
Zoll-Ankündigungen der USA Trump-Pläne belasten Stahlbranche "massiv"
Torpedierte Verhandlungsbemühungen, vermehrte Unsicherheit: Trumps jüngste Zoll-Pläne sorgen für Unruhe. Die deutsche Stahlindustrie sieht darin "eine neue Eskalationsstufe". Die EU-Kommission droht erneut mit Gegenmaßnahmen.
Die deutsche Stahlindustrie hat sich nach den neuen Zollankündigungen des US-Präsidenten besorgt gezeigt. "Die von Präsident (Donald) Trump angekündigte Verdopplung der US-Zölle auf Stahlimporte markiert eine neue Eskalationsstufe im transatlantischen Handelskonflikt", sagte die Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Kerstin Maria Rippel. Eine 50-Prozent-Abgabe auf Stahlexporte sei "eine massive Belastung für unsere Branche, da sie den Druck auf die ohnehin krisenhafte Konjunktur weiter erhöhen wird und unsere Stahlindustrie auf vielfältige Weise trifft", so Rippel.
Die Maßnahmen würden die direkten Exporte in die USA stärker belasten. Noch problematischer sei der indirekte Effekt: Traditionelle Lieferländer drohten durch die "exorbitanten Zölle" den Zugang zum US-Markt zu verlieren und würden in der Folge ihren Stahl in den EU-Markt umleiten. Dadurch werde sich der ohnehin bereits erhebliche Importdruck auf Europa weiter verschärfen. Auch die EU übte scharfe Kritik an der neuen Zoll-Ankündigung - und drohte mit einer Reaktion noch vor dem Sommer.
EU stellt Schritte auch vor Mitte Juli in Aussicht
"Wir bedauern die angekündigte Erhöhung der US-Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte von 25 auf 50 Prozent zutiefst", sagte ein Sprecher der für die EU-Handelspolitik zuständigen EU-Kommission in Brüssel. Die Ankündigung untergrabe die laufenden Bemühungen um eine Verhandlungslösung im Handelsstreit, schaffe zusätzliche Unsicherheit für die globale Wirtschaft und erhöhe die Kosten für Verbraucher und Unternehmen auf beiden Seiten des Atlantiks.
Die EU sei bereit, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, hieß es weiter. Dies könne auch früher passieren als am 14. Juli. Zu diesem Termin würden nach derzeitigem Stand automatisch Gegenzölle der EU in Kraft treten, die bereits wegen der ersten Zollentscheidungen von Trump geplant wurden.
Trump will Zölle für die Einfuhr von Stahl in die Vereinigten Staaten von derzeit 25 Prozent auf 50 Prozent des Warenwerts verdoppeln. Die zusätzlichen Gebühren für Importe würden die US-Stahlindustrie stärken, sagte er in einer Rede vor Mitarbeitern eines Stahlbetriebs im US-Bundesstaat Pennsylvania. Der Republikaner teilte mit, "Zölle" seien sein absolutes Lieblingswort.
Preise in den USA dürften steigen
Auf seiner Plattform Truth Social gab Trump wenig später bekannt, auch die Zölle auf Aluminium sollten auf 50 Prozent verdoppelt werden. Die neuen Sätze sollen demnach ab Mittwoch (4. Juni) gelten. Es war nicht sofort klar, ob es bei den erhöhten Zöllen auch Ausnahmen geben soll - etwa für Kanada und Mexiko, mit denen die USA eine nordamerikanische Freihandelszone bilden.
Der Import von Stahlprodukten in die USA dürfte mit einer Verdopplung der Zölle schwieriger werden - und der Preis für Stahl in den USA mittelfristig steigen. Die USA waren, Stand 2024, hinter der EU weltgrößter Stahlimporteur. Deutschland ist der größte Stahlproduzent in der EU.
Trump hatte bereits zahlreiche andere Zölle angekündigt, angedroht oder schon umgesetzt - neben einer neuen Strafabgabe in Höhe von zehn Prozent des Warenwerts auf fast alle Importe auch spezifische, höhere Zölle auf Einfuhren vieler Länder. Um die Rechtmäßigkeit laufen verschiedene Verfahren.