Besucher betreten die Yoko-Ono-Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie Berlin.

Ausstellungen in Berlin Yoko Ono - Kunst für den Frieden

Stand: 10.04.2025 20:04 Uhr

Sie war die Frau von John Lennon, aber so viel mehr als das: Yoko Ono ist Konzept- und Performancekünstlerin, Musikerin und Friedensaktivistin, und das seit mehr als 70 Jahren. In Berlin wird die Künstlerin jetzt gleich an drei Orten gewürdigt.

Von Andrea Handels, rbb

"Sie ist die berühmteste unbekannte Künstlerin der Welt: Jeder kennt ihren Namen, aber niemand weiß, was sie macht" - das hat John Lennon einmal über seine Frau Yoko Ono gesagt. Von Beatles-Fans wurde sie gehasst, weil sie ihr, zu Unrecht, die Schuld an der Auflösung der Band gaben. Dass sie eine unglaublich avantgardistische und innovative Künstlerin war, schon lange bevor sie John Lennon kennenlernte, wurde von vielen schlicht nicht gesehen.

Heute ist die Künstlerin 92 Jahre alt und lebt zurückgezogen in New York. Der Berliner Gropius Bau zeigt in der Ausstellung "Music of the mind" (Musik des Geistes) jetzt eine Übersicht über Yoko Onos Schaffen seit den 1950er-Jahren. Die Ausstellung war schon in etwas kleinerer Variante in der Tate Modern in London und in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf zu sehen.

Das Banner "Peace is Power" im Lichtsaal des Gropius Baus in Berlin

Im Lichthof des Gropius Baus hängt ein Banner mit der Botschaft PEACE is POWER (Frieden ist Macht).

Im historischen Lichthof des Gropius Baus ertönt Musik von Yoko Ono in Dauerschleife, eine Playlist, die sie selbst zusammengestellt hat. Von der Decke hängt in Großbuchstaben der Schriftzug PEACE is POWER, auf dem Boden stehen neun Olivenbäume, an die die Besucherinnen und Besucher Zettel mit ihren Wünschen hängen können. Eigentlich ist hier schon alles dabei, was in der umfangreichen Retrospektive zu Yoko Ono zu sehen und zu erleben ist: Musik, Friedensbotschaft, Partizipationsmöglichkeit für das Publikum.

Pionierin der Konzept- und Performancekunst

Zwei Drittel der Ausstellung widmen sich Yoko Onos frühen Jahren als Künstlerin, bevor sie 1966 in London John Lennon kennenlernte. Die Ausstellungskuratorinnen wollen zeigen, wie weit sie ihrer Zeit voraus war, was für prägende Arbeiten sie für die Konzeptkunst, für die Fluxus-Bewegung und für die Performancekunst entwickelt hat, wie die Kuratorin Patrizia Dander sagt: "Das kann man gar nicht hoch genug einschätzen, was sie sich als Künstlerin und Frau erarbeitet hat."

Yoko Ono ging es immer um die künstlerische Idee - darum, die Gedanken der Menschen zu inspirieren. Und darum, dass die anderen mitmachen und ihre Kunst verändern, weiterspinnen.

Das Kunstwerk "Play it by Trust" in der Neuen Nationalgalerie in Berlin

Mit dem "White Chess Set" spielt man nicht gegeneinander, sondern miteinander.

Friedensbotschaft beim Schachspiel

Symptomatisch dafür zum Beispiel das White Chess Set, das Weiße Schachspiel: Tische mit Schachbrettern darauf, an denen die Besucher spielen können. Nur dass hier Brett und Spielfiguren statt schwarz-weiß nur weiß sind. Yoko Onos Anleitung dazu lautet: "Spiel solange du dich erinnern kannst, wo alle deine Figuren stehen." Die Botschaft dahinter: Spielt nicht gegeneinander, sondern miteinander. Kein Angriffskrieg, sondern Gemeinsamkeit.

Oder das berühmte CUT PIECE: eine Performance, in der Yoko Ono in ihren schönsten Kleidern auf einer Bühne sitzt und die Leute ihr die Kleidung vom Leib schneiden dürfen. Das hat sie zum ersten Mal 1964 aufgeführt. Hier geht es um die Objektivierung des Körpers. Im Gropius Bau werden zwei Videos davon gezeigt: das von 1964 und eines, als sie schon 80 Jahre alt war.

Im Bett mit John Lennon

Ganz berühmt ist natürlich auch die Performance "Bed-in for peace", zu der Yoko und John Lennon nach ihrer Hochzeit 1969 jeweils eine Woche lang in weißen Pyjamas im Hotelbett liegend Friedensbotschaften verkündeten. Das Video aus Montreal ist im Berliner Gropius Bau zu sehen, das aus Amsterdam in der Neuen Nationalgalerie, wo mit "Yoko Ono: Dream together" eine kleinere Ausstellung mit dem Fokus auf Yoko Onos Engagement für den Weltfrieden zu sehen ist.

Als dritten Standort steuert der Neue Berliner Kunstverein n.b.k. ein Billboard, eine Werbetafel, von Yoko Ono mit dem Wort TOUCH bei, das an der Straßenkreuzung Friedrichstraße/Torstraße aufgestellt ist. 

Das Kunstwerk "Imagine Peace" in Yoko-Ono-Ausstellung in Berlin

Nach der Ermordung John Lennons schaltete Yoko Ono Anzeigen Anzeigen in der New York Times und in anderen Zeitungen.

Give peace a chance

"Was Yoko Ono uns mitgibt, ist viel Großzügigkeit und viel Liebe", sagt die Kuratorin der Ausstellung im Gropius Bau, Patrizia Dander. Auch nachdem John Lennon 1980 erschossen wurde, hat Yoko Ono ihre Kunst in den Dienst des Friedens gestellt, weiter zum Beispiel ihre ganzseitigen "War is over! If you want it"-Anzeigen in der New York Times und in anderen Zeitungen geschaltet.

Und das ist ganz das Gegenteil von dem, was Yoko Ono zur Zeit der Beatles-Auflösung nachgesagt wurde: Sie sei eine böse Hexe. Das war sie nie. Höchstens eine gute.