
DAX knickt ein Gewinnmitnahmen nach Rekordlauf
Auch zur Wochenmitte nahmen einige Anleger ihre jüngsten Gewinne am deutschen Aktienmarkt mit. Gute Nachrichten für die US-Technologiebranche hellten die Stimmung etwas auf.
Am Ende war es nur ein moderater Rücksetzer angesichts des jüngsten Rekordlaufs: Der Deutsche Aktienindex DAX ging heute 0,47 Prozent tiefer bei 23.527 Punkten aus dem Handel. Am Vormittag war der Leitindex noch kurzzeitig um bis zu 0,8 Prozent auf 23.444 Punkte eingeknickt.
Damit hatte der DAX ein technisches Warnzeichen gesendet, weil er auch das alte Rekordhoch von Mitte März bei 23.475 Punkten unterschritt. Mit der Kurserholung hat sich die technische Lage wieder etwas entspannt. Nach seinem langen Hochlauf, der ihn am Montag bis auf einen Rekordstand von 23.912 Punkten geführt hatte, bleibt der DAX jedoch anfällig für eine Korrektur.
Der deutsche Aktienmarkt könnte aber auch aus einem fundamentalen Grund unter Druck geraten: Nach dem Handelsdeal zwischen den USA und China sind US-Aktien wieder attraktiver geworden, was zu einer Aufholjagd an der Wall Street führen könnte, zu Lasten der europäischen Märkte.
Bisher ist davon allerdings noch nicht viel zu sehen. Zur Stunde bewegt sich der Dow Jones mit 42.136 Punkten um seinen Vortagesschluss.
Gefragter sind die Technologiewerte, die von der Aussicht auf lukrative Geschäfte einiger Konzerne mit den Golfstaaten beflügelt werden. Der Nasdaq 100 gewinnt rund 0,5 Prozent.
Am Ölmarkt ist die große Euphorie nach dem Handelsdeal zwischen den USA und China zu Wochenbeginn erst einmal dahin. Bis zum frühen Abend büßt die Rohölsorte Brent 0,7 Prozent auf 66,06 Dollar je Barrel (159 Liter) ein.
Dass die US-Ölreserven in der vergangenen Woche überraschend deutlich gestiegen sind, wirkt sich dämpfend auf die Preise aus. Die Rohölvorräte zogen um 3,5 Millionen auf 441,8 Millionen Barrel an. Analysten hatten im Schnitt mit einem Rückgang um 2,2 Millionen Barrel gerechnet.
Der sichere Hafen Gold ist weiterhin nicht gefragt. Eine Feinunze des gelben Edelmetalls kostet zur Stunde 3.181 Dollar und damit 2,2 Prozent weniger. Der Goldpreis hat damit seine zentrale Unterstützung bei 3.200 Dollar unterschritten.
Der Euro legt zur Wochenmitte weiter zu. Die Gemeinschaftswährung kostet am frühen Abend 1,1201 Dollar und damit 0,1 Prozent mehr. Bereits gestern hatte sich der Euro etwas von dem kleinen Rückschlag zu Wochenbeginn infolge der Fortschritte bei den Zollverhandlungen zwischen China und den Vereinigten Staaten erholen können.
Signale, dass die USA Golfstaaten wie Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten für einen breiteren Zugang zu KI-Chips den Weg ebnen, beflügeln die Aktie des KI-Chipgiganten Nvidia erneut. Nvidia will seine KI-Chips an das saudische Unternehmen Humain verkaufen. Starker Profiteur der KI-Fantasie ist auch Super Micro Computer. Das Unternehmen stellt Computer für Rechenzentren her.
Auch unter den Standardwerten sorgt Trumps Reise in den Mittleren Osten für Bewegung. Nach seinen Angaben hat die katarische Qatar Airways 160 Boeing-Flugzeuge im Wert von 200 Milliarden Dollar bestellt. Es sei "die größte Bestellung in der Geschichte von Boeing", erklärte der US-Präsident bei seinem Besuch in Katar. Das sei "ziemlich gut".
Um welche Boeing-Flugzeuge es geht, blieb zunächst ebenso unklar wie die Frage, ob es sich um feste Bestellungen oder Optionen handelt. Auch die von Trump genannte Auftragssumme wirft Fragen auf: Zwar veröffentlicht Boeing keine Katalogpreise mehr. Aber auf Basis der jüngst erzielten Preise für das teuerste Modell, die Boeing 777X, würden 160 Flugzeuge rund 70 Milliarden Dollar kosten. Bei Großbestellungen erhalten Kunden allerdings in der Regel hohe Preisnachlässe von bis zu 50 Prozent.
Im DAX verlor die Brenntag-Aktie rund zwei Prozent. Nach einem mauen Start ins Jahr hat der Chemikalienhändler sein Gewinnziel für 2025 eingeschränkt und will seine Sparmaßnahmen verschärfen. "Wir stellen fest, dass der Konsens für das erste Quartal im Laufe des letzten Monats erheblich gesunken ist und ein Verfehlen dieser niedrigeren Messlatte negativ bewertet wird", kommentierten die Analysten von JPMorgan.
Dagegen kamen die E.ON-Zahlen am Markt gut an. Der Energietitel gewann zwei Prozent. Höhere Investitionen und kälteres Wetter haben dem Energieversorger zu einem Ergebnissprung im ersten Quartal verholfen. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 18 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro.
