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Viele Prominente betroffen Immer mehr Identitätsklau auf Social Media

Stand: 22.05.2025 16:01 Uhr

Fake-Profile und Identitätsklau im Netz: Immer mehr Prominente sind davon betroffen, immer häufiger auch Journalistinnen und Experten. Sich zu wehren ist schwierig.

Von Volker Hirth, ARD-Finanzredaktion

Marcel Fratzscher ist nicht nur Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung DIW, ein hochangesehener Wissenschaftler, auf dessen Expertise nicht nur die Medien, sondern auch die Politik zurückgreift. Er ist auch Opfer - Opfer von Identitätsklau im Netz. Er sagt im Gespräch mit der ARD-Finanzredaktion, von ihm gebe es rund 20 Fake-Profile im Netz. Das sei alles andere als ein Kavaliersdelikt.

Diese Dreistigkeit, diese Straftat, jemand gibt sich als Sie aus, da versucht jemand, die Glaubwürdigkeit von Menschen, die in den sozialen Medien in der Öffentlichkeit stehen, abzugreifen. Das tut verdammt weh, wenn man realisiert, man hat ganz viele Identitäten, aber die meisten davon gehören einem nicht selber.

Update Wirtschaft vom 22.05.2025

Bettina Seidl, HR, Update Wirtschaft, 22.05.2025 09:00 Uhr

Falsche Anlagetipps auf falschen Profilen

In seinem Fall wurden auf seinem falschen Profil Anlagetipps verbreitet, verbunden mit dem Aufruf, sich in eine WhatsApp- Gruppe zu begeben, in der es dann konkret Anlageempfehlungen gibt. Für diese Empfehlungen soll der Nutzer allerdings erstmal eine Gebühr bezahlen. Zudem sind die Anlagetipps alles andere als seriös.

Und so ist es Marcel Fratzscher passiert, dass sich Geschädigte an ihn persönlich gewendet haben: "Ich habe Dutzende von Zuschriften erhalten, wo die Menschen fragen, 'Herr Fratzscher, sind Sie das wirklich? Ich habe hier 20.000 Euro verloren, was ist denn da jetzt?'", berichtet der DIW-Präsident. "Ich hab keine Ahnung von Finanzanlage, das ist überhaupt nicht mein Thema, aber das ist der Trick: Glaubwürdigkeit mit der Identität zu klauen, um Menschen zu betrügen und Geld dadurch einzunehmen."

"Raum der Gesetzlosigkeit"

Marcel Fratzscher hat versucht, sich zu wehren. Er hat sich an die Betreiber der Plattformen gewandt, hat die Polizei eingeschaltet. Ohne Erfolg. "Mittlerweile hab ich fast 20 Strafanzeigen gestellt, die bisher alle im Sande verlaufen sind. Man ist also dem ausgesetzt. Man hat also weder über den Betreiber, noch über die staatlichen Institutionen wirklich ein Instrument, wie man sich schützen kann." Da auch die Betreiber Meta und X den Machenschaften mit Achselzucken begegnen, fällt Fratzscher ein vernichtendes Urteil: "Der digitale Raum, die digitalen Medien sind zu einem Raum der Gesetzlosigkeit geworden."

Bitkom: Trend könnte sich verschärfen

Nach einer Studie des Online-Sicherheitsanbieters McAfee sind schon 21 Prozent der Deutschen durch so genannte Fake-Profile getäuscht worden. Wie hoch der Schaden ist, kann auch Felix Kuhlenkamp vom Branchenverband der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche Bitkom nicht beziffern: "Wir als Bitkom erheben jährlich Daten, wie hoch der Schaden ist, der der deutschen Wirtschaft durch Cyberkriminalität entstanden ist. Das waren im vergangenen Jahr 179 Milliarden Euro, was natürlich eine extrem hohe Zahl ist. Wie viel sich davon allerdings dem Identitätsdiebstahl zu ordnen lässt, lässt sich nicht seriös sagen."

Kuhlenkamp hat auch keine Lösung für das Problem und mahnt an, mit Passwörtern und persönlichen Daten sorgsam umzugehen, aber weiß auch, dass der Kampf gegen Internetkriminalität - hier speziell Identitätsdiebstahl - ein Kampf gegen Windmühlen ist. "Wenn man jetzt an Bilder und Videos denkt, könnte sich dieser Trend auch noch verschärfen. Dazu kommt, welche Risiken mit künstlicher Intelligenz auf uns zukommen." Künstliche Intelligenz könnte andererseits aber auch helfen, Fake- Profile sofort als solche zu kennzeichnen. Aber selbst daran haben offenbar die Betreiber der Social Media- Plattformen kein Interesse.