Knut Suhk sitzt vor einem Ordner in seinem Büro.

Schleswig-Holstein Ehrenamtliche Bürgermeister in SH: Viel Arbeit für wenig Geld

Stand: 15.05.2025 10:08 Uhr

Gehalt oder Lohn gibt es für ehrenamtliche Bürgermeister nicht - sie bekommen für ihre Arbeit eine Aufwandsentschädigung. Doch die fällt in Schleswig-Holstein deutlich geringer aus als in anderen Ländern.

Von Hauke von Hallern

Ein schmaler mit Sträuchern verwachsener Schotterweg zwischen Vorgärten mitten in Aumühle (Kreis Herzogtum Lauenburg). Der ehrenamtliche Bürgermeister Knut Suhk diskutiert mit einem Mitarbeiter einer Baufirma. Der Weg soll gepflastert werden. Knut Suhk muss die Bürger noch informieren. Eine Anwohnerin kommt dazu. Sie weiß noch nichts von dem Projekt und ist wenig begeistert. Suhk muss sich rechtfertigen. "Also ich habe dagegen gestimmt im Gemeinderat, ich war nicht dafür, das auszubauen. Die Mehrheit hat aber dafür gestimmt, weil das dahinten immer so matschig ist und da haben sich viele beschwert."

Bürgermeister in SH arbeiten bis zu 50 Stunden in der Woche

Suhk muss Ansprechpartner sein, sieben Tage die Woche und das nicht nur für seine Bürger. Ohne ihn geht in Aumühle kaum etwas voran, bis zu 50 Stunden pro Woche arbeitet er. Dafür bekommt er eine Aufwandsentschädigung. Diese richtet sich nach der Größe der Kommune - je mehr Einwohner, desto mehr Geld gibt es. In Aumühle leben knapp 3.300 Menschen. Die Aufwandsentschädigung für ihren Bürgermeister liegt bei knapp 1.400 Euro pro Monat. "Davon gehen dann eben noch Steuern und Sozialbeiträge ab, sodass ich netto so ungefähr bei 900 Euro liege", berichtet Suhk. Geregelt wird das durch die Landesverordnung über Entschädigungen in kommunalen Ehrenämtern.

Knut Suhk im Gespräch mit einer Anwohnerin.

Nach Steuern und Abgaben bleiben Bürgermeister Suhk rund 900 Euro Aufwandsentschädigung.

Bayern zahlt den Bürgermeistern knapp 6.000 Euro

In kaum einem anderen Bundesland in Deutschland gibt es so wenig wie in Schleswig-Holstein. Zum Vergleich: In Bayern würde Suhk für seine Arbeit knapp 6.000 Euro bekommen.

Bürgermeister an der Belastungsgrenze: Interesse am Ehrenamt lässt nach

In Schleswig-Holstein gibt es rund 1.000 ehrenamtliche Bürgermeisterinnen und Bürgermeister. Doch es finden sich laut Städte- und Gemeindetag immer weniger Freiwillige, die ein solches Amt übernehmen wollen. Dazu kommt, dass viele ehrenamtliche Bürgermeister vor dem Ablauf ihrer Dienstzeit aufgeben und ihr Amt niederlegen. Nach einer Studie der Körber Stiftung sehen sich rund die Hälfte der Befragten an ihrer Belastungsgrenze.

Rechtliche Hürden, große Verantwortung: Ehrenamt wird anspruchsvoller

Mittlerweile ist Knut Suhk wieder im Rathaus angekommen und bearbeitet einen Stapel Rechnungen. Nicht immer sind die Aufgaben so einfach. Das Ehrenamt werde immer komplexer, erklärt Jörg Bülow vom Städte- und Gemeindetag Schleswig-Holstein. "Es sind inzwischen in vielen Gemeinden wirklich schwerwiegende Entscheidungen zu treffen. Also zum Beispiel ob auf großen Freiflächen Photovoltaikanlagen errichtet werden sollen." Die Dinge seien auch rechtlich immer komplizierter geworden. "Es gibt unendlich viele Vorschriften, der übergeordneten Ebenen von Land, Bund und Europa", erklärt Bülow. Deshalb sei es nötig, die Aufwandsentschädigung in Schleswig-Holstein deutlich anzuheben.

Knut Suhk sitzt vor einem Ordner in seinem Büro.

Pro Woche arbeitet Suhk bis zu 50 Stunden.

Zwischen Baustellen und Büro: Ehrenamt fordert vollen Einsatz

Knut Suhk muss das Rathaus wieder verlassen. Ein weiterer Baustellenbesuch steht an. Der Bürgermeister läuft durch einen Rohbau eines künftigen Sport- und Jugendheimes. Kosten: 2,5 Millionen Euro. "Wir haben alleine ein Jahr am Bauvertrag gesessen, damit es hinterher keine bösen Überraschungen gibt." Suhk ist verheiratet und hat zwei Kinder. Seine Frau verdient das Haupteinkommen. Nebenbei arbeiten kann der gelernte Journalist wenig, der Job als Bürgermeister ist stressig genug.

Das Land Schleswig-Holstein hat vor, die Aufwandsentschädigung für Ehrenamtler Ende des Jahres zumindest etwas anzuheben. Das Innenministerium teilt NDR Schleswig-Holstein schriftlich mit:

Ein transparenter Vergleich der Höhe der Aufwandsentschädigungen mit anderen Bundesländern ist aus Sicht des Innenministeriums schwierig, da sich die Aufgaben (…) je nach Bundesland unterscheiden und dadurch auch der Arbeitsaufwand sehr unterschiedlich sein kann."
— Innenministerium Schleswig-Holstein

Für Knut Suhk geht es wieder zurück ins Rathaus, weitere Termine folgen bis in den Abend. Nicht selten schließt er die Rathaustür erst um 22 Uhr ab. Trotz Stress und wenig Geld macht er weiter, weil der Reiz groß sei, sagt er, in seiner Gemeinde etwas bewegen zu können.

Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Schleswig-Holstein Magazin | 15.05.2025 | 19:30 Uhr