
Sachsen-Anhalt Stadt Halle errichtet Messstellen auf Orgacid-Gelände in Ammendorf
80 Jahre nachdem US-Truppen eine Kampfstofffabrik in Halle-Ammendorf besetzt haben, sollen die Anwohner Gewissheit bekommen, ob noch gefährliche Stoffe im Boden sind. Die Stadt will auf dem Orgacid-Gelände zahlreiche Messstellen aufbauen, um mögliche Altlasten zu finden.
Die Stadt Halle will das Grundwasser auf dem Gelände der ehemaligen Chemiewaffenfabrik "Orgacid" auf eine Belastung mit Senfgas überprüfen. Das teilte ein Sprecher der Stadt auf Anfrage von MDR SACHSEN-ANHALT mit. So seien bereits zwei neue Messstellen errichtet worden, eine dritte folge in den nächsten Monaten, um mögliche Altlasten zu finden. Zusätzlich sollen 26 bereits bestehende Messstellen reaktiviert werden.
Anwohner fordern seit Jahrzehnten Beseitigung von Altlasten
Seit Jahrzehnten fordern Anwohner die Beseitigung von Umweltschäden, die bei der Sprengung der Fabrik in Halle-Ammendorf durch Sowjetische Truppen nach Angaben einer Bürgerinitiative entstanden sind. Im Zweiten Weltkrieg waren bei "Orgacid" mehr als 60.000 Bomben mit Senfgas befüllt worden. Welche Gefahr von dem Gelände ausgeht, ist unklar.
In der vergangenen Woche war an die Ankunft der US-Truppen an der Chemiewaffenfabrik erinnert worden. Dort hatte die Bürgerinitiative "Orgacid" erneut eine umfassende Sanierung des Areals gefordert.
Antrag zu Probemessungen bis Ende 2026
Wie Stadtrat Hans-Joachim Berkes MDR SACHSEN-ANHALT sagte, wird der Stadtrat im Mai über einen Antrag des Umweltausschusses beraten. Dieser sieht vor, bis Ende 2026 Probemessungen durchzuführen und bei Bedarf eine Sanierung einzuleiten.
In der Chemiewaffenfabrik Halle-Ammendorf wurden im Zweiten Weltkrieg Senfgasbomben produziert. Nach Kriegsende sprengten sowjetische Truppen das Gelände, was laut Initiative zu massiven Umweltschäden führte. Seit Jahrzehnten wird deshalb vor Ort Aufklärung und eine Sanierung des Geländes gefordert.
MDR (Alexander Kühne, Felix Fahnert, Mario Köhne); zuerst veröffentlicht: 16. April 2025