Radfahrer fahren unter der Brücke auf dem Damaschkeplatz in Magdeburg hindurch.

Marode Infrastruktur Brücke auf Magdeburger Ring droht der Abriss

Stand: 23.04.2025 15:52 Uhr

Wegen massiver Schäden ist die Ring-Brücke am Damaschkeplatz im Stadtzentrum seit knapp einer Woche komplett gesperrt. Das betrifft alle Verkehrs-Arten. Bisher hielt sich das Verkehrschaos in Grenzen. Doch mit dem Ende der Osterferien wird das Verkehrsaufkommen in Magdeburg zunehmen und damit die Herausforderungen für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt. Bis die Brücke abgerissen und durch eine Behelfsbrücke ersetzt wird, werden Umleitungen empfohlen – und starke Nerven.

Von MDR SACHSEN-ANHALT

In den Schulen Sachsen-Anhalts ist am Dienstag der Unterricht nach den Osterferien wieder losgegangen, viele Menschen haben nach ihrem Urlaub die Arbeit wieder aufgenommen. Doch das befürchtete Verkehrschaos in Magdeburg ist ausgeblieben. Obwohl seit mehr als einer Woche die Brücke des Magdeburger Rings über den Damaschkeplatz vollständig gesperrt ist. Das heißt, niemand darf mehr darüber oder darunter hindurch.

Ein provisorischer Ersatz-Bau soll möglichst schnell entstehen. Am Donnerstag soll im Stadtrat der Zeitplan für die weiteren Arbeiten bis zum Abriss vorgestellt werden. Die Ring-Brücke besteht aus zwei parallel verlaufenden Bauwerken mit jeweils zwei Fahrspuren.

Stichwort: Der Magdeburger Ring

Der Magdeburger Ring ist eine Schnellstraße, die durch die Stadt führt. Sie wird auch Tangente genannt und ist kein Ring im eigentlichen Sinne, sondern eine Nord-Süd-Verbindung. Der Bau begann 1970, mitsamt Autobahnanschluss wurde die Trasse 1975 fertiggestellt. Nach dem Einsturz der Dresdner Carolabrücke war in Magdeburg veranlasst worden, dass das Material an drei Spannbetonbrücken des Rings geprüft wird.

An den Brücken wurde laut Stadt sogenannter Hennigsdorfer Spannstahl verbaut, bei dem das Risiko einer sogenannten Spannungsrisskorrosion besteht. Dieser Spannstahl wurde auch an der Carolabrücke verbaut.

Staatssekretär im Infrastrukturministerium: "enorme Verkehrsbelastung"

Bis es so weit sein wird, müssen Verkehrsteilnehmer mit großen Einschränkungen zurechtkommen. Autofahrer sollen mehr Zeit einplanen. Die Stadtverwaltung empfiehlt für den Durchgangsverkehr eine weiträumige Umleitung über die Autobahn 14. Die letzte Ausfahrt vom Magdeburger Ring in der nördlichen Fahrtrichtung ist die Ausfahrt Liebknechtstraße, in der Gegenrichtung der Anschluss an die Bundesstraße 1 / Albert-Vater-Straße.

Karte zur Sperrung der Brücke am Damaschkeplatz: Das sind die Umleitungen

Sven Haller, Staatssekretär im Infrastrukturministerium von Sachsen-Anhalt, sprach bereits in der vergangenen Woche von einer "enormen Verkehrsbelastung" für die Magdeburgerinnen und Magdeburger. Er betonte, die Sicherheit gehe aber vor. Man sei mit der Stadt im Gespräch, die innerstädtischen Verkehre, aber auch die aus dem Umland so zu organisieren, dass Bürger an ihre Zielorte gelangten.

Sperrung schränkt Autos, Straßenbahnen, Radfahrer und Fußgänger ein

Weil die Sperrung am Damaschkeplatz zunächst immer wieder von Radfahrern und Fußgängern ignoriert worden war, gibt es seit Donnerstag eine zusätzliche Querung über den Magdeburger Ring. Diese verläuft zwischen dem Adelheidring auf der Westseite und der – für den Kfz-Verkehr gesperrten – Ring-Ausfahrt "Zentrum" auf der Ostseite.

