
Dritte Wahl in gut drei Jahren Portugal hofft auf Stabilität
Die letzte Regierung in Portugal hielt nur ein Jahr durch. Bei der vorgezogenen Wahl befürchten nun viele Menschen im Land erneut instabile Verhältnisse. Dabei gäbe es dringende Themen anzupacken.
Trotz wechselhaften Wetters in Teilen des Landes strömen an diesem Morgen Portugiesinnen und Portugiesen in die Wahllokale. Doch viele sind nicht gerade begeistert, dass sie nach einem Jahr schon wieder wählen müssen. Maria Teixeira ist frustriert - schließlich kosten Wahlen viel Geld. Sie hätte sich gewünscht, dass die Regierung weitermacht.
Im März war Portugals konservativer Ministerpräsident Luis Montenegro nach nur einem Jahr im Amt über einen Korruptionsverdacht gestürzt. Er verlor eine Vertrauensfrage im Parlament und Portugals Präsident rief Neuwahlen aus.
Aufschwung kommt bei den Menschen nicht an
"Unnötig", findet Hector Oliveira. Schließlich habe die konservative Regierung einen guten Start hingelegt. "Sie haben gut regiert, Geld verteilt und die Inflation in Schach gehalten", sagt er. Er hoffe, dass das Mitte-Rechts-Bündnis Demokratische Allianz die Wahl erneut gewinne.
Tatsächlich sind Portugals Wirtschaftsdaten seit Jahren positiv - doch nach wie vor kommt der Aufschwung bei vielen Menschen nicht an: Die Gehälter sind vergleichsweise niedrig.
Andreia Constantino, die mit ihrer Familie in das Wahllokal im Lissaboner Stadtteil Benfica gekommen ist, sieht die vorgezogene Neuwahl als gute Gelegenheit für einen politischen Kurswechsel. Sie hoffe auf eine linke Koalition, die auf mehr auf soziale Themen setzt, sagt sie. Die Rechte der Arbeiter, der Zusammenhalt, der Sozialstaat - sie wünscht sich vor allen Dingen eine Gesellschaft, die möglichst gerecht ist.
Wohnraum ist kaum noch erschwinglich
Für Miguel Melo und Catia Correia gehört die Krise im Wohnungswesen zu den wichtigsten Themen: Wohnraum ist für viele nahezu unerschwinglich, insbesondere in den Großstädten Porto und Lissabon. "Wir haben Glück, weil schon vor einiger Zeit ein Haus gekauft haben. Aber das ist ein super wichtiges Thema und keine Partei hat dafür Lösungen auf den Tisch gelegt."
Fabio Marques, der sein Kind auf dem Arm trägt, sorgt sich vor allem um Bildung und Gesundheit. Das öffentliche Bildungs- und Gesundheitswesen steckt in einer tiefen Krise, in den Krankenhäusern fehlen Fachkräfte. "Es kann nicht sein, dass Krankenhäuser und Notaufnahmen ständig geschlossen sind", sagt er. "Das ist fast schon normal bei uns. Das kann doch nicht sein." Wie viele in Portugal fürchtet er sich, dass aus der Wahl erneut eine instabile Regierung hervorgeht. "Es muss Verständigung geben - egal, wer gewinnt."
Hoffen auf mehr Stabilität
Es wird erwartet, dass die migrationskritische Partei Chega, zu deutsch "Es reicht", erneut auf dem dritten Platz landet. Mit ihr wollen weder die Konservativen noch die Sozialisten zusammenarbeiten. "Ich bin nicht gegen Migration", sagt Sandra Simas vor dem Wahllokal. "Aber die Menschen sollten schon eine Wohnung haben, ein anständiges Gehalt, nicht auf der Straße leben." Dafür habe die Rechts-Außen-Partei Chega ihrer Meinung nach allerdings keine guten Lösungen.
Die letzte Regierung in Portugal hat nur ein Jahr durchgehalten. Nun hoffen die Menschen vor allem auf mehr Stabilität.