
Thüringen Kleinste Stadt Thüringens rüstet sich für Besucheransturm
Eigentlich sollte die Party in Ummerstadt ganz am südlichsten Zipfel Thüringens schon vor fünf Jahren steigen. Die Corona-Pandemie machte jedoch einen Strich durch die Rechnung. Statt zum 30-jährigen Jahrestag der Deutschen Einheit wird die Fete nun zum 35. Jubiläum nachgeholt. Die Vorbereitungen sind gestartet.
Ummerstadt hat genau 462 Einwohner. Damit ist die Stadt mit den wunderschönen Fachwerkhäusern die kleinste Thüringens und die zweitkleinste in der Bundesrepublik. "Ummerstadt liegt geografisch gesehen westlicher als Coburg", streicht Hilburghausens Landrat Sven Gregor die bedeutende Lage der Kleinstadt hervor.
Das Besondere am Einheitsfest am 3. Oktober: Die Kreise Sonneberg und Hildburghausen in Thüringen und die Kreise Haßberge und Coburg sowie die Stadt Coburg in Bayern veranstalten das Fest gemeinsam.

Plakat und Trabi: In Ummerstadt richtet sich der Blick auf die Einheitsfeier im Oktober.
Besonderheiten der Region im Mittelpunkt
Jede Region bringt sich mit seinen Besonderheiten ein. Der Kreis Haßberge beispielsweise stellt den Genuss in den Vordergrund. "Wir sind die Brücke zwischen Bierfranken und Weinfranken", sagt Landrat Wilhelm Schneider (CDU). Winzer und Brauer präsentieren dann in Ummerstadt ihre edlen Tropfen.
Der Kreis Sonneberg setzt auf traditionelles Handwerk. Außerdem wird die Jazzband der Musikschule das Programm auf der Bühne bereichern, informierte Sonnebergs Landrat Robert Sesselmann (AfD).

Sonnebergs Landrat Robert Sesselmann
Kosten: Rund 100.000 Euro - Hilfe aus Nachbarorten
Den Hauptanteil bei den Vorbereitungen trägt der Kreis Hildburghausen. Landrat Gregor schätzt die Kosten für die Veranstaltung insgesamt auf 100.000 Euro. Die anderen Kreise geben jeweils 7.000 Euro dazu. Gregor hofft noch auf Fördergeld von Land und Bund. Aber auch Spenden seien sehr willkommen.
Damit Ummerstadt nicht komplett überrannt wird, plant der Kreis von allen Seiten einen Shuttle-Service. "Hier kann nicht jeder mit dem Auto kommen, das ist völlig klar."

Der Hildburghäuser Landrat Sven Gregor freut sich auf viele Besucher zur Einheitsfeier in Ummerstadt, das in seinem Landkreis liegt.
Ummerstadts Bürgermeister Florian Lorz will Helfer auch aus den benachbarten Orten anheuern. Die Feuerwehrkameraden aus Heldburg beispielsweise. Zum Fest kreiert der Brauereiverein ein Festbier. "Nach ganz altem Rezept, so wie früher gebraut wurde", verkündet Lorz.
Auftakt mit Festgottesdienst
Auch der grobe Programmablauf steht. Eröffnet wird die Einheitsfeier mit einem Festgottesdienst am Ummerstädter Kreuz. Die Predigt hält Regionalbischof Tobias Schüfer aus Erfurt. Danach gibt es den Festakt.
Wer die Rede hält, ist allerdings noch offen. Eine geeignete Kandidatin oder Kandidaten zu finden, ist gar nicht so einfach. "Weil es nicht mehr viel aktive Politiker gibt, die den Einigungsprozess mitgestaltet haben. Die aus eigener Erfahrung sprechen können und den Gästen dort auch etwas mitgeben können", sagt Landrat Sven Gregor.
Vor 15 Jahren beispielsweise sprach der ehemalige Ministerpräsiden Bernhard Vogel zum Festakt in Maroldsweisach. "Der hat das Festzelt mitgenommen. Das ist das Maß der Dinge", findet Gregor. Deshalb werde nicht irgendjemand bestellt, der halt etwas sage und dem niemand zuhöre. "Vielleicht wird es auch ein Comedian, der auf humoristische Weise auf die Geschichte schaut. Wir werden sehen."
"Glücksfall in der deutschen Nachkriegsgeschichte"
Dass der Tag der Deutschen Einheit auf jeden Fall groß gefeiert werden muss, daran erinnert Hans-Herbert Hartan. Er ist Zweiter Bürgermeister der Stadt Coburg. "Weil das ein Glücksfall in der deutschen Nachkriegsgeschichte war. Das hätte alles auch ganz anders kommen und böse ausgehen können", erinnert Hartan.

Die innerdeutsche Grenze teilte Ost und West jahrzehntelang.
Dass die Grenzöffnung ein ganz großes und fröhliches Ereignis war, muss man feiern und den jungen Leuten immer wieder in Erinnerung rufen. Hans-Herbert Hartan |
Seine Großeltern lebten in Sonneberg. Den Stacheldraht am Rottenbacher Grenzübergang werde er nie vergessen. "Dass die Grenzöffnung ein ganz großes und fröhliches Ereignis war, muss man feiern und den jungen Leuten immer wieder in Erinnerung rufen."
Apropos junge Leute. Die können sich noch einbringen. Beim Kulturprogramm beispielsweise. "Das Landratsamt ist für alle Ideen offen", sagt Gregor. Auch wenn es viel Arbeit bedeutet und Geld kostet, die Vorfreude ist ihm anzumerken.
MDR (ltt)