
Abschied von Papst Franziskus Bis zu fünf Stunden Wartezeit vor dem Petersdom
Mehr als 90.000 Menschen nahmen seit Mittwoch Abschied vom verstorbenen Papst Franziskus. Und noch immer warten viele Trauernde stundenlang vor dem Petersdom. Der ist mittlerweile fast rund um die Uhr geöffnet.
Bis zu fünf Stunden beträgt die Wartezeit vor dem Petersdom in Rom. Zehntausende Menschen nehmen das in Kauf: Sie harren geduldig aus, um dem verstorbenen Papst Franziskus im aufgebahrten Sarg im Petersdom die letzte Ehre zu erweisen. Nach Angaben des Vatikan nahmen bis Donnerstagmittag mehr als 90.000 Menschen in dem Gotteshaus Abschied von dem verstorbenen Oberhaupt der katholischen Kirche.
Wegen des riesigen Andrangs schlossen die Tore des Petersdoms in der Nacht zum Donnerstag nicht wie geplant um Mitternacht, sondern blieben bis halb sechs Uhr morgens offen. Nur anderthalb Stunden später - nach kurzen Reinigungsarbeiten - wurden sie erneut wieder geöffnet. Ordner sorgen dafür, dass die Trauernden nur einen kurzen Moment am Sarg verweilen. Unter ihnen sind Einheimische, Touristen und Menschen, die keiner Religionsgemeinschaft angehören.
Freitag wird Sarg geschlossen
Vor dem Petersdom bildete sich eine etwa einen Kilometer lange Warteschlange. Diese führte teils in Zick-Zack-Linien über angrenzende Plätze und Nebenstraßen. Ordnungskräfte und Freiwillige regelten den Verkehr. Im Laufe des Vormittags wuchs die Warteschlange Schätzungen zufolge auf das Doppelte an. Die Menschen standen dann - zeitweise im Regen - in Schlangenlinien auch auf der breiten Via della Conciliazione, die frontal auf den Petersplatz hinführt.
Auch viele deutsche Pilger und Gläubige waren unter den Wartenden. "Ich stehe hier mit meiner Gruppe seit halb sechs", schilderte Anja Donaubauer aus der Nähe von Passau am Morgen. "Wir haben es ein zweites Mal versucht. Gestern Abend so zwischen 18 und 19 Uhr ging gar nichts mehr weiter." Noch bis Freitagabend, 19 Uhr, haben die Trauernden Zeit: Dann wird die Basilika zugemacht und anschließend der Sarg verschlossen, um ihn für die Trauerfeier vorzubereiten.
Todesumstände des Papstes: Bewusstlos, aber keine Atemnot
Unterdessen sind weitere Details über Franziskus' letzte Lebensstunden bekannt geworden. Sein behandelnder Arzt, Sergio Alfieri, sagte der italienischen Zeitung La Repubblica, er sei "ohne Schmerzen gestorben und habe glücklicherweise nichts mitbekommen". Eine Atemnot habe es nicht gegeben, so der Chefarzt der römischen Gemelli-Klinik. Er erhielt demnach am frühen Ostermontagmorgen einen Anruf vom Krankenpfleger des Papstes, Massimiliano Strappetti, wonach sich der Zustand von Franziskus verschlechtert habe. Beim Eintreffen des Mediziners im Gästehaus Santa Marta sei der Papst bereits bewusstlos gewesen. Er habe mit offenen Augen im Koma gelegen. Anzeichen von Atemnot oder eine drohende Atemkrise habe es nicht gegeben, so Alfieri.
In Ungnade gefallener Kardinal will mitwählen
Derweil schreiten die Planungen der Kardinäle für die Wahl eines Nachfolgers voran. Bei Fragen zur Zusammensetzung des Konklaves droht jedoch Streit: Der wegen eines Finanzskandals bei Franziskus in Ungnade gefallene Kardinal Angelo Becciu wird vom Vatikan bislang als "Nicht-Wähler" geführt, pocht nun aber auf seinen Platz im Konklave. Dem Kirchenmann aus Sardinien waren 2020 von Franziskus im Zuge des großen Betrugsskandals entsprechende Rechte entzogen worden. Sein genauer Status ist aber nicht völlig klar.
Becciu argumentierte in einem Zeitungsinterview, er sei von Franziskus rehabilitiert worden. Vom Vatikan gibt es derzeit keine offiziellen Informationen. Ende 2023 war Becciu als erster Kardinal in der Geschichte der katholischen Kirche von einem Gericht im Vatikan zu einer Haftstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten verurteilt worden. In dem Prozess ging es um fragwürdige Millionendeals in einem Immobilienskandal, in die er verwickelt war.