Schild verbietet das Betreten des Waldes wegen Brandgefahr in der Lausitz.

Sachsen-Anhalt Trockenheit und Waldbrandgefahr: So werden die Wälder überwacht

Stand: 19.04.2025 17:13 Uhr

Die frühlinghaften Temperaturen lassen die Waldbrandgefahr in Sachsen-Anhalt weiter steigen. Wegen der Trockenheit gilt in großen Teilen des Landes zuletzt die zweihöchste Warnstufe 4. Die Mitarbeiter in Sachsen-Anhalts Waldbrandzentrale sind daher in erhöhter Alarmbereitschaft. Von frühmorgens bis spätabends überwachen sie die Wälder.

Von Martin Krause, MDR SACHSEN-ANHALT

Es ist leise in der Annaburger Waldbrandzentrale. Die Fenster des mittelgroßen Raums sind abgedunkelt. An einem Tisch sitzt Ingo Johannes. Er lässt die großen Monitore vor ihm nicht aus den Augen. Aufmerksam betrachtet der Waldschützer die einlaufenden Bilder. "Ich halte Ausschau nach verdächtigen Rauchwolken und das über acht, neun Stunden, da ist schon viel Konzentration gefragt, daher die Ruhe."

Ohne Hektik zeigt Johannes auf einen Bildschirm. "Das dort ist kein Feuer, da wirbelt ein Traktor nur reichlich Staub auf." Auch Rauch von Industrieanlagen oder Qualm, der bei Manövern über Truppenübungsplätze der Bundeswehr hinwegzieht, kann Johannes unterscheiden. Der Mitarbeiter in der Waldbrandzentrale hat inzwischen ein geübtes Auge. Und stets ein Telefon in Griffweite. "Wenn es tatsächlich irgendwo brennt, informieren wir sofort die zuständige Leitstelle."

Überwachung von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang

Johannes kontrolliert bereits die nächsten Aufnahmen. 16 Wachtürme verteilt in ganz Sachsen-Anhalt gibt es. Hochauflösende Kameras liefern von dort gestochen scharfe Bilder nach Annaburg. Von der Zentrale im Kreis Wittenberg aus wird so ein Großteil der 500.000 Hektar Wald im Land überwacht. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Ab Warnstufe 3 sind geschulte Mitarbeiter permanent im Einsatz. Mindestens zwei, im Hochsommer werden pro Schicht sogar drei Waldschützer benötigt. "Wir hatten heute schon ein Feuer, an der Mulde bei Priorau im Kreis Anhalt-Bitterfeld, da stand Ödland in Flammen".

Johannes hat sofort die Leitstelle alarmiert. Mittels Kreuzpeilung und anhand von Landkarten wird der Brandort genau lokalisiert. Dabei können die Waldschützer auch auf Kameratürme etwa im benachbarten Sachsen und Brandenburg zugreifen. "Wir geben dann die Koordinaten durch und können der Einsatzleitung präzise sagen, wo sie die Feuerwehr hinschicken müssen."

Sorge wächst

So konnten die Kameraden auch diesmal schnell vor Ort sein und schlimmeres verhindern, sagt Johannes zufrieden. Mit Blick auf die beginnende Saison sind die Waldschützer jedoch in großer Sorge. Denn Sachsen-Anhalts Wälder sind nach dem Frühjahr trocken. "Der letzten nennenswerte Niederschlag ist schon Wochen her und die geringen Mengen jetzt sind höchstens ein Tropfen auf dem heißen Stein", sagt Heike Borchardt, Forst-Ingenieurin in Annaburg. "Wir haben zudem noch sehr viel trockenes Material im Wald liegen, Laub, Gras, leicht entzündbar."

Regen sorgt für Entspannung

In weiten Teilen Sachsen-Anhalts musste daher zuletzt schon mehrfach die Warnstufe 4 ausgerufen werden. Betroffen waren unter anderem die Landkreise Wittenberg und Anhalt-Bitterfeld, ebenso die Stadt Dessau-Roßlau und das Jerichower Land. Dort hat der anhaltende Regen am Freitag und Samstag für etwas Entspannung gesorgt. Die Warnstufe wurde deshalb in diesen Bereichen von 4 auf 2 herabgesetzt worden. Das hat das Landeszentrum Wald bekanntgegeben. Auch die Leitstelle Altmark hat die Gefahrenprognose aktuell gesenkt.

"Auch die Börde und der Magdeburger Raum gehören immer zu den Gebieten mit der höchsten Waldbrandgefahr. Das liegt an den Böden und den Pflanzen, die dort wachsen", weiß Borchardt.

Achtlos weggeworfene Kippen

Die meisten Waldbrände werden von Menschen verursacht, sagt die erfahrene Forstmitarbeiterin. Wenige absichtlich, der überwiegende Teil durch fahrlässiges Verhalten: "Leider beobachten wir immer wieder Waldbesucher, die rauchen und achtlos ihre Kippen wegwerfen oder sie fahren mit Autos in den Wäldern herum, auf Wegen, die eigentlich nicht zu befahren sind. Das birgt schon große Gefahren."

Noch schlimmer sei, wenn private Fahrzeuge die Waldwege zustellen und die Feuerwehr im Notfall nicht zum Einsatzort käme. Borchardt wünscht sich mehr Einsicht. Zudem gäbe es klare Regeln bei den Waldbrandwarnstufen. "Wenn es erst brennt, dann breitet sich das Feuer bei der Trockenheit rasend schnell aus und so ein Waldbrand vernichtet viel Lebensraum." Umso wichtiger die Früherkennung. "Je schneller wir anhand von Rauch ein Feuer erkennen, desto eher ist die Feuerwehr vor Ort", sagt Ingo Johannes.

Viele Osterfeuer stehen wegen Trockenheit auf der Kippe

Mit jeder Stunde nach Ausbruch eines Brandes verdreifacht sich der Aufwand an Personal und Technik, um die Flammen zu löschen, schätzen Experten. Mit der modernen Kameraüberwachung sei Sachsen-Anhalt inzwischen gut aufgestellt, findet Ingo Johannes und blickt dabei weiter auf die Monitore. Er und seine Kollegen in der Waldbrandzentrale werden auch in diesem Sommer wieder viel beschäftigt sein.

MDR (ltt)