
Anleger nehmen Gewinne mit Leichtes Minus nach der Rally
Nach der gestrigen Kursrally gehen die Investoren den neuen Handelstag deutlich langsamer an. Jetzt wären neue Impulse gefragt, die den DAX weiter nach vorne tragen könnten.
Der DAX fällt im frühen Handel um rund 0,6 Prozent auf 21.836 Punkten zurück. Gestern hatte der deutsche Leitindex 3,1 Prozent höher bei 21.961 Punkten geschlossen. Die Hoffnung auf eine Entspannung im Zollstreit zwischen den USA und China hatte die Anleger zurück in den Aktienmarkt gelockt.
Aber der Wechsel zwischen positiven und negativen Signalen aus den USA geschieht rasant: "Das Rätselraten über den weiteren Verlauf der Verhandlungen im Handelsstreit zwischen den USA und China geht weiter", merkte Marktexperte Andreas Lipkow dazu an. Insbesondere die Wahrscheinlichkeit eines sich lang hinziehenden Verhandlungsprozesses liege Investoren teils schwer im Magen.
In den vergangenen Tage hatte sich der DAX kräftig erholt, sodass eine Konsolidierung grundsätzlich nicht überraschend kommt. Zunächst einmal müsse konstatiert werden, dass der DAX die immensen Kursverluste vom 4. und 7. April (über 3.200 Punkte) innerhalb von gut zwei Wochen komplett aufgeholt habe, schreiben die Marktbeobachter von HSBC in ihrem Tageskommentar. "Seit dem Tief ging es um fast 19 Prozent nach oben." Die Charttechniker sehen bei rund 22.200 Punkten einen wichtigen Widerstand auf dem weiteren Weg nach oben.
Weitere Kursgewinne sind natürlich möglich: "Die Verspannungen an den Finanzmärkten haben sich zuletzt etwas gelöst", heißt es von den Experten der Helaba. "Dennoch sind Konjunktursorgen präsent, und Stimmungsindikatoren tendieren zur Schwäche", so die Fachleute.
Die nächsten Impulse für den DAX könnten heute von der voranschreitenden Berichtssaison und dem am Vormittag anstehenden ifo-Geschäftsklimaindex ausgehen. Fraglich bleibt, inwieweit sich die Unsicherheit über Donald Trumps Zollpolitik bereits negativ auf das Stimmungsbarometer ausgewirkt hat.
Die jüngsten Aussagen von US-Präsident Donald Trump und die Aussicht auf niedrigere China-Zölle hatten gestern auch die Wall Street angetrieben. US-Finanzminister Scott Bessent hatte ferner erklärt, die hohen Zölle zwischen den USA und China seien auf Dauer nicht haltbar. "Wir werden einen fairen Deal mit China abschließen", sagte Trump gestern vor Journalisten, ohne jedoch Einzelheiten zu nennen.
Der US-Standardwerteindex Dow Jones verabschiedete sich mit einem Plus von 1,1 Prozent bei 39.606 Punkten aus dem Handel. Der breit gefasste S&P 500 gewann 1,7 Prozent auf 5.375 Zähler, und der technologielastige Nasdaq zog um 2,5 Prozent auf 16.708 Stellen an.
In Asien kam die jüngste Erholung angesichts der vielen Unklarheiten im Handelskonflikt etwas ins Stocken. Der 225 Werte umfassende japanische Leitindex Nikkei-Index zog zwar um 0,5 Prozent auf 35.039 Punkte an. Die chinesischen Börsen präsentierten sich aber relativ schwach: Der Hang-Seng-Index der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong verlor zuletzt 1,2 Prozent auf 21.897, Punkte, während der CSI-300-Index mit den wichtigsten chinesischen Festlandsaktien kaum verändert tendierte.
Der Kurs des Euro ist heute nach zwei schwächeren Tagen wieder gestiegen. Am Devisenmarkt zeigten sich Zweifel an einer nachhaltigen Erholung des Dollars. Die Kurserholung des Dollars in den vergangenen beiden Handelstagen scheint also vorerst gestoppt und setzt den Euro nicht weiter unter Druck. Die jüngsten Äußerungen von Trump hätten "die Risiken für den US-Dollar aus Sicht der meisten Marktteilnehmer nur geringfügig verringert", kommentierte Devisenexpertin Thu Lan Nguyen von der Commerzbank. Sie verwies darauf, dass sich derzeit viele Anleger gegen einen weiteren Kursabsturz des Dollars absichern.
