Rohling eines Fahrzeugteils

Sachsen-Anhalt Harzgerode will Standort von Bohai Trimet erhalten

Stand: 23.04.2025 15:19 Uhr

Die Krise der Automobilindustrie spitzt sich auch in Sachsen-Anhalt weiter zu. Mit dem in Harzgerode ansässigen Unternehmen Bohai Trimet hat der nächste Zulieferer Insolvenz angemeldet. Die Jobs der 580 Mitarbeiter stehen auf der Kippe. Die Gehälter sollen aber zumindest für die nächsten drei Monate sicher sein. Der Insolvenzverwalter hofft darauf, einen neuen Investor zu finden, damit das Werk in Harzgerode erhalten bleiben kann.

Der Autozulieferer Bohai Trimet im Landkreis Harz ist insolvent. Damit stehen 580 Arbeitsplätze am Hauptsitz in Harzgerode auf dem Spiel, teilte Insolvenzverwalter Olaf Spiekermann mit. Bohai Trimet produziert Getriebe-, Fahrwerks- und Karosserie-Teile, etwa Ölwannen. Einer der Haupt-Kunden ist Volkswagen.

Die Stadt Harzgerode im Landkreis Harz will den Standort nach Möglichkeit erhalten. Bürgermeister Marcus Weise (CDU) sagte MDR SACHSEN-ANHALT am Mittwoch, man wolle alles tun, um das Verfahren zu unterstützen. Die Stadt stehe zu 100 Prozent hinter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Weise sagt, er habe mit dem Ministerpräsidenten telefoniert und auch mit dem Wirtschaftsminister und dem Landrat. Landkreis und das Land Sachsen-Anhalt haben laut Weise ihre Unterstützung signalisiert.

"Es ist jetzt wichtig, nicht komplett in Lethargie zu verfallen, sondern die Ärmel hochzukrempeln", sagt Weise.

Das Unternehmen sei für die Region extrem wichtig. Vom Kindergarten, Schule bis zur Feuerwehr und Vereinen hänge sehr viel von dem Industriepark ab. Die Nachricht der Insolvenz der Bohai Trimet habe einen Schock in der gesamten Region ausgelöst. Man sei in großer Sorge, weil es sich um den größten Arbeitgeber der Region handele, so Weise.

IG Metall ist optimistisch

Harzgerode ist Hauptsitz der Firma in Deutschland, eine Tochter der chinesischen Bohai Automative Systems Co., Ltd. mit Sitz in China. Sie hatte eine Patronats-Erklärung zurückgezogen, was bedeutet, dass sie nicht mehr die Zahlungsfähigkeit der Unternehmen gewährleisten will. An einem zweiten Standort im thüringischen Sömmerda arbeiten weitere knapp 100 Menschen für das Unternehmen.

Die Gewerkschaft IG Metall gibt sich zuversichtlich: "Wir haben mit Mercedes und Volkswagen gesprochen, die ein unglaublich hohes Interesse haben, diese Standorte als Lieferanten zu haben", sagt Janek Tomaschefski, erster Bevollmächtigter der IG Metall Halberstadt.

Dementsprechend seien auch die Aufträge platziert. Mercedes und Volkswagen seien deshalb verwundert über die Insolvenz, weil sie eigentlich nicht notwendig wäre.

"Wir haben ein Unternehmen, das gute Aufträge und gute Kunden hat. Jetzt muss produziert werden, mit möglichst wenig Ausschuss und in der vorgegebenen Zeit", sagt Tomaschefski. So könnten die Unternehmen in den nächsten zwei, drei Monaten wieder so aufgestellt werden, dass es funktioniere.

Gehälter der Mitarbeiter für drei Monate gesichert

Insolvenzverwalter Olaf Spiekermann erklärte, er sei am Dienstag mit einem Team vor Ort, um sich einen Überblick über den Geschäftsbetrieb zu verschaffen und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über die aktuelle Lage zu informieren. Deren Löhne und Gehälter sollen für die kommenden drei Monate gesichert sein.

Werk in Harzgerode soll erhalten bleiben

Ziel sei es, so der Insolvenzverwalter, das Werk von Bohai Trimet in Sachsen-Anhalt, aber auch das in Thüringen zu erhalten. Um das zu erreichen, will Spiekermann einen neuen Investor finden.

"Wichtigste Aufgabe ist es jetzt, die Produktion stabil zu halten und sämtliche Lieferverpflichtungen zu erfüllen", erklärte der Insolvenzverwalter. Erste positive Signale wesentlicher Kunden gebe es bereits.

Krise der Zulieferer hinterlässt Spuren

Die Zeiten für Zulieferer-Betriebe der Automobilbranche sind derzeit nicht optimal. Bohai Trimet hatte im Oktober 2024 bereits erklärt, 100 Stellen in Harzgerode abbauen zu wollen.

Vor gut einem Monat meldete der Automobilzulieferer Schlote in Harzgerode Insolvenz an. Das Werk arbeitete mit dem Werk von Bohai Trimet zusammen an Bauteilen. Bei Schlote in Harzgerode sind 120, in Wernigerode 250 Jobs gefährdet.

Auch einer der größten Automobilzulieferer Sachsen-Anhalts, die Gardelegener Boryszew Kunststofftechnik, hatte im März Insolvenz angemeldet. Am Standort in der Altmark arbeiten knapp 500 Beschäftigte.

MDR (Marius Rudolph, Karin Roxer; Michael Rosebrock, Max Schörm)