Menschen stehen schweigend an einem Brunnen, an dessen Rand sich niedergelegte Stofftiere, Fotos und Blumen befinden.

Übergriffe Ultrarechter Verletzte bei israelisch-palästinensischem Gedenken

Stand: 30.04.2025 12:29 Uhr

Ultrarechte Aktivisten haben am israelischen Gedenktag Teilnehmer einer israelisch-palästinensischen Gedenkfeier angegriffen. In Tel Aviv kam es zu einer Panik. Präsident Herzog appellierte an die Öffentlichkeit.

In Israel ist es bei der Übertragung einer gemeinsamen israelisch-palästinensischen Gedenkfeier zu gewaltsamen Konfrontationen gekommen. Ultrarechte Aktivisten hätten sich mit Zusehern der Übertragung und Polizisten Zusammenstöße geliefert, berichtete der israelische Rundfunk.

Bei dem Vorfall gestern Abend vor einer Synagoge in Raanana bei Tel Aviv seien vier Polizisten verletzt und drei Personen festgenommen worden. Etwa 30 Angreifer warfen nach Medienberichten Steine auf die Synagoge und zerschmetterten die Windschutzscheibe eines Fahrzeugs. 

In den vergangenen Jahren waren zum Soldatengedenktag bereits ähnliche Treffen organisiert worden, bei denen Israelis und Palästinenser gemeinsam ihrer Angehörigen gedenken, die im Konflikt beider Völker ums Leben gekommen sind. Dabei kommt es immer wieder zu Ausschreitungen ultrarechter Randalierer. 

Golan spricht von organisierter Gewalt

Der linksliberale israelische Oppositionspolitiker Jair Golan zeigte sich empört. Er schrieb auf der Plattform X zu dem Vorfall: "Am Gedenktag, als sich ganz Israel versammelt, um an einem Abend voller Trauer und Schmerz seiner Gefallenen zu gedenken, wurden Friedensstifter Opfer organisierter Gewalt."

Dies sei weder ein Einzelfall noch handele es sich um Randfiguren, so Golan. "Dieses Ereignis ist eine direkte und eindeutige Folge fortgesetzter Aufhetzung, von Vernachlässigung und von der Legitimierung politischer Gewalt von oben. Eine Regierung, die Recht und gegenseitigen Respekt mit Füßen tritt, ist verantwortlich für Gewalt und Blutvergießen."

Proteste gegen Premier Netanjahu

Eine Sirene am Abend markierte den Beginn des israelischen Trauertags, der landesweit mit verschiedenen Gedenkfeiern und Friedhofsbesuchen begangen wird. In mehreren Fällen kam es zu Protesten trauernder Familien gegen Regierungsvertreter, darunter gegen Premierminister Benjamin Netanjahu bei einer Zeremonie an einer Jerusalemer Gedenkstätte für gefallene Soldaten.

Bei der offiziellen Staatszeremonie an der Klagemauer appellierte Präsident Izchak Herzog an die Öffentlichkeit, Spaltungen beizulegen und sich für Frieden und Einheit in der israelischen Gesellschaft einzusetzen. Der Generalstabschef der israelischen Armee, Eyal Zamir, rief laut Berichten dazu auf, die Verteidigungslast des Landes gemeinsam zu tragen. Die Armee brauche jeden einzelnen Wehrfähigen "mehr denn je".

Im Hintergrund der Äußerungen Zamirs steht ein Streit um den Armeedienst ultraorthodoxer Juden, die bisher weitestgehend von der Wehrpflicht befreit sind, beziehungsweise sich dagegen widersetzen.

Polizei meldet mehrere Festnahmen

Bei einer weiteren Gedenkveranstaltung im Zentrum Tel Avivs kam es zu einer Panik und mehreren Verletzten. Die Teilnehmer des Gedenkens für gefallene Soldaten auf einem zentralen Platz vor dem Nationaltheater Habima fürchteten nach Medienberichten einen Terroranschlag.

Auf Videos war zu sehen, wie Hunderte Menschen in Panik von dem Platz flüchteten. Die Polizei teilte mit, vor Ort seien mehrere Verdächtige festgenommen worden. Dies habe aber keinen Terrorhintergrund. Der israelische TV-Sender N12 berichtete, rund 20 Menschen seien mit Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht worden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk in der Sendung "Informationen am Morgen" am 30. April 2025 um 05:15 Uhr.