
Sachsen Spitzen-Duo der SPD Sachsen Michel und Homann wiedergewählt
Auf ihrem Landesparteitag in Dresden am Samstag haben die Delegierten die bisherigen Partvorsitzenden Kathrin Michel und Henning Homann im Amt bestätigt. Das Spitzen-Duo bekam jedoch weniger Stimmen als noch bei der letzten Wahl. Die Vorsitzenden steckten die Ziele der nächsten Jahre fest. Mit deutlicher Kritik am Vorstand sorgte der frühere Wirtschaftsminister Martin Dulig für einen Eklat.
- Die wiedergewählten SPD-Parteivorsitzenden Henning Homann und Kathrin Michel wollen wieder zweistellige Wahlergebnisse in Sachsen.
- Sachsens Ex-Wirtschaftminister Martin Dulig übte heftige Kritik an Homann wegen verschiedener Fehler.
- Mit einem Leitantrag will die SPD Sachsen schlechte Wahlergebnisse ehrlich aufarbeiten.
Die bisherigen Vorsitzenden der SPD Sachsen Kathrin Michel und Henning Homann sind auf dem Landesparteitag am Samstag in Dresden im Amt bestätigt worden. Homann kam auf rund 77 Prozent der Delegiertenstimmen, Michel verbuchte rund 86 Prozent der Stimmen. Gegenkandidaten gab es nicht.
Bei der letzten Wahl vor zwei Jahren kam das Duo noch auf mehr Zustimmung. Michel erhielt damals rund 93 Prozent der Stimmen, Homann konnte rund 89 Prozent der Delegierten für sich gewinnen. Der Hoyerswerdaer Oberbürgermeister Torsten Ruban-Zeh sowie Sophie Koch wurden am Samstag als Stellvertreter gewählt.
Ziel: SPD in Sachsen soll zweistellig werden
Mit Blick auf das Abschneiden der SPD bei der Bundestags- und Landtagswahl betonte Michel in ihrer Rede, dass es kein "Weiter so" geben dürfe. "Die SPD braucht mehr als ein Update, sie braucht eine echte Erneuerung".
Homann betonte: "Es muss unser Anspruch sein, in Sachsen wieder zweistellig zu sein." Bei der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 hat die SPD eine dramatische Niederlage erlitten. Die Partei stürzte mit 16,4 Prozent auf ihr schlechtestes Ergebnis bei einer Bundestagswahl seit 1949 ab. In Sachsen kam die SPD bei der Bundestagswahl auf 8,5 Prozent.

Nach seiner Wahl zum Parteivorsitzenden sprach Henning Homann (Mitte) von dem Ziel, die SPD in Sachsen wieder zu zweistelligen Wahlergebnissen zu führen.
Es muss unser Anspruch sein, in Sachsen wieder zweistellig zu sein. Henning Homann | Parteivorsitzender der SPD Sachsen
Bei der Landtagswahl am 1. September 2024 bekam die SPD 7,3 Prozent der Stimmen. Sie bildet derzeit zusammen mit der CDU eine Minderheitsregierung in Sachsen und ist auf Stimmen der Opposition angewiesen. Homann sprach von einer "Koalition der Verantwortung". Die Einigung auf einen Doppelhaushalt noch vor der Sommerpause bezeichnete Homann als Beweis dafür, dass die "neue politische" Kultur funktioniere.
Dulig wirft Vorstand fehlende Strategie vor
Vor der Wahl von Homann und Michel gab es deutliche Kritik vom früheren Wirtschaftsminister Martin Dulig. Er erklärte, Homann nicht wählen zu wollen. "Eine kleine Gruppe macht sich die Partei zur Beute", so der SPD-Landtagsabgeordnete. Er warf Homann Fehler bei der Regierungsbildung und auch bei den Verhandlungen zum Doppelhaushalt vor.

Sachsens früherer Wirtschaftsminister Martin Dulig kritisierte Henning Homann etwa dafür, weil dieser sich nicht ausreichend für Anliegen von Sozialverbänden und Kulturvereinen einsetze. (Archivbild)
Eine kleine Gruppe macht sich die Partei zur Beute. Martin Dulig | SPD-Landtagsabgeordneter und früherer Wirtschaftsminister
Er habe sich nicht ausreichend für die Anliegen von Sozialverbänden und Kulturvereinen eingesetzt, begründete Dulig. Zudem fehle der Parteispitze eine entsprechende Strategie, um bei der nächsten Landtagswahl 2029 erfolgreich zu sein.
Duo aus Homann und Michel führt SPD seit 2021
Auf die Kritik aus den eigenen Reihen reagierte das neu gewählte Spitzen-Duo gelassen. Es brauche eine Debattenkultur, in der es auch Raum für Kritik gebe, betonte Michel. Homann sprach von einem "ehrlichen Ergebnis". Es gebe einen klaren Auftrag, die Erneuerung der Partei auf organisatorischer und inhaltlicher Ebene fortzusetzen. Das Duo aus Homann und Michel führt die SPD Sachsen seit Oktober 2021.

Die Co-Vorsitzende der SPD Sachsen, Kathrin Michel, betonte auf dem Landesparteitag in Dresden, dass die Partei eine echte Erneuerung brauche.
Leitantrag: Ehrliche Aufarbeitung letzter Wahlergebnisse
Die Partei diskutiert auf dem Landesparteitag auch einen Leitantrag. Bei dem soll es um die interne Aufarbeitung der Wahlergebnisse gehen, aber auch um die Aufstellung der sächsischen SPD für die Zukunft.
Als ein Ziel wurde die Gewinnung neuer Mitglieder genannt. Zudem müsse sich die SPD als "Netzwerkpartei" und als Vertreter wichtiger gesellschaftlicher Bündnisse etablieren.

Auf dem SPD-Landesparteitag in Dresden wollen die Delegierten auch über einen Leitantrag entscheiden. Dieser beinhaltet unter anderem die Aufarbeitung von Wahlergebnisse und das Ziel, neue Parteimitglieder zu gewinnen.
Eine "glaubwürdige Aufstellung der SPD nach den letzten Wahlergebnissen setzt eine ehrliche Auswertung auf allen Ebenen voraus", heißt es zudem in dem Antrag. Eine Projektgruppe arbeitet daher derzeit an einer Auswertung, um strategische Empfehlungen zu geben.
MDR (phb)/dpa