Plastikflaschen mit fest verbundenem Verschluss.

Regelung in der Kritik Neue Deckel nerven Verbraucher beim Trinken

Stand: 18.06.2025 14:45 Uhr

Seit Sommer 2024 sind die fest mit der Flasche verbundenen Deckel in der EU Pflicht. Viele Menschen sind einer Umfrage zufolge genervt. Und dass die Regelung zur Müllreduzierung beiträgt, ist nicht eindeutig.

Auch ein Jahr nach der Einführung empfinden viele Menschen in Deutschland fest angebrachte Deckel bei Flaschen oder Tetrapaks als unpraktisch. Knapp zwei Drittel kritisieren, dass das Trinken dadurch umständlicher sei, wie aus einer aktuellen Studie des Nürnberger Instituts für Marktentscheidungen (NIM) hervorgeht. Häufig bemängeln Verbraucherinnen und Verbraucher auch, dass die sogenannten Tethered Caps beim Ausgießen störten und sich schlecht schließen ließen.

"Nicht viele Freunde", aber kaum verändertes Kaufverhalten

Das NIM hatte im Mai rund 1.000 Menschen im Alter von 18 bis 74 Jahren repräsentativ befragt. Das Ergebnis: Nur zwölf Prozent haben keine Probleme mit den neuen Deckeln. 63 Prozent der Befragten finden sie schlechter zu handhaben als herkömmliche Verschlüsse. "Der fest verbundene Flaschenverschluss hat in Deutschland nicht viele Freunde", sagt Matthias Unfried, Leiter der Abteilung Verhaltensforschung beim NIM.

Nur jeder Dritte sieht der Umfrage zufolge in den neuen Deckeln einen Vorteil für den Umweltschutz. Bei jungen Menschen, Eltern sowie umweltbewussten Verbraucherinnen und Verbrauchern liegt der Anteil nur leicht höher. Trotz der Kritik beobachtet der Verband Deutscher Mineralbrunnen (VDM) einen Gewöhnungseffekt: Die Zahl der Beschwerden sei deutlich zurückgegangen, das Kaufverhalten habe sich nicht wesentlich verändert.

So trinken 23 Prozent nach eigenen Angaben seltener direkt aus der Flasche, 20 Prozent meiden Produkte mit fest angebundenen Deckeln. Die Mehrheit hält laut NIM-Befragung jedoch an ihren Trinkgewohnheiten fest. Ein breiter Boykott sei nicht in Sicht, sagt Experte Unfried. "So groß der Ärger mit den Deckeln ist - die Deutschen scheinen sich insgesamt damit zu arrangieren."

Regelung nur für die Statistik?

Seit Juli 2024 sind lose Verschlusskappen bei bestimmten Getränken verboten. Hersteller in der EU müssen die Verschlüsse seitdem so gestalten, dass sie mit der Einweg-Flasche verbunden bleiben - auch nach dem Öffnen. Für den Getränkefachgroßhandel hatte die Umstellung im vergangenen Jahr Folgen. Anlagen hatten um- oder neu gebaut werden müssen. Laut Branchenverband waren Investitionen im Millionenbereich nötig. Die Vorgabe zielt darauf ab, den Plastikmüll in der Landschaft und vor allem in den Meeresgebieten zu reduzieren.

Konkret soll die Maßnahme das achtlose Wegwerfen oder Verlieren von Verschlusskappen verhindern und das Recycling verbessern. Der VDM stellt den Nutzen der Regelung allerdings infrage. Mit den neuen Deckeln sei ein Problem gelöst worden, "das es gar nicht gab", sagt eine Sprecherin. PET-Einwegflaschen mit Pfand hätten hierzulande demnach ohnehin eine Sammelquote von nahezu 100 Prozent, meist inklusive Verschluss. Einer Vermüllung sei damit bereits wirksam vorgebeugt worden.

Das WDR-Wissenschaftsmagazin Quarks berichtete kürzlich in den Sozialen Medien, dass es bisher keine stichhaltigen Belege dafür gebe, dass die Deckel bislang ein besonders großes Problem darstellten. Die Redaktion verweist darauf, dass durch die neue Regelung letztlich nur die Müllmenge in der Statistik zurückgehe. Denn seitdem werde die Flasche und der Deckel statt als zwei Gegenständen nur noch als ein Gegenstand gezählt.