Eine Touristin blickt von der griechischen Insel Santorini aufs Meer.

Abgesichert in den Urlaub Welche Versicherungen beim Reisen sinnvoll sind

Stand: 21.05.2025 08:20 Uhr

Der Sommer rückt näher - und damit auch die Urlaubszeit. Auch auf Reisen können Versicherungen wichtig werden. Als absolutes Muss bezeichnen Experte aber eigentlich nur eine.

Von Till Bücker, ARD-Finanzredaktion

Fast zwei Drittel der Deutschen schließen für ihre geplante Reise eine Versicherung ab. Zu den beliebtesten zählen der HanseMerkur zufolge dabei die Reiserücktrittsversicherung und die Auslandskrankenversicherung. Aber auch sonst gibt es viele Möglichkeiten, sich für einen Aufenthalt im Ausland abzusichern - zum Beispiel mit einer Reiseabbruchversicherung, einer Reisegepäckversicherung oder einer Reisehaftpflicht. Und natürlich alles rund ums Auto.

Auslandskrankenversicherung eigentlich Pflicht

Welche die wichtigste Versicherung im Urlaub ist, ist für Henriette Neubert, Versicherungsexpertin bei Finanztip, ziemlich eindeutig: "Wenn man außerhalb von Deutschland unterwegs ist, sollte man immer eine Auslandskrankenversicherung abschließen - auch innerhalb der EU."

Der Grund: Sie zahlt ungeplante Behandlungskosten bei Ärzten, Zahnärzten oder Krankenhäusern im Ausland. Dazu zählen der normale Arztbesuch, Medikamente, Transportkosten, der Aufenthalt und die Behandlung im Krankenhaus. Selbst einfache Zahnbehandlungen und ein medizinisch notwendiger Rücktransport nach Deutschland gehören zum Leistungsspektrum.

Letzteres sei besonders wichtig, sagt Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen im Podcast "Gold & Asche: Projekt Versicherung" der ARD-Finanzredaktion. "Der Auslandsreise-Rücktransport gehört nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkasse und wird daher nicht bezahlt."

Die restlichen Leistungen zahlt die gesetzliche Krankenkasse zwar innerhalb der EU und einigen anderen Staaten wie der Schweiz, Norwegen oder Türkei - oft aber nur das, was den Menschen auch vor Ort in dem jeweiligen Land zusteht. Auch die Stiftung Warentest empfiehlt die Auslandskrankenversicherung daher für alle Reiseländer - so kann sie etwa auch bei Skiunfällen in Nachbarländern sehr wichtig sein.

Auf Versicherungsdauer achten

Ein weiterer Pluspunkt: Die Kosten für die Auslandskrankenversicherung sind überschaubar. Singles erhalten einen weltweiten Schutz schon für unter zehn Euro im Jahr. Beim Abschluss eines Vertrags sollten Verbraucherinnen und Verbraucher aber darauf achten, dass im Jahresvertrag alle Auslandsreisen versichert sind und die Versicherungsdauer möglichst hoch ist. Diese beläuft sich in der Regel auf 30 bis 60 Tage.

Bei einem längeren Aufenthalt braucht es häufig einen speziellen Tarif mit einem größeren Leistungsumfang - der aber oft auch nicht teuer ist. Grundsätzlich lassen sich die Tarife von Versicherern ziemlich gut vergleichen, eine Beratung ist dafür in der Regel nicht nötig.

Das eigene Auto im Urlaub korrekt absichern

Beim Auto kommt es darauf an, ob Reisende mit dem eigenen Fahrzeug oder mit einem Mietwagen in den Urlaub fahren. Das eigene Auto ist in der Regel über die Kfz-Haftpflichtversicherung auch im Ausland versichert. Zumindest in Europa und in den außereuropäischen Gebieten, die zum Geltungsbereich der EU gehören. Ob darüber hinaus Versicherungsschutz besteht, ist von Versicherer zu Versicherer unterschiedlich.

Außerdem können die "Internationale Versicherungskarte für den Kraftverkehr", auch Grüne Karte genannt, und der "Europäische Unfallbericht" hilfreich sein. Die Grüne Karte ist der Nachweis, dass das Auto haftpflichtversichert ist und kann beim Versicherer beantragt werden.

