Industrieanlagen und Güterbahnhof in Köln Godorf.

Konjunktur Neue Bundesregierung rechnet nicht mit Aufschwung

Stand: 14.05.2025 13:19 Uhr

Das Bundeswirtschaftsministerium hat den ersten Monatsbericht unter der neuen Ressortchefin Reiche veröffentlicht. Fazit: Die Konjunktur könnte sich weiter abschwächen. Vor allem US-Zölle machen der Regierung Sorgen.

Die neue Bundesregierung rechnet auch wegen der angekündigten US-Zollerhöhungen vorerst nicht mit einem nachhaltigen konjunkturellen Aufschwung in Deutschland. Aktuelle Umfragen zu den Geschäftserwartungen deuteten sowohl bei der Industrie als auch bei den Dienstleistern auf eine erneute Eintrübung hin, heißt es in dem heute veröffentlichten ersten Monatsbericht des Wirtschaftsministeriums unter der neuen Ressortchefin Katherina Reiche (CDU). "Vor diesem Hintergrund ist eine erneute konjunkturelle Abschwächung im weiteren Jahresverlauf nicht auszuschließen."

"Erneute Abschwächung des deutschen Außenhandels zu erwarten"

Europas größte Volkswirtschaft ist mit einem leichten Wachstum ins Jahr gestartet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von Januar bis März um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zu. Damit wurde eine Rezession verhindert: Im Schlussvierteljahr 2024 war die deutsche Wirtschaft noch im 0,2 Prozent geschrumpft. Zwei Minus-Quartale in Folge gelten als technische Rezession.

Dabei dürften die Exporte von vorgezogenen Bestellungen wegen der angekündigten US-Zollanhebungen gestützt worden sein. "Die Frühindikatoren deuten aber auf eine erneute Abschwächung der Weltkonjunktur sowie der ausländischen Nachfrage hin", betonte nun jedoch das Ministerium. "Damit ist eine erneute Abschwächung des deutschen Außenhandels in den kommenden Monaten zu erwarten." Aus dem gleichen Grund drohe zudem eine Abkühlung der Industriekonjunktur im weiteren Jahresverlauf.

Positive Impulse könnten dagegen von den Verbraucherinnen und Verbrauchern kommen. "Die Aufhellung der Konsumstimmung in Verbindung mit steigenden Realeinkommen dürften den privaten Konsum im weiteren Jahresverlauf stützen", heißt es im Monatsbericht. Angesichts der anhaltend hohen Unsicherheit durch die US-Zollpolitik sei eine spürbare Verbesserung der Lage am Arbeitsmarkt noch nicht absehbar, hieß es zudem.

Alte Bundesregierung hatte ihre Prognose noch einmal gesenkt

Die ehemalige Regierung hatte in ihrer noch unter Federführung des inzwischen ausgeschiedenen Bundeswirtschaftsministers Robert Habeck (Grüne) erstellten Frühjahrsprognose ähnlich wie die führenden Wirtschaftsinstitute ihre Konjunkturerwartungen zuletzt noch einmal gesenkt. Sie rechnet für das laufende Jahr mit einer Stagnation. Der im April vorgestellten Frühjahrsprojektion zufolge wird die deutsche Wirtschaft damit das dritte Jahr in Folge nicht wachsen. 2024 und 2023 war das BIP sogar geschrumpft.

Im Januar hatte die alte Bundesregierung noch mit einem Wachstum von 0,3 Prozent gerechnet - schon das war bereits eine deutliche Korrektur nach unten von den zuvor prognostizierten 1,1 Prozent gewesen. Die deutsche Wirtschaft befinde sich in "schwierigem Fahrwasser", die Wirtschaftspolitik stehe vor "großen Herausforderungen". Nach mehreren Krisenjahren, geprägt von der Corona-Pandemie und Russlands Angriff auf die Ukraine, sorge nun die "unberechenbare Handelspolitik der Vereinigten Staaten" für zusätzliche Unsicherheit, hieß es im April.

Trotz des von US-Präsident Donald Trump losgetretenen Zollstreits hatte sich die Stimmung in den Chefetagen der Unternehmen in Deutschland im April allerdings überraschend leicht verbessert. Der ifo-Geschäftsklimaindex stieg auf 86,9 Punkte nach 86,7 Zählern im März. Die Zahlen machten Hoffnung, dass sich die deutsche Wirtschaft im Verlauf dieses Jahres trotz der höheren US-Zölle beleben wird, hatte Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen dazu gesagt.