Menschen mit israelischen Flaggen vor dem Tor des ehemaligen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau

Gedenkmarsch in Auschwitz "Man darf nicht schweigen"

Stand: 24.04.2025 18:10 Uhr

Tausende Menschen haben am "Marsch der Lebenden" in Polen teilgenommen. Im Gedenken an die Opfer des Holocaust zogen sie von Auschwitz nach Birkenau. Mit dabei waren auch Opfer des Hamas-Terrors.

Von David Zajonz, WDR, Studio Warschau

Ein Schofarhorn erklingt zu Beginn des "Marsches der Lebenden". Das traditionelle jüdische Blasinstrument ertönt an einem Ort, an dem eine Million Juden ermordet wurden.

Der "Marsch der Lebenden" führt etwa drei Kilometer vom ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz zum ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Zu der Gedenkveranstaltung sind auch etwa 80 Überlebende des Holocaust gekommen.

Eine von ihnen ist Frances Malkin, 1938 in Polen geboren, heute lebt sie in den USA. "Wenn gesagt wird 'nie wieder', dann heißt das nicht, dass sie nie wieder versuchen werden, uns zu töten", sagt Malkin. "Es heißt, dass wir nicht einfach gehen werden, sondern kämpfen, was wir jetzt tun in einem anderen Teil der Welt."

Israels Präsident wird von Opfern der Hamas begleitet

Es ist der Kampf gegen den heutigen Antisemitismus, betont auch Israels Präsident Izchak Herzog. Er wird bei seinem Polen-Besuch von zehn Israelis begleitet, die von der Hamas in den Gazastreifen verschleppt worden waren.

Herzog erinnert an diejenigen, die noch immer in den Händen der Terroristen sind: "An Tagen, an denen der Antisemitismus sein hässliches Haupt erhebt, wenn es Hass gegenüber Israel gibt, wenn es Rufe nach der Zerstörung Israels gibt, dann müssen wir die Welt an das Versprechen 'nie wieder' erinnern."

Herzog und Duda knien vor Schwarzer Wand

Gemeinsam mit dem polnischen Staatspräsidenten Andrzej Duda kniet Herzog vor der Schwarzen Wand im ehemaligen KZ Auschwitz. Dort vollstreckten die Nazis während der NS-Zeit zahlreiche Todesurteile.

Duda sagt, die Erinnerung an den Holocaust müsse anhalten, als Warnung an die Welt, aber auch als Ausdruck der Wertschätzung gegenüber denen, die ermordet wurden und gefallen sind. "Man darf nicht schweigen", sagt Duda. "Man darf nicht schweigen, wenn Hass zwischen Nationen aufkommt, Hass zwischen Ethnien."

Die Erinnerung weitergeben an die Jüngeren

Die Überlebenden des Holocaust sind alt, viele von ihnen bereits verstorben. Umso wichtiger ist es den Organisatoren des Marsches, die Erinnerung an die nächste Generation weiterzugeben.

Deshalb sind auch viele junge Menschen aus Israel nach Polen gekommen, eine von ihnen ist Mai Finkelshtein. "Die ganze Idee vom 'Marsch der Lebenden' ist, das Leben zu feiern", sagt sie. "Die Nazis wollten es beenden, sie wollten die Juden töten. Meine Generation von jüdischen Kindern ist der Beweis, dass wir es geschafft haben zu überleben."

Sie, die Jungen, wollen die Erinnerung an die Schrecken des Holocaust bewahren und weitertragen. Auch dann, wenn die Überlebenden eines Tages nicht mehr da sind.

David Zajonz, ARD Warschau, tagesschau, 24.04.2025 17:20 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete am 24. April 2025 Inforadio um 09:42 Uhr und die tagesschau um 17:00 Uhr.