Eien Metallschale mit Erdbeeren vor einem Erdbeerfeld

Erdbeeren zum Selberpflücken: Wenn Naschen zum Mundraub wird

Stand: 22.06.2025 12:21 Uhr

Auf den Erdbeerfeldern in Schleswig-Holstein herrscht Hochbetrieb. Betreiber beobachten immer mehr Menschen, die hauptsächlich zum Naschen kommen und nur wenig Gepflücktes bezahlen. Manche Bauern führen Mindestpreise gegen "Schnorrer" ein.

Von Lisa Pandelaki

Eine Zeit, in der fast alles Obst und Gemüse das ganze Jahr in den Supermarktregalen liegt, macht manche Früchte zu etwas ganz besonderem. Wie aktuell Erdbeeren, die am besten in ihrer Saison und pflückfrisch schmecken. Die Selbstpflück-Felder in Schleswig-Holstein sind deshalb fast immer sehr gut besucht. Und weil die roten Früchte so gut schmecken, wandert während des Pflückens auch die ein oder andere Beere in den Mund statt in die Schale. "Das Naschen gehört dazu und macht auch den Reiz vom Selbstpflücken aus", findet Frederik Kerlen vom Gut Warleberg in Neuwittenbek (Kreis Rendsburg-Eckernförde).

Die Ehrlichen zahlen für die Viel-Nascher mit

Wenn allerdings mehr im Bauch landet als am Ende auf der Waage beim Bezahlen, wird das für die Obstbauern zum Problem. Alle von NDR Schleswig-Holstein kontaktierten Betriebe geben an, dass es immer häufiger vorkommt, dass Gruppen von bis zu zehn Personen auf die Felder gehen und am Ende nur mit einer kleinen Schale gepflückter Früchte nach Hause gehen.

"Es gibt diejenigen, die pflücken, um daraus Marmelade und anderes zu machen und es gibt diejenigen, die kommen nur zum Naschen", sagt Kerlen. Wie hoch genau der finanzielle Verlust durch übermäßiges Naschen ist, lässt sich nicht beziffern. Doch er spiegelt sich auf jeden Fall im Preis pro Kilogramm wider. "Die Ehrlichen zahlen mit für die, die nur zum Naschen kommen", fasst Kerlen zusammen.

Reife Erdbeeren an einer Erdbeerpflanze

Erdbeeren schmecken pflückfrisch meist am besten.

Manche Betriebe setzen auf Eintrittsgelder

Um dem entgegenzuwirken, haben einige Betriebe schon Eintrittsgelder eingeführt. Dabei zahlt jede Person - in manchen Fällen auch nur jeder Erwachsene - zu Beginn einen gewissen Betrag. Der wird am Ende mit den gepflückten Früchten verrechnet, soll aber sicherstellen, dass eine gewisse Menge pro Kopf gepflückt wird. Bei den Himbeeren auf Gut Warleberg gibt es das schon. Bei den Erdbeeren sprechen sie laut Kerlen zwar immer wieder darüber, eingeführt haben sie es bisher aber noch nicht.

Erntehelfer dürfen Platzverweise aussprechen

Thorben arbeitet seit zehn Jahren als Helfer auf den Selbstpflücker-Feldern. Von seinem Stand neben den Erdbeerfeldern des Gut Warlebergs aus hat er zwar die Selbstpflücker im Blick, kann aber nicht jeden im Auge behalten und sehen, wieviel genascht wird.

Kommen allerdings größere Gruppen mit nur einer kleinen Ausbeute zurück, stellt er sie zur Rede. "Da ist dann bei der Schüssel nur der Boden bedeckt und sie sagen, sie hätten nicht mehr gefunden oder so", erzählt er. Wirklich oft passiere das zwar nicht, aber die Diskussionen darüber, was erlaubt sei und was nicht, würden heftiger. "Teilweise gibt es richtige Auseinandersetzungen und wir müssen laut werden", sagt er. In solchen Fällen dürfe er auch Platzverweise aussprechen. Bei den Erdbeeren wäre das bisher noch nicht nötig gewesen. Bei den Himbeeren gab es im vergangenen Jahr rund acht Platzverweise.

Meschen beim Erdbeeren pflücken auf einem Feld

Naschen gehört dazu, aber nicht nur, finden die Betreiber.

Regeln für Selbstpflücker
  • Welche Menge noch naschen und was schon Mundraub ist, lässt sich nicht genau festlegen. Am besten vor dem Pflücken direkt auf dem Feld nachfragen, wie es dort gehandhabt wird.
  • Angebissene Beeren nicht zurück aufs Feld werfen. Die Reste fangen schnell an zu schimmeln und es besteht die Gefahr, dass der Schimmel auf die anderen Früchte übergreift.
  • Auch wenn Obstpflücken ein schönes Erlebnis für die ganze Familie ist, sind die Felder kein Spielplatz. Eltern sollten darauf achten, dass ihre Kinder nicht zu wild toben und dabei Früchte zertrampeln.

Dieses Thema im Programm: NDR Fernsehen | Schleswig-Holstein Magazin | 21.06.2025 | 19:30 Uhr