Familie Symbolbild

Saarland Deutlich bessere Unterstützung für Pflegeeltern gefordert

Stand: 15.04.2025 12:30 Uhr

Es gibt viele Kinder - auch bei uns im Saarland - die nicht in ihren Familien bleiben können, weil die Eltern nicht in der Lage sind, sich angemessen um sie zu kümmern. In Wohngruppen oder Heimen gibt es nur wenige Plätze. Deshalb werden für diese Kinder händeringend Pflegeeltern gesucht – also Eltern, die für eine gewisse Zeit oder auch auf Dauer ein Kind bei sich aufnehmen. Doch die Unterstützung bei Pflege und Adoption lässt zu wünschen übrig.

Reporterin: Lisa Krauser/Onlinefassung: Dagmar Scherer

Ihre Pflegetochter ist ein Jahr alt, als Andreas und seine Frau sie vor 20 Jahren aufnehmen. Andreas ist nicht sein richtiger Name. Er will zum Schutz seiner Pflegetochter anonym bleiben. Aber ihm ist es wichtig, seine Geschichte in die Öffentlichkeit zu bringen.

"Wir wurden am Anfang top betreut und es lief jahrelang gut", sagt er. Es sei immer ein Ansprechpartner da gewesen und die vielen Seminare über den Umgang mit Pflegekindern, den Umgang mit ihrer Vergangenheit und was die Kinder brauchen, das habe ihnen sehr geholfen, sagt er. Doch mit der Zeit sei die Unterstützung immer schlechter geworden.

Unterstützung auch nach der Volljährigkeit?

Inzwischen ist die Pflegetochter volljährig und damit endet die Unterstützung durch das Jugendamt - sowohl die finanzielle als auch die beratende. Die Tochter von Andreas braucht jedoch weiterhin die Unterstützung ihrer Eltern. "Sie leidet an ADHS, hat eine Lese-Schreib-Schwäche, hat Probleme bei Amtsgängen und Bankgeschäften", sagt Andreas.

In bestimmten Fällen kann das Jugendamt die Unterstützung bis zum 21. Lebensjahr verlängern - im Rahmen der so genannten Hilfe für junge Volljährige. Diese kann gewährt werden, wenn ein Pflegekind trotz Volljährigkeit noch nicht in der Lage ist, sein Leben eigenverantwortlich zu führen. Auf Antrag hat das Jugendamt die Unterstützung für die Tochter von Andreas für ein Jahr verlängert, da es keine zwingenden Gründe sieht, die Hilfe darüber hinaus weiter zu gewähren.

Für Andreas ist die Entscheidung des Jugendamtes nicht nachvollziehbar. Es gehe ihm dabei nicht ums Geld, sondern um Unterstützung und Beratung. Beim Jugendamt heißt es, man könne sich zu konkreten Fällen nicht äußern. Andreas will die Sache jedoch nicht auf sich beruhen lassen. Seines Erachtens nach stehle sie das Jugendamt aus der Verantwortung und deshalb will er gerichtlich gegen die Entscheidung vorgehen.

Fehlende Wertschätzung seitens der Jugendämter?

Ob die Unterstützung in diesem Fall weiter geleistet werden müsste, da ist man sich beim Verband für Adoption und Pflege - die Interessenvertretung für Pflege- und Adoptivfamilien - uneins. Die stellvertretende Vorsitzende es Verbandes, Angela Rupp, sieht aber ein Wertschätzungsproblem. Und das Problem hätten viele Pflegeeltern.

Es werde beklagt, dass man nicht auf Augenhöhe mit ihnen umgehe, sie bisweilen das Gefühl hätten, dass sie wie Dienstleister behandelt würden. Hinzu komme fehlende Informationen und das Gefühl hätten, sich wie Bittsteller vorzukommen, wenn es ums Geld gehe.

Personalmangel in den Jugendämtern und zu wenig Mittel

Dies alles sei nicht nur ein Gefühl, sagt der Verband. Die Situation für Pflegeeltern habe sich bundesweit in den letzten Jahren de facto verschlechtert, so Rupp. Gründe hierfür seien der Personalmangel in den Jugendämtern und die Kürzung finanzieller Mittel. Der Stress für die Mitarbeiter in den Jugendämtern sei einfach größer geworden und zudem sei das Pflegegeld für die Familien schlichtweg nicht ausreichend, um die immer weiter steigenden Lebenshaltungskosten zu decken.

Der Verband fordert deshalb, dass bei den Rahmenbedingungen für die Pflegschaft deutlich nachgebessert wird. Es gebe viele potenzielle Pflegeeltern, die aber oftmals wegen der schlechten Bedingungen wieder einen Rückzieher machen. Es müsste deshalb als allererstes eine bessere personelle und finanzielle Ausstattung der Jugendämter geben.

Elterngeld auch für Pflegeeltern muss kommen

Und nicht nur bei den Jugendämtern sieht der Verband dringend Handlungsbedarf. Auch das Elterngeld für Pflegeeltern ist ein wichtiger Punkt. Von Pflegeeltern wird erwartet, dass ein Elternteil sich entsprechende Elternzeit nimmt, wenn das Kind in die Familie kommt. Die dadurch entstehenden finanziellen Einbußen werden aber nicht kompensiert. Im Koalitionsvertrag von Union und SPD - so wie schon bei der Ampelregierung - steht nun, dass Elterngeld für Pflegeeltern eingeführt werden soll und der Verband für Adoption und Pflege fordert, dass das nun auch endlich umgesetzt wird.

Ein Thema in der "Region am Mittag" am 15.04.2025 auf SR 3 Saarlandwelle