Sonnenuntergang hinter den Verladekränen des Burchardtkai, Hamburger Hafen.

Konjunktur im ersten Quartal Deutsche Wirtschaft stärker gewachsen als gedacht

Stand: 23.05.2025 09:27 Uhr

Die deutsche Wirtschaft ist zwischen Januar und März um 0,4 Prozent gewachsen - doppelt so stark wie zunächst geschätzt. Grund sind laut Statistischem Bundesamt steigende Exporte und höhere Konsumausgaben.

Unerwarteter Rückenwind inmitten der Konjunkturflaute: Die kriselnde deutsche Wirtschaft ist im ersten Quartal mit 0,4 Prozent doppelt so stark gewachsen wie von Ökonomen ursprünglich prognostiziert. Das teilte das Statistische Bundesamt mit.

Steigende Exporte und höhere Konsumausgaben der Verbraucher sorgten für Auftrieb beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Vergleich zum Vorquartal. Fachleute hatten im Schnitt mit einer Bestätigung der Erstschätzung von 0,2 Prozent gerechnet.

Geringere Inflation - und mehr Geld verfügbar

Besonders die Exporte, etwa von Autos und Arzneimitteln, stützten im ersten Quartal die Wirtschaft. "Vorzieheffekte im schwelenden Handelskonflikt mit den USA dürften daher zu der positiven Entwicklung beigetragen haben", schrieben die Statistiker.

Die privaten Konsumausgaben stiegen zudem um 0,5 Prozent zum Vorquartal. Mit der abflauenden Inflation und deutlich gestiegenen Löhnen in einigen Branchen haben viele Menschen mehr Geld in der Tasche. Auch wuchsen die Investitionen sowohl in Bauten (plus 0,5 Prozent) als auch in Ausrüstungen (plus 0,7 Prozent).

Volkswirte positiv überrascht

Experten zeigten sich überrascht. "Hoppla! Eine Revision um 0,2 Prozentpunkte ist ungewöhnlich", urteilte Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Allerdings spreche einiges dafür, dass es Sondereffekte gegeben habe, weil wegen befürchteter Zollerhöhungen Ausfuhren in die USA vorgezogen wurden. Im zweiten Quartal dürfte es eine gewisse Korrektur geben, glaubt der Ökonom.

Auch Thomas Gitzel von der VP Bank führt die positive Entwicklung aufs US-Geschäft zurück. Er verweist auf die Exporte, die um kräftige 3,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal zugelegt haben. Insbesondere die Ausfuhren von pharmazeutischen Erzeugnissen sowie von Kraftwagen und Kraftwagenteilen - beide sind bedeutende Exportgüter für den US-Markt - stiegen kräftig an.

Hoffnung für Gesamtjahr 2025?

Welche Folgen das höhere Wachstum für die Konjunktur im Gesamtjahr 2025 haben wird, bleibt abzuwarten. Optimistisch zeigte sich Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank: "Insgesamt sehen wir uns in unserer Erwartung bestätigt, dass das Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr um 0,3 Prozent steigen sollte, was derzeit noch über dem Konsens anderer Beobachter liegt."

Die Commerzbank hat nach den aktuellen Zahlen ihre Jahresprognose auf ein Plus 0,2 Prozent angehoben. Man sei nun weniger pessimistisch. Die sogenannten Wirtschaftsweisen hatten zuvor ihre Wachstumsprognose für dieses Jahr auf 0,0 Prozent abgesenkt. Hauptgrund sei die Zollpolitik der USA. Belebung könne vom geplanten deutschen Finanzpaket kommen.

Auch die EU-Kommission hatte erst Anfang der Woche ihre Prognose für Deutschland gesenkt: von 0,7 Prozent auf ein Null-Wachstum.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 23. Mai 2025 um 09:00 Uhr.