Die Gewinneinbrüche bei Volkswagen und Porsche schlagen beim Großaktionär Porsche SE durch. Unter dem Strich verzeichnete die Holding im ersten Quartal einen Verlust von 1,1 Milliarden Euro. Werden die Wertberichtigungen bei den beiden Hauptbeteiligungen herausgerechnet, bleibt ein angepasster Gewinn von 484 Millionen Euro übrig. Noch vor Jahresfrist lag dieser Wert bei 1,1 Milliarden Euro.
Der Lkw-Hersteller Daimler Truck hat seinen Ausblick mit Verweis auf "die Unsicherheit der gesamtwirtschaftlichen Situation in Nordamerika" und eine "reduzierte Absatzerwartung" dort gesenkt. Der Absatz auf Konzernebene dürfte daher zwischen 430.000 und 460.000 Einheiten liegen nach vorherigen Schätzungen von 460.000 bis 480.000.
Am Frankfurter Flughafen sind im April wieder mehr Menschen geflogen. Die Zahl der Passagiere steigerte sich auch wegen der späten Osterfeiertage im Vergleich zum Vorjahresmonat um 4,8 Prozent auf 5,34 Millionen Menschen, wie der Betreiber Fraport AG berichtet.
Der Reisekonzern TUI verbuchte im saisonal schwachen Jahresauftaktquartal einen um fast zehn Prozent höheren bereinigten Betriebsverlust von 207 Millionen Euro. Das lag vor allem am Kalendereffekt, dass die Osterferien in diesem Jahr ins zweite statt ins erste Quartal fielen. "Angesichts der konjunkturellen Rahmenbedingungen ist 2025 herausfordernd", erklärte TUI-Chef Sebastian Ebel.
Der Börsengang von Pfisterer ist gelungen. Im Tagesverlauf kosteten die Papiere des Herstellers von Elektronik für Stromnetze bis zu 31,35 Euro, bevor sie wieder in Richtung der Erstnotiz von 30 Euro zurückfielen. Ausgegeben hatte das Unternehmen aus der Nähe von Stuttgart die Anteilscheine zu 27 Euro je Aktie. Die Marktkapitalisierung zum Ausgabepreis belief sich auf etwa 489 Millionen Euro. Pfisterer stellt Produkte zur Verbindung und Isolierung von elektrischen Leitern für Stromnetzschnittstellen her. Das Unternehmen befand sich vor dem Börsengang in Familienhand.
Der Panzergetriebehersteller Renk hat so viele Aufträge in seinen Büchern stehen wie nie zuvor. Der Auftragsbestand habe derzeit einen Wert von 5,5 Milliarden Euro, teilte das Unternehmen mit. Allein im ersten Quartal seien Bestellungen über 549 Millionen Euro eingegangen, das seien 163,5 Prozent mehr als vor Jahresfrist.
Der Zukauf von Geschäften des Wettbewerbers Stork zahlt sich für den Industriedienstleister Bilfinger aus. Im ersten Quartal kletterte der Umsatz um 17 Prozent auf 1,27 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (Ebita) stieg um 31 Prozent auf 57 Millionen Euro. Damit verbesserte sich die Ebita-Marge von 4,0 auf 4,5 Prozent.
Hapag-Lloyd stellt sich darauf ein, dass Ende 2025 auch nur eine schwarze Null in den Büchern stehen könnte. Maximal hält die fünftgrößte Container-Reederei der Welt derzeit ein Ebit von 1,5 Milliarden Euro für möglich. "Angesichts großer geopolitischer Herausforderungen und volatiler Frachtraten ist die Prognose mit sehr hohen Unsicherheiten behaftet", führt Hapag-Lloyd aus.
Kostensenkungspläne und nicht so schlecht wie befürchtet ausgefallene Zahlen bescheren Burberry in London einen Kurssprung. Adam Cochrane von Deutsche Bank Research sprach von weiteren Fortschritten bei der Trendwende der Luxusmode-Marke. Zudem will Burberry bis zu 1.700 Stellen abbauen, um Kosten einzusparen - dies entspricht 18 Prozent der weltweit Beschäftigten des Unternehmens.
Nach einer enttäuschenden Jahresprognose von Alstom nahmen Anleger Reißaus. Die Aktien des französischen Eisenbahnherstellers stürzten in Paris um 16,4 Prozent auf ein Fünf-Wochen-Tief von 19,01 Euro ab. Die Prognose für das laufende Geschäftsjahr sehe "etwas niedrig" aus, heißt es bei JPMorgan.
Bei den Kölner Ford-Werken findet seit dem Morgen erstmals in ihrer fast hundertjährigen Geschichte ein Streik statt. "Die Arbeit ruht hier komplett", sagte der IG-Metall-Sprecher bei Ford Köln, David Lüdtke, nach dem Beginn der ersten Frühschichten. Die Arbeitsniederlegung betreffe den ganzen Standort - also Produktion, Entwicklung, Verwaltung und andere Bereiche. Am Donnerstag soll eine weitere Verhandlungsrunde stattfinden.
Abschreibungen auf die verkauften Töchter in Argentinien und Peru haben Telefonica zum Jahresauftakt einen Verlust von 1,3 Milliarden Euro eingebrockt. Darüber hinaus setzten Wechselkurseffekte dem spanischen Telekomkonzern zu. Auf dem wichtigen deutschen Markt konnte Telefonica das Kundenwachstum beschleunigen: Im ersten Quartal kamen 164.000 Verträge hinzu.