In einigen Ländern muss sie bei der Einreise vorlegt werden, im Prinzip ist sie aber vor allem bei Unfällen relevant. Den Nachweis nennt man Grüne Karte, da er jahrelang nur gültig war, wenn er auf grünem Papier gedruckt war. Mittlerweile braucht man die Karte in Europa aber kaum noch, weil das Kennzeichen als Nachweis ausreicht. Sie ist nur noch in wenigen europäischen Ländern Pflicht - wie zum Beispiel bei Einzelfällen in Italien.

Unfallbericht und Schutzbrief nötig?

Der europäische Unfallbericht hilft wiederum vor allem bei Unfällen im Ausland, wenn die Beteiligten die jeweilige Sprache nicht sprechen. Es ist ein standardisiertes Formular, das in ganz Europa verwendet wird, um den Verlauf eines Unfalls festzuhalten. Es gibt Ausfüllhilfen in elf Sprachen. Damit kann die Haftungsfrage schneller geklärt werden uns es gibt direkt ein Protokoll. Der Bericht kann kostenlos beim ADAC herunterladen werden. Generell sollten Autofahrer bei Unfällen vor allem im Ausland immer darauf achten, alles detailliert zu dokumentieren und bestenfalls Beweise zu sammeln, also zum Beispiel viele Fotos zu machen.

Ansonsten kann sich über den Versicherer auch noch ein Schutzbrief für das In- und Ausland besorgt werden. Wenn das Auto nach einem Unfall nicht mehr läuft oder eine Panne passiert, organisiert und finanziert er die Hilfe. Der Schutzbrief ist eine günstige Alternative zu einer Mitgliedschaft im ADAC, die die Pannenhilfe ebenfalls abdeckt - bei Premium-Tarifen sogar weltweit.

Gold und Asche
Podcast "Gold & Asche: Projekt Versicherung"
Schritt für Schritt das Wichtigste aus der Welt der Versicherungen - mit Hintergründen und dazu unabhängig, verständlich und auf den Punkt gebracht. Zusammen mit Expertinnen und Experten beleuchtet die ARD-Finanzredaktion in neun Folgen die wichtigsten Fragen: Welche Versicherungen sind ein Muss - auf welche kann man verzichten? Und was muss man dabei beachten?  
 
Den Podcast "Gold & Asche: Projekt Versicherung" gibt es ab dem 9. April 2025 wöchentlich in der ARD-Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt.

Folge 1: Sozialversicherungen - Grundlagen und Grenzen (9. April)
Folge 2: Gesetzliche vs. private Krankenversicherung (9. April)
Folge 3: Haftpflicht, Kfz & Haustier - Was ist Pflicht, was ist sinnvoll? (16. April)
Folge 4: Die Berufsunfähigkeitsversicherung und ihre Alternativen (23. April)
Folge 5: Die Familie richtig absichern (30. April)
Folge 6: Wohnen & Wetterrisiken - Schutz für das eigene Zuhause (7. Mai)
Folge 7: Gesundheitskosten absichern - von Zahnzusatz bis Krankentagegeld (14. Mai)
Folge 8: Gut abgesichert streiten und reisen (21. Mai)
Bonusfolge: Wenn der Versicherer nicht zahlt - Risiken vermeiden, Rechte nutzen (offen)

Zusätzliche Mallorca- oder Traveller-Police für den Mietwagen

Wer sich auf der Reise stattdessen einen Mietwagen leiht, schließt normalerweise gleichzeitig auch eine Kfz-Haftpflichtversicherung ab - oder sogar einen Vollkaskoschutz ohne Selbstbeteiligung. Es gilt dann die Versicherungssumme des Landes, in dem der Fahrer unterwegs ist. Das Problem: Sie kann recht niedrig sein und im schlimmsten Fall muss man dadurch trotzdem selbst einen Teil der Kosten bezahlen. In den USA liegt die Deckungssumme beispielsweise oft nur zwischen 10.000 und 100.000 Dollar.

