
Sachsen Leipzig erinnert an das Kriegsende vor 80 Jahren
In Leipzig findet heute das zentrale Gedenken an die Befreiung der Stadt vom NS-Regime statt. Vor 80 Jahren waren US-Truppen in die Stadt eingerückt. Bei den nachfolgenden Kämpfen kamen mehrere hundert Soldaten ums Leben. Dabei fotografierte Robert Capa das berühmte Bild: "Last Man to Die". Das Gebäude, in dem das Foto entstand, das sogenannte Capa-Haus, wird einer der Orte des offiziellen Gedenkens sein.
- Leipzig erinnert sich an die Befreiung durch die US-amerikanische Armee vor 80 Jahren.
- An den Orten der Gedenkveranstaltungen lässt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs nachvollziehen.
- Im Vorfeld hat ein Symposium zum Werk des Kriegsfotografen Robert Capa in Leipzig stattgefunden.
Leipzig gedenkt der Befreiung von der NS-Diktatur vor 80 Jahren. Zur zentralen Veranstaltung im Capa-Haus werden unter anderem Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, Vertreter der Botschaften der USA und Spaniens sowie Fürst Albert II. von Monaco erwartet. Der Fürst besucht außerdem die Dauerausstellung "War is Over" sowie die neue Sonderschau "Wege der Befreiung der US-Armee durch Mitteldeutschland 1945".

Zum Gedenken an das Kriegsende vor 80 Jahren wird auch Fürst Albert II von Monaco erwartet.
Vorher lädt die Stadt Leipzig gemeinsam mit der Gedenkstätte für Zwangsarbeit zu einer Gedenkfeier an das Mahnmal Abtnaundorf ein. Danach findet im Zentrum von Leipzig ein Gedenken an der "Runden Ecke" statt. Alle drei Orte stehen im Zusammenhang mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren.
Gedenkorte spielten zentrale Rolle für Kriegsende in Leipzig
Im Barackenlager von Abtnaundorf im Nordosten Leipzig befanden sich am 18. April 1945 rund 300 Männer. Sie waren Häftlinge des Buchenwalder Außenlagers Leipzig-Thekla. Mit der Auflösung des Lagers wurden die Männer zurückgelassen. Die SS setzte die Baracke, in der sie eingesperrt waren, in Brand. Mehr als 80 Männer verloren ihr Leben.

Auf einer Stele aus Stein stehen Namen: Die Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus in Leipzig-Abtnaundorf.
Die US-amerikanischen Soldaten, die nur wenige Stunden später in Leipzig eintrafen, dokumentierten das Verbrechen. Als Beweismittel im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher erlangten diese Dokumente internationale Bekanntheit.
Enkel eines Zeitzeugen in der "Runde Ecke"
In der "Runden Ecke" am Leipziger Innenstadtring errichteten die amerikanischen Soldaten später ihr Hauptquartier. Der demokratische Neuanfang, den die amerikanische Besatzungsmacht ermöglichte, fand jedoch nach wenigen Wochen mit der Übergabe Leipzigs an die Rote Armee am 2. Juli 1945 ein jähes Ende.

Die Gedenkstätte "Runde Ecke" zeigt die Ausstellung "Zwei Mal befreit? Leipzig unter amerikanischer und sowjetischer Besatzung 1945".
Zur heutigen Gedenkfeier an der "Runden Ecke" ist ein besonderer Gast vor Ort: Richard Read ist der Enkel des damaligen amerikanischen Stadtkommandanten Major Richard J. Eaton. Dieser hatte noch im April 1945 den Gemeinderat in Leipzig ernannt, in der Zusammensetzung der Wahlergebnisse von 1932. Als neuer Oberbürgermeister wurde Wilhelm Johannes Vierling eingesetzt und als Polizeipräsident Heinrich Fleißner, der das Amt schon vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 innehatte.
Ikonische Bilder von Kriegsfotograf Robert Capa
Als die US-Army am 17. April in Leipzig einrückte, war auch der Fotograf Robert Capa mittendrin. Hier fotografierte er die Serie "Last man to die", eines der Bilder zählt zu seinen berühmtesten. Darauf ist der Tod des US-Soldaten Raymond J. Bowman zu sehen. Die Straße am Capa-Haus ist nach ihm benannt.

Im Capa-Haus fotografierte Robert Capa während der Befreiung Leipzigs die berühmte Bildserie "Last man to die".
Was macht die Kraft von Capas Fotos aus? Und wie werden sie im Ausland gesehen? Mit diesen Fragen beschäftigte sich am 16. April 2025 ein Symposium in Leipzig. Eine Antwort lieferte die Kulturwissenschaftlerin Irme Schaber: Capa sei der erste Kriegsfotograf gewesen, der sich nicht als Chronist verstanden habe, sondern zusammen mit seiner Lebensgefährtin Gerda Taro Partei ergriff für die Opfer. Die Bilder der beiden seien ein "Gegenentwurf zum Massen-Kult der Nazis gewesen, ein visuelles Störfeuer gegen den Wahn vom totalen Krieg".
Die Bilder von Robert Capa und Gerda Taro waren ein Gegenentwurf zum Massen-Kult der Nazis, ein visuelles Störfeuer gegen den Wahn vom totalen Krieg. Irme Schaber, Kulturwissenschaftlerin |
Schaber spricht von einem "Appell an die Weltöffentlichkeit" – ähnlich wie wir das heute aus der Ukraine kennen. Cynthia Young, Capa-Kuratorin aus New York, ergänzt: "Dass wir uns hier in Leipzig versammeln, um über die Bilder Capas zu reden, spricht doch dafür, dass Capa immer noch hochwichtig ist! Und wir haben uns zu fragen, warum?" Das, so Young, sage einiges aus über die Welt, in der wir heute leben.
Quellen: Bürgerkomitee Leipzig e.V., Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke" | MDR KULTUR (Bernd Schekauski)
Redaktionelle Bearbeitung: jb, td