Friedrich Merz und seine Ehefrau Charlotte Merz bei einer Wahlkampfveranstaltung der CDU im Sauerland
mittendrin

Merz' Heimatregion Sauerland für Deutschland?

Stand: 06.05.2025 04:49 Uhr

Wenn Friedrich Merz heute vermutlich zum Kanzler gewählt wird, schauen sie in Arnsberg vor allem stolz in Richtung Berlin. Aber auch mit glasklaren Erwartungen. Ein Besuch in Merz' Heimatregion. 

Sie kennen hier ja eben nicht nur den kommenden Kanzler Merz, sondern vor allem den Nachbarn Merz. Der lässt sich zwar in jüngster Vergangenheit immer weniger blicken, doch wenn, dann sei er wie du und ich, erzählt Markus Brakel. Er steht als Fan am Seitenrand des Pokalspiels der Frauenmannschaft des TuS Niedereimer. Dem Ortsteil, in dem auch Familie Merz ihr Anwesen hat. 

"Wenn, trifft man ihn vor allem mal auf dem Schützenfest", erzählt Brakel. Er wohnt im selben Arnsberger Ortsteil wie Friedrich Merz. "Ab und zu sieht man Merz beim Bäcker oder mal im Wald beim Joggen." Aber in letzter Zeit eben weniger.

Hin und wieder ein Hubschrauber über dem Dorf

Die meisten, die an dem Abend zum Dorf-Fußball gekommen sind, sind stolz auf ihren Nachbarn, der nun aus dem kleinen Niedereimer - wie der Ortsteil heißt - ins Bundeskanzleramt nach Berlin zieht. "Niedereimer ist ja eigentlich recht langweilig, nichts besonders", meint Nele Borgrewe.

Und sie weiß, wovon sie spricht, denn sie kommt aus dem kleinen Sauerländer Dorf. Sie trägt ein schwarzes Trikot des TuS Niedereimer, steht am Seitenrand und fiebert mit ihrer Heimatmannschaft mit. "Aber Merz wohnt wirklich hier, und das ist dann schon etwas Besonderes."

Sie, aber auch andere Anwohner bekämen mehr und mehr mit, dass sie nun einen noch prominenteren Nachbarn haben als zuvor. Nicht nur, dass die Polizei ab und zu mal Streife fährt. Hin und wieder kreist sogar ein Hubschrauber der Bundespolizei über dem Dorf.

Großes Interesse der Presse

Christian Kunze blickt aus dem Vereinsheimfenster in Richtung Platz, wo sich die Damenmannschaft kurz vor der Halbzeit noch ein paar Torchancen erspielt. Kunze ist Vorsitzender des TuS Niedereimer. In der Halbzeit dauert es nicht lange, bis er die ersten Biere zapft. Viele sind zum Pokalspiel gekommen. Und ebenso viel Presse ist in den letzten Wochen zu Besuch gewesen, ob Jan Böhmermann mit seinem ZDF Magazin Royale oder eben die tagesschau- und tagesthemen-Redaktion.

Das Interesse an Niedereimer, am Sauerland und der Heimat von Friedrich Merz ist stetig gewachsen. Mehr Trubel, mehr Interesse an Arnsberg und Neidereimer, bringt auch mehr Schaulustige mit sich.

Birgt das vielleicht auch eine Gefahr? Schon jetzt fährt die Polizei häufiger Streife, berichtet Kunze. Es wird alles sicherer - vor allem wenn man auf der richtigen Dorfseite lebt, erzählt er: "Der zukünftige Kanzler wohnt auf der neuen Seite des Ortes. Da gibt es jetzt eben vermehrt Streife. Und da habe ich zu einem Bekannten gesagt: Hier auf der neuen Dorfseite, da bist du jetzt sicherer. Aber drüben bei uns auf der alten Seite, da kriegst du noch die Fahrräder aus dem Schuppen geklaut." Er lacht.

Hoffen auf den neuen Kanzler

Es tut sich was in Arnsberg-Niedereimer. Man spürt die ersten kleinen Veränderungen. Und trotzdem herrscht die Einstellung vor: hier bei uns, da bleibt die Kirche im Dorf.

Genauso auf dem Neheimer Wochenmarkt, im benachbarten Arnsberger Ortsteil. Da ist schon seit Längerem Merz eines der Hauptgesprächsthemen. Viele hoffen, dass Merz Wort hält und er wirklich mehr Sauerland für Deutschland bringt.

Das hofft auch Markthändler Frank Baumüller. Er verkauft seine Fische schon seit Jahren auf dem Wochenmarkt. Der Unternehmer ist überzeugt davon, dass Merz die Wirtschaftswende bringen wird, die er versprochen hat. Er glaubt daran, dass er vor allem den Mittelstand, von dem es im Sauerland viel gibt, im Blick behalten wird. "Da gehe ich einfach mal schwer von aus", sagt Baumüller. "Da würde ich ihn auch nach richten, wenn er das vergisst und nur die Großkonzerne im Blick hat." Denn es seien die Einzelunternehmen, die Betriebe vor Ort, die das Fundament der Gesellschaft sind.

Von den Kommunen lernen

Auf einen Aufschwung für die Region hofft auch Arnsbergs Bürgermeister Ralf Bittner. Er ist quasi das rote Schaf im schwarzen Land. Ein SPD-Bürgermeister im CDU-Hoheitsgebiet ist eher untypisch. Doch das sei egal, sagt er. Die Zusammenarbeit in der Kommunalpolitik klappe 1a. Merz könne sich was davon abgucken: "Wir Kommunen wollen mit den Menschen vor Ort gut und eng zusammenarbeiten. Und wir spüren direkt die Auswirkungen von den Themen, die in Berlin bearbeitet werden." Da habe man einfach einen kurzen Draht zur Bevölkerung.

Wie die Zusammenarbeit mit Nachbar, Kanzler, aber auch dem Abgeordneten für die Region, Friedrich Merz, klappt? "Wir arbeiten bisher ganz gut zusammen." Duzen würde er ihn noch nicht, erklärt Bittner auf Nachfrage. "Vielleicht kommt es ja irgendwann."

Nun geht die Arbeit aber erstmal los in Berlin. Wohin die Sauerländer nun mit etwas mehr Aufmerksamkeit schauen. Die einen voller Stolz, die anderen eben mit dem klaren Appell: Er muss liefern, was er versprochen hat. Denn ein Sauerländer sei vor allem eins, sagen Neheimers Marktkunden immer wieder auf unsere Nachfrage: "Bodenständig - und ehrlich."

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten die tagesthemen am 02. Mai 2025 um 22:00 Uhr.