
Geldanlage Warum sich das Festgeldkonto kaum noch lohnt
Festgeldkonten gelten als sicherer Weg, um Erspartes sinnvoll anzulegen. Doch bei vielen Produkten liegen die Zinsen so niedrig, dass Anleger damit Verluste machen. Lohnt sich Festgeld überhaupt noch?
Festgeld gilt als sicherer Weg, Geld anzulegen und von Zinsen zu profitieren, statt das Ersparte nur auf dem Girokonto vergammeln zu lassen. Gerade für risikoscheue Anleger scheint es deshalb attraktiv - eine Geldanlage mit festgelegter Laufzeit, für die Kunde und Geldinstitut einen festen Zins vereinbaren. So weiß man dann auch, wann das Geld wieder ausgezahlt wird und kann mit der im Vertrag festgehaltenen Rendite rechnen.
Und damit kann man sogar ziemlich sicher rechnen: Denn in Europa gibt es die sogenannte Einlagensicherung, mit der Vermögen bis zu einer Höhe von 100.000 Euro gesichert ist. Im Entschädigungsfall - also sollte die eigene Bank pleite gehen - wird das Ersparte inklusive Zinsen ausgezahlt. "Darüber hinaus kann es natürlich trotzdem zu Zahlungsausfällen kommen", betont Olaf Stotz, Experte für Geldanlage und Altersvorsorge an der Frankfurt School of Finance and Management im neuen ARD-Finanzformat 50k auf YouTube: "Das heißt, wenn ich mehr als 100.000 Euro Geld auf das Festgeldkonto einzahle und die Bank geht pleite, dann kann es durchaus sein, dass ich weniger als meine 100.000 Euro zurückbekomme."
Geld durch Einlagensicherung geschützt
Deshalb betont der Experte: Gerade bei größeren Anlagen sollte man das Festgeld splitten, um von der Einlagensicherung zu profitieren. Verbraucherschützer raten zudem dazu, darauf zu achten, wo eine Bank ihren Hauptsitz hat. Denn wenn eine Bank pleite geht und das Land die Sicherung der Einlagen garantiert, muss es finanziell auch wirklich dazu in der Lage sein, diese Bank zu retten. Deshalb nehmen viele Verbraucherschützer die Bonität der einzelnen Länder, in denen die Banken sitzen, nochmal extra unter die Lupe.
Innerhalb Europas werden dabei übrigens alle Länder gleichwertig behandelt, erklärt Stotz: "Die europäische Einlagensicherung für 100.000 Euro gilt unabhängig davon, ob das eine griechische, französische, irische oder deutsche Bank ist." Er betont aber, dass es trotzdem Unterschiede geben kann: "Es gibt Teile vom deutschen Bankensystem, die noch zusätzliche Sicherungssysteme haben, wie beispielsweise die Volks - und Raiffeisenbanken oder die Sparkassen."
Risikoarme Geldanlage
Grundsätzlich ist die Anlage auf einem Festgeldkonto risikoarm. Wichtig dabei ist nur: Im Unterschied zum Tagesgeld steht das Ersparte, das auf dem Festgeldkonto liegt, nicht täglich zur Verfügung - man kommt erst einmal mehr an sein Geld ran. Wer ein Festgeldkonto eröffnen will, sollte sich also klar machen, dass das Geld in der vereinbarten Laufzeit nicht zu Verfügung steht und man für zwei, drei oder fünf Jahre nicht darauf zugreifen kann.
Wer sein Geld über einen längeren Zeitraum anlegt, sollte dabei aber nicht nur auf Sicherheit achten - sondern auch darauf, sein Geld vor der Inflation zu schützen. Dabei geht es nicht um große Renditen, sondern darum, dass das Geld, das zur Seite gelegt wird, nicht an Wert verliert. "Momentan sind wir ungefähr von den Festgeldzinsen auf dem Niveau der Inflation. Das heißt, man verliert oder gewinnt als Anleger real nichts - es ist ein Nullsummenspiel", erklärt Stotz im ARD-Finanzformat 50k.
Laufzeit beachten
Dabei spielt auch die Laufzeit des Kontos und damit die Laufzeit der Zinsen eine Rolle: Befindet man sich etwa in einer Periode, in der die Europäische Zentralbank die Leitzinsen - an denen sich die Zinsen, die man auf sein Festgeldkonto bekommt, orientieren - erhöht, dann sind kurze Laufzeiten von Vorteil. So stiegen die Leitzinsen zwischen Juli 2022 und September 2023 von null Prozent auf 4,5 Prozent - in der Zeit konnte man sich mit kurzen Laufzeiten also immer wieder höhere Zinsen sichern.