Arbeiten für neuen Weg für Radfahrer und Fußgänger über den Magdeburger Ring

Die neue Verbindung zwischen Stadtfeld-Ost und Hauptbahnhof war kurzfristig eingerichtet worden.

Radfahrer und Fußgänger können laut Stadtverwaltung zusätzlich auch die Brücke in den Glacis-Anlagen oder die Albert-Vater-Straße nutzen.

Fußgänger und Radfahrer sind in Magdeburg auf einer Brücke unterwegs, die als Ausweichroute für Fußgänger und Radfahrer wegen der Sperrung des Damaschkeplatz im Zentrum der Stadt gedacht ist.

Fußgänger- und Radfahrer-Brücke in den Glacisanlagen

Neuer Fahrplan für die Straßenbahnen der MVB

Unterdessen haben sich auch die Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB) mit der neuen Situation arrangiert: Wie die MVB mitteilten, fahren Straßenbahnen seit Karsamstag wieder nach Fahrplan. Davor waren fünf Linien umgeleitet worden - ohne konkrete Abfahrtzeiten.

Die Fahrpläne sind laut MVB online abrufbar. Auch die Digitalanzeigen an den Haltestellen zeigten wieder verlässliche Abfahrtzeiten und Routen an. Aushänge an den Haltestellen würden nach Ostern aktualisiert, erklärten die Verkehrsbetriebe.

So leiten die MVB die Straßenbahnen um

– Die Straßenbahnlinie 1 ist zwischen Kannenstieg und Olvenstedter Platz über Leiterstraße, Hasselbachplatz, Südring, Westring und Damaschkeplatz unterwegs.
– Die Straßenbahnlinie 3 ist zwischen Klinikum Olvenstedt und Diesdorf über Olvenstedter Platz, Damaschkeplatz und Westring im Einsatz. (ca. 20-Minuten-Takt) – Die Straßenbahnlinie 4 fährt zwischen Klinikum Olvenstedt und Cracau über Europaring, Westring, Südring, Hasselbachplatz, Verkehrsbetriebe und Hauptbahnhof/Willy-Brandt-Platz.
– Die Straßenbahnlinie 5 ist zwischen Diesdorf und Messegelände über Westring, Südring, Raiffeisenstraße und S-Bahnhof-Buckau im Einsatz. (ca. 20-Minuten-Takt) – Die Straßenbahnlinie 6 fährt verkürzt nur zwischen Herrenkrug und Hauptbahnhof/Willy-Brandt-Platz.

Die Haltestelle Hauptbahnhof/Kölner Platz wird demnach derzeit gar nicht bedient. Fahrgäste sollen die Haltestelle Hauptbahnhof/Willy-Brandt-Platz nutzen.

Sperrung Brücke - MVB

Auch der Straßenbahnverkehr am Kölner Platz ist gesperrt.

Sonderprüfung nach Einsturz von Carolabrücke

Grund für die Sperrung der Brücke über den Damaschkeplatz sind laut Stadtverwaltung massive Schäden an dem Bauwerk. Sie waren bei einer Sonder-Prüfung festgestellt worden. Es gebe zahlreiche Risse an den Spann-Gliedern, teils seien sie sogar bereits gebrochen. Größtes Risiko ist nach Aussage des Magdeburger Bau-Beigeordneten, Jörg Rehbaum (SPD), dabei das Eigengewicht der Brücke.

Die festgestellten Schäden sind den Angaben zufolge so gravierend, dass eine Reparatur nicht mehr möglich ist – ein Abriss der Brücke gilt nach Einschätzung der Stadt als unausweichlich.

Derzeit werde noch einmal am Ostteil des Bauwerks (Innenstadt-Seite) eine Tiefen-Prüfung vorgenommen. Die größeren Schäden, die zur sofortigen Sperrung geführt hatten, waren auf der Westseite der Brücke festgestellt worden. Die Brücke muss der Stadtverwaltung zufolge auf jeden Fall abgerissen werden; egal, wie die aktuelle Tiefen-Prüfung ausfällt.

