Zuschauer verfolgen des Auftritt der Rap-Rock-Band Kraftklub und der Robert-Schumann-Philharmonie zu Beginn des Kosmos-Festivals in Chemnitz.

Sachsen Viele Besucher, volle Hotels: Kulturhauptstadt Chemnitz zieht positive Halbzeitbilanz

Stand: 18.06.2025 15:53 Uhr

Die Zwischenbilanz der Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 fällt aus Sicht der Organisatoren positiv aus. Seit der Eröffnung Mitte Januar waren rund 600.000 Menschen zu Gast. Neben Veranstaltungen wie dem Kosmos-Festival ziehen besonders die Chemnitzer Museen viele Besucherinnen und Besucher an. In der Stadt hofft man, dass die positiven Effekte auch nach Ende des Jahres weiter Wirkung zeigen.

Von MDR Kulturdesk

Die Kulturhauptstadt Chemnitz hat eine positive Zwischenbilanz gezogen. Den Verantwortlichen zufolge sind die Besucherzahlen 2025 deutlich gestiegen, sowohl in Stadt und Region als auch in den Museen und Kulturbetrieben. Laut der kaufmännischen Geschäftsführerin Andrea Pier wurden bei den bisher rund 1.000 Veranstaltungen der Kulturhauptstadt seit Januar etwa 600.000 Gäste gezählt.

Der Chemnitzer Oberbürgermeister Sven Schulze sagte MDR KULTUR: "Wir sind sehr zufrieden mit der Zwischenbilanz im Kulturhauptstadtjahr. Viele Menschen kommen nach Chemnitz und bekommen einen neuen, eigenen und positiven Eindruck von dieser Stadt." Chemnitz stehe im Fokus – national wie international.

Viele Menschen kommen nach Chemnitz und bekommen einen neuen, eigenen und positiven Eindruck von dieser Stadt. Sven Schulze, Oberbürgermeister |

Neben der Eröffnungsfeier am 18. Januar mit 80.000 Gästen lockte etwa das Kosmos-Festival am vergangenen Wochenende besonders viele Besucherinnen und Besucher nach Chemnitz – mit rund 115.000 Menschen wurde ein Besucherrekord verzeichnet.

Die Rap-Rock-Band Kraftklub, die Indie-Pop-Band Blond mit Nina Kummer (l) und die Robert-Schumann-Philharmonie spielen zu Beginn des Kosmos-Festivals in Chemnitz.

Das Kulturfestival Kosmos Chemnitz hat 2025 einen Besucherrekord verzeichnet.

Beim Hut-Festival im Mai waren 105.000 Gäste und damit doppelt so viele wie im Vorjahr zu Besuch. Auch bei der Eröffnung des Kunst- und Skulpturenweges Purple Path im April waren tausende Interessierte in den Partnerkommunen der Kulturhauptstadtregion unterwegs.

Besucherrekorde in Chemnitzer Museen und Ausstellungen

Die Museen in Chemnitz freuen sich ebenfalls über deutlich gestiegene Besucherzahlen. So verzeichneten die Kunstsammlungen Chemnitz von Januar bis Mai rund 61.200 Besucherinnen und Besucher, 2024 waren es 29.500 gewesen. Besonders groß sei das Interesse an den Ausstellungen zu den Architekten Frei Otto und Kengo Kuma, der Schau "European Realities" zu Realismusbewegungen der 1920er- und 30er-Jahre sowie am neu eröffneten Karl Schmidt-Rottluff Haus.

Auch das Industriemuseum zählte bis Anfang Juni fast 49.800 Gäste – ein Plus von knapp 67 Prozent. Alle Museen haben den Angaben zufolge ihre Führungsangebote mindestens verdreifacht, viele Termine seien bereits Monate im Voraus ausgebucht. Zu den Spitzenreitern zählt die Villa Esche mit 327 Führungen allein im ersten Halbjahr.

Tourismus-Boom und Aufbruchstimmung in Chemnitz

Auch die touristische Nachfrage in Chemnitz und der Kulturhauptstadtregion sei im ersten Halbjahr 2025 gestiegen, teilte der Tourismusverband Chemnitz Zwickau Region e.V. mit. Zudem werde Chemnitz als Tagungs- und Kongressstandort gestärkt, sagte Programmgeschäftsführer Stefan Schmidtke. Die Geschäftsführerin der Kulturhauptstadt GmbH, Andrea Pier, betonte außerdem: "Schon nach den ersten sechs Monaten als Kulturhauptstadt Europas ist unübersehbar: Das langjährige Engagement vieler Menschen seit der Bewerbungsphase trägt Früchte."

Das belegten nicht nur die steigenden Zahlen bei Übernachtungen und Restaurantbesuchen, sondern vor allem "die spürbare Aufbruchstimmung überall in Stadt und Region." Auch Oberbürgermeister Sven Schulze bezeichnete den bisherigen Verlauf des Kulturhauptstadt-Jahres als einen "Schub fürs Selbstbewusstsein der Chemnitzerinnen und Chemnitzer". Ziel sei es, "den Schwung der Kulturhauptstadt" in die nächsten Jahre zu tragen.

Zwei Personen in einer Ausstellung.

Die Ausstellung "European Realities" lockt aktuell besonders viele Besucherinnen und Besucher nach Chemnitz.

Wie geht es weiter nach 2025?

Wie man das umsetzen kann, wird in Chemnitz zurzeit geplant. So wird etwa darüber beraten, in welchen Strukturen die laufenden Kulturhauptstadt-Projekte sich künftig fortsetzen lassen und wie dies finanziert werden kann. Ein Thema ist zudem, wie man das große Engagement der 1.200 freiwilligen Helfer weiter koordinieren und aufrecht erhalten kann.

Im September will die Kulturhauptstadt einen Plan vorstellen, der ihre "Legacy", also ihr Vermächtnis, in den nächsten zehn Jahren skizzieren soll. Auch die ersten konkreten Kultur-Events für die Zeit nach dem Festjahr sind schon in Planung: Das internationale Festival "Theater der Welt" wird am 18. Juni 2026 eröffnet.

Mitarbeiter aus dem Motorenwerk von Volkswagen in Chemnitz beteiligen sich mit ihren Porträts an dem Kunstprojekt „Inside Out“, das im Rahmen des Kosmos-Festivals vor dem Karl-Marx-Monument stattfindet.

Viele Menschen aus Chemnitz und der Region beteiligen sich am Programm der Kulturhauptstadt.

Kulturhauptstadt noch bis Ende November

Unter dem Motto "C the Unseen" präsentiert sich Chemnitz noch bis zum 30. November als Europas Kulturhauptstadt 2025. Viel Wert wird dabei auf die Beteiligung von Menschen aus der Region gelegt. Neben Chemnitz ist in diesem Jahr die slowenisch-italienische Grenzstadt Gorica/Gorizia europäische Kulturhauptstadt.

Quellen: MDR KULTUR (Grit Krause), Pressemitteilung Kulturhauptstadt, dpa, epd, redaktionelle Bearbeitung: lig, hki