Ist es dagegen absehbar, dass die Zinsen wieder sinken, dann machen längere Laufzeiten mehr Sinn. So haben die Notenbanker etwa seit September 2023 den Leitzins von 4,5 Prozent auf zuletzt 2,65 Prozent (Stand: März 2025) gesenkt. Dass die Zinsen wieder sinken würden, hatten viele Beobachter vorher auch schon erwartet - und deshalb haben viele Banken die Zinsen für neue Verträge schon vor der Entscheidung der EZB gesenkt. Da noch weitere Senkungen erwartet werden, fallen vermutlich auch die Festgeld-Zinsen weiter leicht.
Festgeld ist "Geldvernichtungsmaschine"
Warum das problematisch sein kann, zeigt sich an folgender Rechnung: Bei 10.000 Euro, die mit einem Zinssatz von 2,4 Prozent pro Jahr für fünf Jahre angelegt werden, liegt der reine Zinsertrag ohne Zinseszinseffekt bei 1.900 Euro. An dieser Stelle sei aber noch erwähnt: Es fallen Steuern an, wenn man über den Freibetrag kommt. Setzt man das Ganze nun aber auch noch in Relation zur Inflation, dann ist der Realzins, also der Ertrag, sogar im Minus.
"Und dann wird das Festgeldkonto schnell zur Geldvernichtungsmaschine oder besser ausgedrückt zur Kaufkraftvernichtungmaschine", so Olaf Stotz. "Sie haben zwar nominal gesehen jedes Jahr immer ein bisschen mehr Geld in der Tasche, können sich aber immer weniger davon kaufen. Und das Problem, hatten wir in den letzten 15 Jahren sehr extrem: Der Ausgleich der Inflation durch die Festgeldverzinsung hat nicht mehr stattgefunden."
Der Experte betont aber auch: Einige Banken bieten gerade für Neukunden gute Konditionen mit hohen Zinsen. Allerdings darf man dann in einem bestimmten Zeitraum davor oft kein Konto bei der Bank gehabt haben oder es werden nur Einzahlungen von anderen Banken besonders gut verzinst. Man sollte also immer gut vergleichen.
Besser anlegen mit der Zinstreppe
Eine Möglichkeit, um ein Geld auf dem Festgeldkonto so gewinnbringend wie möglich anzulegen, ist die Zinstreppe. Dafür wird die Gesamtsumme, die man anlegen möchte, in beispielsweise drei gleich große Beträge aufgeteilt. Für jeden Betrag werden einzelne Verträge mit jährlich gestaffelten Laufzeiten abgeschlossen, also für ein, zwei und drei Jahre. Auf diese Weise wird jährlich eine Festgeldtranche fällig, für die dann ein neuer Festgeldvertrag mit dreijähriger Laufzeit abgeschlossen wird. Mit dieser Strategie bleibt man flexibel und profitiert gleichzeitig von steigenden Zinsen.
Allerdings funktioniert auch diese Strategie nicht immer gleich gut: "Momentan ist die Zinstreppe eher flach, weil die Unterschiede zwischen den einzelnen Laufzeiten nur gering ausfallen", betont Experte Stotz im ARD-Finanzformat 50k. Bei fallenden Zinsen, wie es aktuell der Fall ist, könne man - statt mit mehreren Festgeldkonten - auch mit einer Kombination aus Tages- und Festgeldkonto anlegen. So kann man bei einer sich verändernden Situation leichter umschichten und hat zudem einen größeren Teil des Vermögens zur freien Verfügung.
Alternative: Laufzeit-ETF
Eine Alternative zum klassischen Festgeldkonto sind außerdem Laufzeit-ETFs. Das sind Aktien- oder Anleihefonds, die Anleger an der Börse jederzeit kaufen und verkaufen können. Ein Laufzeit-ETF bündelt dabei etwa Anleihen von Unternehmen, die alle ähnlich lange laufen, zum Beispiel drei, fünf oder zehn Jahre. Als Anleger leiht man dann einer Gruppe von Unternehmen über einen festen Zeitraum Geld, bekommt dafür jährlich Zinsen und nach Ablauf der Zeit sein Geld zurück. Sowohl Laufzeit als auch Zinssatz sind bei Kauf des Laufzeit-ETFs bekannt. Auch ein ETF auf Staatsanleihen ist möglich.
Olaf Stotz betont, dass solche Produkte im wesentlichen zwei Vorteile haben: "Der erste Vorteil: Sie können bei einem Geldmarkt-ETF jederzeit auf Ihr Geld zugreifen, ihn ständig kaufen oder verkaufen. Der zweite Vorteil ist, dass man von einem guten Zinssatz profitiert." Der Nachteil ist: Hier gibt es keine Einlagensicherung, Handeln an der Börse ist immer mit einem Risiko verbunden.