Eine Frau sitzt gebückt mit Schmerzen auf dem Sofa

Saarland Wenn das Herz bricht: "Broken-Heart-Syndrom" kann so gefährlich sein wie ein Herzinfarkt

Stand: 19.04.2025 19:14 Uhr

Schmerzen in der Brust, Atemnot, Übelkeit: Typische Symptome, die bei einem Herzinfarkt auftreten können. Doch dahinter kann auch eine andere ernstzunehmende Erkrankung stecken: Das Broken-Heart-Syndrom. Betroffen sind davon vor allem Frauen.

Anne Staut

Welche Wirkung hat die Psyche auf das Herz und umgekehrt? Mit dieser Frage befasst sich die Psychokardiologie – ein im Vergleich zu anderen noch recht junger medizinischer Bereich, der in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat. "Praxen, Kliniken und rehabilitative Einrichtungen bieten zunehmend psychokardiologische Diagnostik und Behandlungskonzepte an", heißt es etwa in einem Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie aus dem vergangenen Sommer.

Auch die Deutsche Herzstiftung verweist auf ihrer Website darauf, dass viele kardiologische Akutkliniken inzwischen eng mit psychosomatischen Diensten zusammenarbeiten würden. Sie helfen den Patientinnen und Patienten etwa dabei, eine Psychotherapie anzubahnen.

Die Mehrheit der Betroffenen sind Frauen

Ein klassisches Beispiel für eine psychokardiologische Erkrankung ist das Broken-Heart-Syndrom, sagt Professor Ingrid Kindermann, Kardiologin an der Uniklinik in Homburg (UKS). "Über 90 Prozent der Betroffenen sind Frauen", Männer treffe die Krankheit hingegen eher weniger.

Wie häufig das Syndrom auftritt, lässt sich laut Kindermann nicht genau sagen. Es gebe dazu unterschiedliche Zahlen. Man könne aber davon ausgehen, dass etwa ein bis drei Prozent der Patienten, die mit Verdacht auf einen Herzinfarkt in die Notaufnahme kommen, am Broken-Heart-Syndrom leiden. Bei 100 Patienten im Monat wären das dann beispielsweise zwischen einem und drei Betroffenen.

Mehrere Namen für die Erkrankung

Das Broken-Heart-Syndrom wird auch als Stress-Syndrom oder Takotsubo-Syndrom bezeichnet. Der Name Takotsubo kommt aus dem Japanischen. Dort gibt es eine traditionelle Tintenfischfalle, die diesen Namen trägt. Dabei handelt es sich um ein bauchiges Gefäß mit engem Hals. Die linke Herzkammer ist beim Broken-Heart-Syndrom ähnlich geformt. Der Name Broken-Heart-Syndrom wird verwendet, weil starke Emotionen die Erkrankung auslösen können.

Ähnlich gefährlich wie Herzinfarkt

Die Symptome ähneln denen eines Herzinfarkts. "Es können etwa Schmerzen in der Brust, Atemnot oder auch Übelkeit auftreten. Im Gegensatz zum Herzinfarkt sind hier die Herzkranzgefäße aber offen, es gibt keine Engstellen." Um das zu kontrollieren, führen die Ärztinnen und Ärzte eine Katheteruntersuchung durch.

Zu sehen sind dort dann auch Wandbewegungsstörungen der linken Herzkammer. "Die Herzspitze sowie manchmal auch die mittleren Regionen der Herzkammer pumpen deutlich eingeschränkt oder gar nicht, auf Klappenebene bewegt sich das Herz aber normal", erklärt Kindermann. Dies führt zu dem für diese Erkrankung typischen ballonartigen Bild der linken Herzkammer.

Das Broken-Heart-Syndrom sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Wie inzwischen feststeht, kann die Krankheit "in der Akutsituation genauso gefährlich wie ein Herzinfarkt sein, da lebensbedrohliche Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen, Herzstillstand oder ein kardiogener Schock auftreten können." Wird sie nicht richtig behandelt, können die Patienten auch daran sterben.

Wichtig sei deshalb, dass die Patienten intensivmedizinisch überwacht würden. Die Behandlung sei unterschiedlich und hänge vom Betroffenen ab. Die gute Nachricht ist: "In den meisten Fällen bleiben bei den Patienten bei richtiger Behandlung keine dauerhaften Schäden zurück. Wenige behalten zum Beispiel eine Herzschwäche", so Kindermann.

Noch offene Fragen zu Ursachen

Doch was sind die Ursachen des Syndroms? Auch wenn es laut Kindermann schon viele Studien dazu gibt, "ganz erforscht ist es noch nicht." Etwa 30 Prozent der Betroffenen würden von einem emotionalen Erlebnis berichten, das dem Syndrom vorausgegangen sei. In den meisten Fällen seien die Auslöser negative Ereignisse wie etwa ein Todesfall.

"Aber es gibt auch das "Happy-Heart-Syndrom"", sagt Kindermann. Das heißt, die Probleme können auch dann auftreten, wenn man eine besonders starke positive Emotion erlebt.

Laut Studien spielen auch psychische Vorerkrankungen eine Rolle. Demnach hatten oder haben etwa 40 Prozent der Betroffenen eine psychische Erkrankung. Aber auch physischer Stress wie etwa ein Asthmaanfall kann die Herzprobleme laut Kindermann verursachen. "Besonders betroffen sind Frauen in der Menopause, sodass auch der sinkende Östrogenspiegel eine Ursache sein kann."

Nicht immer eine einmalige Sache

Um den Betroffenen zu helfen, sei es deshalb auch wichtig, nach der Ursache zu forschen und die Patienten anzuleiten, wie sie mit Stress besser umgehen können bzw. aus stressigen Situationen rauskommen. Das ist auch sinnvoll zur Prävention, denn "manche Patienten bekommen das "Broken-Heart-Syndrom" ein zweites Mal."

Mehr zum Thema Herz-Gesundheit