Eine Zecke sitzt auf einem Gradhalm

Saarland Zecken sind immer früher unterwegs

Stand: 21.04.2025 15:42 Uhr

Der Klimawandel sorgt nicht nur für Rekordtemperaturen im Sommer, sondern auch für milde Winter. Darüber freuen sich unter anderem Zecken, denn bei den milden Temperaturen kommen die Tiere besser über den Winter. In der Folge werden die Schädlinge auch im Saarland zahlreicher und früher aktiv.

Sabrina Nonnengardt

In den vergangenen zwei Jahren hat es im Saarland deutlich mehr Fälle der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) gegeben als in den Jahren davor. Das geht aus Erhebungen des Robert Koch Instituts (RKI) hervor. Die Krankheit wird in erster Linie durch Zecken übertragen.

Dabei spielen die warmen Temperaturen den Schädlingen in die Karten und machen es ihnen möglich, früher aktiv zu werden und erfolgreicher zu überwintern. Daher sollten Naturliebhaber bereits im Frühjahr Vorsichtsmaßnahmen treffen, um sich vor den Krankheitsüberträgern zu schützen.

Gesundheitsgefahr durch Zecken

Infektionen in allen fünf saarländischen Landkreisen

2024 hat es zum ersten Mal in allen fünf saarländischen Landkreisen nachgewiesene Fälle der Frühsommer-Meningoenzephalitis gegeben. Es war das erste Mal überhaupt, dass in den Landkreisen St. Wendel und Neunkirchen FSME-Fälle gemeldet wurden. Zuvor waren besonders der Saarpfalz-Kreis als Risikogebiet und der Regionalverband Saarbrücken betroffen.

Dadurch kann nach Angaben des saarländischen Gesundheitsministeriums aber noch nicht auf eine weitere Verbreitung der Zecke geschlossen werden. Denn die Zuweisung der Landkreise erfolgt auf Basis der Wohnorte der Infizierten und nicht auf Basis der Orte, an denen es zu dem Zeckenkontakt gekommen ist.

Gleichzeitig waren in den Jahren 2023 und 2024 die Infektionszahlen insgesamt deutlich höher als in den Jahren zuvor. Auch zeigen Daten des RKI, dass die Zecken früher aktiv werden.

Infektionen immer früher im Jahr

Während FSME-Infektionen bis 2022 fast ausschließlich in der zweiten Jahreshälfte stattfanden, kam es in den letzten beiden Jahren bereits im Frühjahr zu einem Großteil der Infektionen. 2023 haben sich im Saarland zwei Drittel der Erkrankten bereits zwischen Januar und Mai infiziert und 2024 fanden 60 Prozent der Infektionen in der ersten Jahreshälfte statt.

Das ist nach Angaben des RKI auch auf den Klimawandel zurückzuführen. Temperaturen und Luftfeuchtigkeit haben Einfluss auf die Aktivität, Überwinterung und Lebensrate der Zecken. Sie profitieren von milden Temperaturen im Winter und warmen Temperaturen im Sommer. Und auch Kleintiere haben bessere Überlebenschancen, wenn es im Winter mild bleibt. Diese dienen wiederum den Zecken als Wirte.

Herausforderung auch für Tierbesitzer

Besonders Tierhalter spüren die wachsende Population und Aktivität der Zecken, denn ihre Vierbeiner sind häufig in hohen Gräsern unterwegs. Die Zecken, die dort lauern, können sich in dem Fell der Tiere besonders gut festhalten und werden so teilweise in die Wohnungen eingeschleppt.

Laut saarländischer Tierärztekammer sind besonders der gemeine Holzbock und die Wiesenzecke durch den Klimawandel häufiger geworden. Diese werden teilweise bereits bei Bodentemperaturen knapp oberhalb des Gefrierpunktes aktiv. Die Vizevorsitzende der saarländischen Tierärztekammer, Dr. Susanne Hofstetter, rät Haustierbesitzern daher zu einem ganzjährigen Zeckenschutz.

Hierfür finden Tierhalter ein breites Angebot an Halsbändern, Nackenpräparaten, Tabletten oder Injektionen. Dabei sei es wichtig, sich von der Tierärztin oder dem Tierarzt individuell beraten zu lassen, welcher Schutz für das eigene Haustier infrage kommt. Auf keinen Fall solle einfach ein Präparat aus dem Internet bestellt werden.

"Es gibt viele freiverkäufliche Präparate, die keine Wirkung haben", erklärt Hofstetter. Im schlimmsten Fall wähnten Tierhalter ihre Tiere in Sicherheit, obwohl faktisch kein Schutz bestehe. Denn auch für Tiere können Zeckenbisse gefährlich sein. FSME-Infektionen sind bei Tieren allerdings eher selten. Allerdings besteht die Gefahr, dass Haustierhalter von Zecken infiziert werden, die durch die Tiere in Wohnung kommen.

Impfung schützt verlässlich vor FSME

Der wirksamste Schutz gegen eine FSME-Infektion ist die Impfung. Diese wird in Risikogebieten und für Berufsgruppen, die häufig in Kontakt mit Krankheitsüberträgern kommen, von der Krankenkasse bezahlt. Viele Krankenkassen bezahlen die Impfung aber auch unabhängig von Risikofaktoren.

Vorsichtsmaßnahmen gegen Zecken

  • Nicht in hohem Gras oder im Unterholz aufhalten, denn hier halten Zecken gerne nach potenziellen Wirten Ausschau.
  • Den Körper schützen: Kleidung mit langen Ärmeln, lange Hosen und festes Schuhwerk tragen. Eventuell auch die Socken über die Hosenbeine ziehen. Zecken klettern nicht höher als 1,50 Meter und klammern sich daher mit Vorliebe an den Hosenbeinen fest.
  • Helle Kleidung tragen, darauf lassen sich Zecken besser erkennen.
  • Repellents – gemeinhin bekannt als Insektenspray – können Schädlinge für einige Stunden fernhalten. Das sind chemische Stoffe, die den menschlichen Geruch überdecken.
  • Den Körper nach dem Aufenthalt im Freien nach Zecken absuchen.
  • Auch Haustiere nach dem Aufenthalt im Freien nach Zecken absuchen und durch geeignete Maßnahmen schützen.
  • Zecken schnellstmöglich entfernen und Stichstelle desinfizieren. Anschließend beobachten, ob rund um die Stichstelle Hautveränderungen auftreten.

Über Zecken und FSME hat auch "Wir im Saarland - Service" im SR Fernsehen am 15.04.2025 berichtet.

Mehr zu Zecken und Krankheitsüberträgern im Saarland