Für den US-Autobauer Tesla geht es auf dem EU-Automarkt weiter bergab. Im ersten Quartal 2025 sanken die Zulassungszahlen nach Angaben des europäischen Herstellerverbands ACEA um 45 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Damit setzt sich der Negativtrend für die Firma von US-Milliardär Elon Musk fort, jedoch etwas langsamer als noch zu Jahresbeginn. Zwischen Januar und Februar gingen die Zulassungszahlen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 49 Prozent zurück.
Die Volkswagen-Gruppe verbuchte ein leichtes Plus von knapp fünf Prozent. Die BMW-Gruppe bewegte sich mit einem Plus von 0,4 Prozent kaum, und Mercedes-Benz musste einen Rückgang von 6,2 Prozent hinnehmen.
Insgesamt gingen die Zulassungszahlen bei neuen Autos in der EU im ersten Quartal um 1,9 Prozent zurück, reine Elektroautos verbuchten aber einen Zuwachs von 23,9 Prozent. Sie haben einen Marktanteil von 15,2 Prozent.
Der Sportartikelkonzern Adidas ist zum Jahresauftakt kräftig gewachsen. Der Umsatz legte im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um nahezu 700 Millionen auf 6,15 Milliarden Euro zu. Das entspricht einem währungsbereinigten Wachstum von 13 Prozent. Ohne die Verkäufe von Yeezy Produkten im Vorjahr liegt das Wachstum währungsbereinigt bei 17 Prozent. Grund sei ein zweistelliges Wachstum in allen Märkten und allen Vertriebskanälen. Das Betriebsergebnis stieg von 336 auf 610 Millionen Euro.
Der Nahrungsmittelriese Nestle ist mit einem leichten Wachstum in das neue Jahr gestartet. Im ersten Quartal 2025 stieg der Umsatz des Herstellers von Nespresso, Maggi und KitKat um 2,3 Prozent auf 22,6 Milliarden Franken. Treiber waren dabei vor allem Preissteigerungen, mit denen das Unternehmen teilweise deutlich gestiegene Einkaufskosten auszugleichen versuchte, nachdem die Preise für zwei der wichtigsten Rohstoffe, Kaffee und Kakao, auf Rekordniveau geklettert waren.
Der Schienen- und Verkehrstechnik-Konzern Vossloh ist mit einem unerwarteten Umsatzrückgang ins Jahr gestartet. Mit gut 251 Millionen Euro lag der Erlös knapp sieben Prozent niedriger als im außergewöhnlich guten Vorjahreszeitraum. Vossloh erklärte die Entwicklung mit späteren Auslieferungen nach China. Zugleich brach der Gewinn noch stärker ein als gedacht. Ein Auftragsbestand in Rekordhöhe stimmt den Vorstand jedoch zuversichtlich, seine angekündigten Jahresziele zu erreichen.
Dem Luxusgüterkonzern Kering macht die Krise bei seiner Kernmarke Gucci weiter schwer zu schaffen. Im ersten Quartal sackte der Konzernumsatz um 14 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro ab. Bei Gucci führten die Schwierigkeiten in Asien und insbesondere in China sogar zu einem bereinigten Umsatzschwund von einem Viertel. Das war etwas schwächer als von Experten erwartet.
Zum Jahresauftakt stiegen die Erlöse des Spezialisten für Analog-Chips den Angaben zufolge um elf Prozent auf 4,07 Milliarden Dollar. Der Reingewinn liege bei 1,28 Dollar je Aktie. Für das laufende zweite Quartal stellte die US-Firma Erlöse von 4,17 bis 4,53 Milliarden Dollar und einen Gewinn zwischen 1,21 und 1,47 Dollar je Aktie in Aussicht. Zahlen von TI werden als Indikator für die Nachfrage in einer Vielzahl von Branchen genau beobachtet, da die Chips in zahlreichen Produkten verbaut werden.
IBM-Chef Arvind Krishna fürchtet, dass die "America-First"-Politik von Präsident Donald Trump US-Unternehmen international schaden könnte. "Wenn sich die Wahrnehmung durchsetzt, dass amerikanische Unternehmen nur machen, was für das Land Amerika gut ist, wird das ein Problem auslösen", sagte Krishna dem US-Wirtschaftssender CNBC. Noch sehe IBM in den Daten aber keine Anzeichen dafür, schränkte er ein. Im vergangenen Vierteljahr legte der Umsatz im Jahresvergleich um ein Prozent auf 14,54 Milliarden Dollar zu. Der Gewinn sank um gut ein Drittel auf knapp 1,06 Milliarden Dollar.