Gerade bei Unfällen mit Personenschäden ist das nicht ausreichend. Deshalb können Urlauber in Europa zusätzlich die sogenannte Mallorca-Police abschließen. Das ist eine zusätzliche Kfz-Haftpflichtversicherung für Mietwagen, die den Schutz auf das deutsche Niveau anhebt. Es kann sein, dass sie schon Teil der Kfz-Versicherung für das eigene Auto, des Schutzbriefes oder einer Kreditkarte ist. Dann braucht man sie nicht mehr abzuschließen. Wenn man außerhalb von Europa einen Mietwagen leiht, nennt sich die Absicherung "Traveller-Police". Damit haben Autofahrer einen weltweiten Versicherungsschutz.

Susanne Meunier von Stiftung Warentest Finanzen hat dazu einen einfachen Tipp: "Es ist oft sinnvoll, das Auto über die deutschen Portale zu leihen." Dort sei der Abschluss recht einfach, man habe im Problemfall einen Ansprechpartner, und für den Preisvergleich sei es auch besser. Bei CHECK24 ist es zum Beispiel möglich, nach Empfehlungen von Stiftung Warentest zu filtern. Damit sind die wichtigsten Leistungen oft automatisch dabei - und auch die Versicherungssumme ist meist hoch genug.

Reiserücktrittsversicherung nur bei sehr teuren Reisen

Zu den beliebtesten Versicherungen in Verbindung mit Urlaub zählt darüber hinaus die Reiserücktrittsversicherung. Besonders im Zuge der Corona-Pandemie haben zahlreiche Urlauber die Versicherung abgeschlossen. Eine Reiserücktrittsversicherung oder eine Reiseabbruchversicherung zahlt, wenn der Urlaub nicht angetreten werden kann oder vorzeitig abgebrochen werden muss. Fachleute raten davon in den meisten Fällen aber ab, weil die Versicherung in der Regel sehr teuer und die Wahrscheinlichkeit für die Absage einer Reise eher gering ist. "Wer verreist, sollte sich überlegen, ob er wirklich eine Reiserücktrittsversicherung braucht. Oft geht es nicht um einen existenziellen Schaden", sagt Expertin Meunier.

Doch es gebe Ausnahmen. "Wenn man jetzt eine sehr, sehr teure Reise mit seinen Kindern vorab über Monate plant und plötzlich kommt etwas dazwischen, ist es natürlich schön, wenn man die 10.000 Euro wiederbekommt." Auch Neubert von Finanztip empfiehlt solche Versicherungen wenn überhaupt nur bei teuren Reisen. Lohnen könne es sich, wenn Kinder mit dabei sind, die sich im Hort oder in der Kita schnell mal anstecken können.

"Eine Reiserücktrittsversicherung sollte man separat abschließen und nicht, weil sie von der Fluggesellschaft empfohlen wird", so Neubert. Häufig werde sie in Paketen angeboten, bei der zum Beispiel noch eine Gepäckversicherung dabei ist. Diese ist allerdings oft gar nicht nötig. Wer eine Hausratversicherung hat, dessen Gepäck ist etwa bei einem Diebstahl oft über die sogenannte Außenversicherung in der Hausratversicherung geschützt. Und wenn es unterwegs verloren geht oder beschädigt wird, haftet je nachdem das jeweilige Transportunternehmen oder die Airline. Außerdem ist die Versicherung verhältnismäßig teuer und der Schutz nur lückenhaft.

Reisehaftpflicht und Reiserechtsschutz meist nicht nötig

Ansonsten ist noch wichtig zu wissen: Generell zählt die private Haftpflichtversicherung zu den wichtigsten Versicherungen. Eine zusätzliche Reisehaftpflicht braucht es in der Regel aber nicht. So sollte ein halbwegs guter Vertrag auch im Ausland gelten, zumindest für eine gewisse Zeit. Wenn Urlauber mit ihrem Hund unterwegs sind, sollten sie außerdem vorher überprüfen, ob ihre Hundehaftpflicht auch im Ausland gültig ist.

Ähnlich ist es bei der Rechtsschutzversicherung. So gelten die Bausteine Verkehrs- und Privatrechtsschutz üblicherweise auch in Europa - und das zeitlich unbegrenzt. Viele Versicherer zählen dabei auch Urlaubsländer wie Tunesien oder die Türkei dazu. Der Schutz außerhalb der EU hängt vom jeweiligen Vertrag ab. Am besten schauen Reisende mit einer bestehenden Rechtsschutzversicherung, dass sie für mindestens sechs Monate im Ausland besteht und die Versicherungssumme mindestens 300.000 Euro beträgt.