
Schleswig-Holstein Zwei tote Wölfe über Ostern in Schleswig-Holstein
Erst wurde Karfreitag ein Wolf auf der A20 bei Lübeck totgefahren, dann Ostermontag auf der B205 bei Neumünster. Die Kadaver befinden sich nun beim Landesamt für Umwelt in Flintbek.
Bei einem Autounfall auf der B205 zwischen Willingrade und Rickling (beide Kreis Segeberg) ist am Ostermontag (21.4.) ein Wolf getötet worden. Das bestätigte das Landesamt für Umwelt (LfU) gegenüber NDR Schleswig-Holstein. Kurz nach 13 Uhr wurden Experten des LfU zur Unfallstelle in der Nähe von Neumünster gerufen. Dort konnten sie den Tod der Fähe, einem weiblichen Wolf, bestätigen. Der Kadaver sei daraufhin ins LfU nach Flintbek im Kreis Rendsburg-Eckernförde gebracht worden.
Toter Wolf hatte vermutlich Jungtiere
Die Experten vermuten, dass die Fähe vor kurzem Jungtiere bekommen hatte, weil Milch aus den Zitzen austrat. Wie viele, sei allerdings unklar. Die Überlebenschance der Wolfswelpen sei durch den Tod der Mutter nun gering, erklärt Martin Schmidt, Sprecher des LfU. Auch die Jungtiere im Wald zu finden, sei fast unmöglich.
Da es in einem Wolfsrudel immer nur ein ein trächtiges Muttertier gibt, gibt es nach unserem Ermessen keine Möglichkeit, dass eine Amme diese Jungtiere aufnehmen und säugen könnte. Da sieht es leider schlecht für die Jungtiere aus."
— Martin Schmidt, Sprecher des Landesamts für Umwelt
Analyse der Genetikproben dauert mehrere Wochen
Bei dem toten Wolf handelt es sich laut Schmidt vermutlich um einen Wolf aus dem Rudel im Segeberger Forst im Kreis Segeberg. Das würden Aufnahmen von Wildkameras nahelegen. Die Fähe hätte demnach zum dritten Mal Nachwuchs bekommen. Ob seine Vermutung stimmt, werden laut Schmidt jedoch erst Analysen der Genetikproben zeigen. Diese könnten einige Wochen dauern.
Wie groß das Rudel im Segeberger Forst aktuell ist, sei unklar. Vergangenes Jahr sollen es noch acht Tiere gewesen sein. Zuletzt seien sie nicht mehr so häufig in die Fotofallen des Wolfsmanagements vom LfU getappt, so Schmidt.
Wolf auf Autobahn bei Lübeck überfahren
Einige Tage zuvor am Karfreitag (18.4.) wurde in der Nähe von Lübeck ebenfalls ein Wolf bei einem Verkehrsunfall getötet. Auf der A20 Höhe der Abfahrt Lübeck-Süd hatte ein Fahrzeug das Tier erfasst. Dem LfU zufolge handelte es sich um einen Rüden, ein männliches Tier. Er soll demnach mindestens zwei Jahre alt gewesen sein. Ob und aus welchem Rudel er stammt, ist allerdings noch unklar. Auch dieser Kadaver befindet sich aktuell beim LfU in Flintbek. Genetikproben sollen Aufschlüsse über das Tier und dessen Herkunft bringen.
Bereits dritter toter Wolf in SH im April
Bereits vor einigen Wochen wurde in Schleswig-Holstein ein Wolf bei einem Unfall mit einem Auto getötet. Auf der A1 zwischen Großhansdorf und Stapelfeld (beide im Kreis Stormarn) wurde am 6. April ein Jungtier von einem Auto erfasst. Nach Angaben des LfU handelte es sich um ein weibliches Jungtier, das etwa ein Jahr alt war.
Wolfskadaver werden in Berlin untersucht
Der Kadaver des Wolfs von der A1 befindet sich mittlerweile in Berlin im Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung. Dort werden alle Wölfe untersucht, die deutschlandweit bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen sind. Auch die beiden Wölfe, die über Ostern in Schleswig-Holstein angefahren wurden, sollen demnächst dorthin gebracht werden, erklärt Schmidt. Für ihn seien drei tote Wölfe in einem Monat durchaus eine auffällige Häufung.
Unfälle häufigste unnatürliche Todesursache für Wölfe in SH
2007 konnte erstmals seit der Jahrtausendwende wieder ein Wolf in Schleswig-Holstein nachgewiesen werden. Seitdem seien landesweit 19 Tiere (Stand 22.4.) durch Unfälle ums Leben gekommen, so Schmidt. Ihm zufolge sind Verkehrsunfälle für Wölfe die häufigste unnatürliche Art zu sterben. Auch durch illegale Abschüsse würden Wölfe häufig getötet werden. Das LfU erfasst nach eigenen Angaben dazu allerdings keine Zahlen.
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 22.04.2025 | 18:00 Uhr