Behelfsbrücke bis zu den Sommerferien fertig?

Als Reaktion auf die Sperrung soll in Magdeburg nun eine Behelfsbrücke bis zum Bau einer neuen Brücke für Entlastung sorgen. Wie der Bau-Beigeordnete Rehbaum vergangene Woche sagte, soll sie auf den Unterbau der jetzigen Brücke gesetzt werden. Zunächst solle aber der Abriss der jetzigen Brücke "im Rahmen der Gefahrenabwehr" relativ zügig erfolgen. Damit könnte der Verkehr zumindest unter der Brücke in absehbarer Zeit wieder fließen.

Die Behelfsbrücken bekomme man relativ schnell geliefert, die Montage dauere dann rund zehn Wochen, sagte Rehbaum weiter. Man hoffe, dass der Magdeburger Ring mit den Behelfsbrücken bis zu den Sommerferien wiederhergestellt sei.

Die Schienen unter einer Brücke am Damaschkeplatz in Magdeburg sind großflächig abgesperrt.

Die Brücke ist irreparabel beschädigt.

Allein die Ausschreibung könnte Jahre dauern

Für den Bau der neuen Brücke ist Rehbaum zufolge ebenfalls noch kein genauer Zeitpunkt klar. So würden die Ausschreibungen derzeit zwischen fünfeinhalb und 15 Jahren dauern. Die Stadt wolle das Verfahren auf dreieinhalb bis neun Jahre verkürzen. Den Worten von Rehbaum kann das allerdings auch nicht reichen, um die marode Infrastruktur zeitnah zu erneuern.

Nach Angaben von Oberbürgermeisterin Borris wird auch geprüft, welche anderen Baustellen möglicherweise vorübergehend ruhen können, um einen Verkehrskollaps in Magdeburg zu verhindern.

Es führt sonst zum Verkehrskollaps – und das wollen wir alle nicht. Simone Borris, Oberbürgermeisterin Magdeburg |

Rettungs-Konzept entwickelt – Stadt ruft Bevölkerung zu Mithilfe auf

Die Stadtverwaltung hat in der Zwischenzeit auch ein Konzept für die Rettungskräfte entwickelt. Demnach wird ein zusätzlicher Rettungswagen im Westen der Stadt stationiert, damit Rettungskräfte in Stadtfeld, Diesdorf und den umliegenden Gebieten schneller zu den Einsätzen kommen können. Zudem würden die Freiwilligen Feuerwehren Olvenstedt und Diesdorf stärker eingebunden. Auch die Leitstelle soll aufgerüstet werden. Die Stadt Magdeburg bittet außerdem die Bevölkerung um Mithilfe: Bürger sollen darauf achten, frühzeitig Rettungsgassen zu bilden und Feuerwehr-Einfahrten nicht zuzuparken.

Eine Absperrung steht vor der maroden Brücke am Damaschkeplatz in Magdeburg.

Der Damaschkeplatz ist derzeit für alle Verkehrsteilnehmer tabu.

Auch anderen Brücken des Magdeburger Rings droht Sperrung

Wie es derweil mit den Brücken über die Halberstädter Straße und die Brenneckestraße weitergeht, ist offen. Auch an diesen Spannbetonbrücken entlang des Magdeburger Rings soll es nun weitergehende Untersuchungen geben. Stadtsprecher Michael Reif sagte MDR SACHSEN-ANHALT vor Ostern, es sei nicht auszuschließen, dass auch diese Brücken voll gesperrt werden müssten. Auf den beiden Brücken gilt derzeit Tempo 30 und nur eine Fahrspur kann genutzt werden.

dpa, MDR (Susanne Ahrens, Linus-Benedikt Zosel, Maximilian Fürstenberg, Kalina Bunk, Felix Fahnert) | Erstmals veröffentlicht am 14.04.2025

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR aktuell am 15. April 2025 um 10:04 Uhr.