Besucher im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau

Sachsen Görlitzer Schüler zeigen rechtsextreme Geste in Auschwitz

Stand: 17.04.2025 11:58 Uhr

Schüler einer Görlitzer Schule haben vor dem Tor des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau für ein Foto mit einer "White-Power"-Geste posiert. Es sei der zweite Vorfall dieser Art, sagte ein Sprecher der Gedenkstätte.

Von MDR SACHSEN

Vier Schüler der Görlitzer Scultetus-Oberschule haben am 13. März vor dem Tor des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau für ein Foto mit einer rechtsextremen Geste posiert. Das bestätigte ein Sprecher des Landesamtes für Schule und Bildung. Zuvor hatte eine Dresdner Antifa-Gruppe das Foto an Medienvertreter geschickt. Demnach haben die Neuntklässler eine sogenannte "White-Power"-Geste gezeigt. Anschließend hat einer der Schüler das Foto auf Instagram veröffentlicht. Das Bild liegt MDR SACHSEN vor.

Das Haupttor des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau im Nebel

Auschwitz-Birkenau war das größte NS-Vernichtungslager. Insgesamt wurden im Lagerkomplex Auschwitz mehr als 1,1 Millionen Menschen ermordet. (Archivbild)

Die White-Power-Geste
Die sogenannte White-Power-Geste ist ein Handzeichen, das mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis formt, während die restlichen drei Finger abgespreizt werden – ähnlich dem bekannten "Okay"-Zeichen. In rechtsextremen Kreisen wird diese Geste jedoch als Symbol für "White Power" interpretiert. Es soll die Überlegenheit der "weißen Rasse" ausdrücken. Gerade in jungen, internetaffinen Neonazi-Kreisen wird das White-Power-Zeichen in letzter Zeit häufig verwendet.

So reagiert die Gedenkstätte

Es sei der zweite bekannte Vorfall gewesen, bei dem Schüler aus Deutschland auf dem Gelände der Gedenkstätte die White-Power-Geste gezeigt haben, sagte ein Sprecher der Gedenkstätte, auf Nachfrage von MDR SACHSEN. Solche Vorfälle seien aber gemessen an der Zahl der Besucher "äußerst selten".

"Jegliche Gesten, die Hassideologien propagieren, sind an einem Ort, an dem während des Zweiten Weltkriegs etwa 1,1 Millionen Menschen ermordet wurden – die überwiegende Mehrheit davon Juden, aber auch Polen, Roma, sowjetische Kriegsgefangene und andere – besonders schmerzhaft und schockierend", sagte der Sprecher.

Elterngespräch und Sozialstunden

Die Schule habe "umgehend" auf den Vorfall reagiert, sagte ein Sprecher des sächsischen Landesamtes für Schule und Bildung (Lasub). Es habe Gespräche mit den Schülern sowie deren Eltern gegeben. "Alle Schüler haben einen Schulleitungsverweis bekommen. Zusätzlich werden sie Sozialstunden in einer Behindertenwerkstatt ableisten", sagte Clemens Arndt vom Lasub. Die Schulleiterin habe die Wahrnehmung gehabt, dass die Jugendlichen ihr Fehlverhalten eingesehen hätten.

Experte: Neonazi-Trend an Schulen

Der Soziologe und Politikwissenschaftler Johannes Kiess, der am Leipziger Else-Frenkel-Brunswik-Institut unter anderem zu Rechtsextremismus forscht, beobachtet seit ein bis zwei Jahren einen "Neonazi-Trend" bei Jugendlichen. Dies sei insbesondere an Schulen ein Problem. "Die Dynamik lässt sich gut über soziale Medien beobachten", sagt er. Dabei würde die Verwendung von Handzeichen und Symbolen eine große Rolle spielen. "Die sogenannte 'White-Power'-Geste gehört ganz klar dazu und ist sehr beliebt", sagte er.

MDR (jwi)