Perrier-Mineralwasserflaschen

Mineralwasser Nestlé täuscht Verbraucher bei Perrier

Stand: 19.05.2025 13:40 Uhr

Der Lebensmittelkonzern Nestlé hat beim natürlichen Mineralwasser Perrier Filtersysteme eingesetzt, die nicht erlaubt sind. So wurden Verbraucher getäuscht, heißt es von einer Untersuchungskommission im französischen Senat.

Von Cai Rienäcker, ARD Paris

Das natürliche Mineralwasser Perrier wird vermarktet als ein Stück französische Lebensart, als "Art de vivre à la francaise". Aber mit der prickelnden Eleganz könnte es bald vorbei sein. Denn der Mutterkonzern Nestlé hat Filtersysteme eingesetzt, die bei natürlichem Mineralwasser nicht erlaubt sind, und damit die Verbraucher getäuscht - so das Ergebnis einer Untersuchungskommission im französischen Senat.

"Das verkaufte Produkt entsprach nicht dem Etikett", erklärt der Vorsitzende der Kommission, Laurent Burgoa. "Es gab hier also eine Täuschung der Verbraucher. Statt natürlichem Mineralwasser tranken sie normales, aufbereitetes Getränkewasser."

Falsche Darstellung beim "Champagner" unter den Mineralwassern

Eine gesundheitliche Gefährdung der Verbraucher gab es nicht, aber eben Betrug am Kunden, der für die Perrier-Flaschen, für den angeblichen "Champagner" unter den Mineralwassern, teuer bezahlte. Grund für die Manipulationen sind Verunreinigungen bei den Quellwassern, die neben Perrier zwischenzeitlich auch die Nestlé-Marken Vittel und Contrex betrafen.

Nachdem Nestlé deswegen schon mal in die Schlagzeilen gekommen war, machte der Konzern bei Perrier trotz gegenteiliger Bekundungen weiter mit der verbotenen Aufbereitung des Mineralwassers, bis Anfang vergangenen Jahres Recherchen von Radio France und der Zeitung Le Monde den Skandal aufdeckten.

Wurde Nestlé von der Regierung gedeckt?

Und die Vorwürfe gehen noch weiter: Bis in den Elysée-Palast hinein sei die Nestlé-Praxis bei den Mineralwassern gedeckt worden. Marie Dupin aus der Investigativredaktion von Radio France sagte vor dem Untersuchungsausschuss des Senats, in dieser Affäre habe die Regierung gegen ihre Pflichten verstoßen, weil sie diese Praxis nicht vor Gericht gebracht habe. So wurden Verbraucher nicht informiert, dazu wurde gegen europäisches Recht verstoßen. Das alles sei zum Vorteil eines Industriekonzerns geschehen.

Im vergangenen März wurde deswegen ein enger Vertrauter von Präsident Emmanuel Macron, der Generalsekretär des Elysée-Palastes, Alexis Kohler, als Zeuge vor den Untersuchungsausschuss des französischen Senats geladen. Aber er kam nicht. Stattdessen wurde bekannt, dass die rechte Hand Macrons zur Bank Société Générale wechselt. Offenbar gab es enge Kontakte von Nestlé bis in die französische Staatspitze, die nun aufgeflogen sind.

Nun stehen Nestlé Ermittlungen bevor

Der Nahrungsmittelkonzern selbst muss mit juristischen Ermittlungen rechnen. Für den Untersuchungsausschuss steht fest, dass ein hoher Manager von Nestlé Waters vor den Senatoren falsch ausgesagt hat.

"Der operative Direktor, Le Fanic, hat uns nicht die Wahrheit gesagt", so der Ausschussvorsitzende Burgoa. "Im März sagte er, es gebe keine Probleme mit dem Wasser am Perrier-Produktionsstandort, obwohl sich herausstellte, dass es wenige Tage zuvor entsprechende negative Berichte gab."

Später kam dann sogar der Vorstandsvorsitzende von Nestlé, Laurent Freixe, nach Paris, um vor dem Untersuchungsausschuss klarzumachen, dass Nestlé die illegale Filterung des Mineralwassers Perrier abstellen wolle. Doch ob das gelingen wird, ist unklar.

Furcht um Jobs und Folgen für Verbraucher

Am Produktionsstandort Vergèze in Südfrankreich fürchten rund eintausend Mitarbeiter um ihre Jobs. Denn die Quellen, die seit 120 Jahren aus den kohlenstoffreichen Kalksteinschichten der Garrigues entspringen, entsprechen wegen Verunreinigungen offenbar nicht mehr den Normen für natürliches Mineralwasser.

Bis Anfang August hat die Präfektur im Département Gard Nestlé noch eine Lizenz zur Abfüllung des natürlichen Mineralwassers gegeben. Bis dahin muss der Konzern eine Lösung finden. In Deutschland vertreibt Nestlé nach eigenen Angaben inzwischen überhaupt kein natürliches Mineralwasser aus Frankreich mehr.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 19. Mai 2025 um 11:46 Uhr.