neue Mitarbeiter einzustellen." Dieses Jahr habe man in Trier ein Sanierungsjahr. Solange werde auch Axel Krone noch beratend an Bord bleiben.

Sendung am Di., 22.4.2025 6:00 Uhr, SWR4 RP am Morgen, SWR4 Rheinland-Pfalz