
Schleswig-Holstein Zecken in SH: Klimawandel begünstigt den Vormarsch der Blutsauger
Der Klimawandel sorgt mit milderen Wintern dafür, dass Zecken auch in Schleswig-Holstein ein immer größeres Problem werden. Die Blutsauger sind inzwischen das ganze Jahr über aktiv.
Thomas Jacobi läuft mit Cocker-Spaniel-Hündin Aska durch Himbeersträucher im Daldorfer Wald (Kreis Segeberg). Mit einer Spraydose markiert er Bäume, die später gefällt werden sollen. Eine Stunde dauert der Job im Unterholz. Dort lauern sie - die stecknadelkopfgroßen Blutsauger: Zecken. "Alles, was so kniehoch ist, Gras, Vegetation, da lauern die Zecken drin. Da sitzen sie oben drauf, wenn man durchgeht, streift man sie ab", erzählt der Förster. Etwa fünf Stück sammelt sich Jacobi nach jedem Arbeitseinsatz von der Hose. Es werden mehr, glaubt er.
Klimawandel: Zecken mögen es warm
Durch den Klimawandel steigen die Durchschnittstemperaturen immer weiter an. Wenn die Temperaturen mehrere Tage hintereinander sieben Grad erreichen, werden Zecken aktiv. Die Krabbler mögen es warm. "Die milden Winter lassen die Zecken überleben. Das Dumme ist heute, dass wir dann im Dezember und Januar Zecken haben", sagt Jacobi. Damit rechne man dann eigentlich nicht mehr. "Man kann fast sagen, wir haben das ganze Jahr über Zecken."
Zecken übertragen Borreliose und FSME
Dadurch verlängert sich auch die Zeit, in der sie Krankheiten übertragen können. Dazu gehört Borreliose. "Das ist ein großes Thema bei uns auch im Kollegenkreis. Ich habe noch keine Antikörper dagegen, aber wir haben Kollegen, die Borreliose hatten und auch Spätfolgen. Das sind massive Schmerzen in den Gelenken zum Beispiel", berichtet Jacobi. Gegen Borreliose gibt es keine Impfung.

Zecken können verschiedene Krankheiten übertragen: Auch FSME-Fälle kommen inzwischen in SH vor.
Zecken übertragen auch die Frühsommer-Meningoenzephalitis - kurz FSME. "Bei FSME kann es zu einer Entzündung des Gehirns, der Hirnhaut oder des Rückenmarks kommen", erklärt Peter Trillenberg, Neurologe am Uniklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck. In seltenen Fällen könne die Erkrankung sogar tödlich verlaufen. "Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit gehören zu den Symptomen, wenn das Gehirn beteiligt ist auch Verwirrtheit, Sprachstörungen. Das ist schon eine ernste Erkrankung."
FSME: Virus inzwischen auch in SH
Die FSME-Risikogebiete liegen in Süddeutschland. Das Virus rückt aber immer weiter in Richtung Norddeutschland vor. In den südlichen Landesteilen von Schleswig-Holstein gibt es inzwischen einzelne Fälle von FSME. Eine Impfung empfiehlt die Ständige Impfkommission zum Beispiel Urlaubern, die in Süddeutschland wandern gehen. Förster Thomas Jacobi ist nicht geimpft. Er schützt sich auf andere Weise. Jacobi steht vor seinem Auto, auf seiner Arbeitshose sind mehrere schwarze Pünktchen zusehen. Konzentriert klopft er sie von seiner Hose. "Und das nach einem Arbeitseinsatz von einer Stunde. Wenn ich dann mittags im Büro bin, dann kommt auch noch die Hose runter und dann suche ich meine Beine ab. Meine Regel ist, dass ich alle sechs Stunden nach Zecken suche und sie entferne."
Diese Bekleidung kann vor Zecken schützen
Jacobi trägt eine lange Hose und Wanderschuhe. "So kommen die Tiere nicht so schnell an meine Haut. Bis sie die passende Stelle auf der Haut finden, dauert es eine Weile." Sorgen mache er sich bei der Arbeit im Wald nicht. "Wenn man die Zecken rechtzeitig entfernt, passiert nichts", glaubt er.
Zecken fühlen sich im Hundefell wohl
Jetzt ist seine Hündin Aska dran. Mit einem Zeckenkamm fährt er durch das Fell am Kopf. Nach dem ersten Zug findet er drei Zecken auf dem Kamm. "Das ist normal, sie wühlt im Waldböden, an den Gräsern. Zecken fühlen sich im Hundefell sehr wohl." Bei Erwachsenen finden sich Zecken vor allem an den Beinen, bei Hundehaltern auch an den Armen und unter den Achseln, bei Kindern hinter den Ohren. Waldspaziergängern rät Jacobi, möglichst auf den Forstwegen zu bleiben. Dort gebe es weniger Zecken.
Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Schleswig-Holstein Magazin | 23.04.2025 | 19:30 Uhr