Die Sonne scheint auf blühende Graspflanzen.

Hochsaison für Allergiker Wenn Gräserpollen zur Belastung werden

Stand: 06.05.2025 15:05 Uhr

Die Gräser blühen, die Pollen fliegen - für viele beginnt die Heuschnupfensaison. Welche Gräser bergen hohes Allergiepotenzial und was für Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Von Nele Rößler, NDR

Rund 15 Prozent der Bevölkerung in Deutschland leiden an Heuschnupfen - sie reagieren allergisch auf die Pollen windbestäubter Pflanzen. Besonders häufig sind Gräser die Auslöser. Zwischen Mai und August erreicht ihre Pollensaison den Höhepunkt. Für viele Allergiker bedeutet das: tränende Augen, juckende Schleimhäute und eine laufende Nase.

Nicht alle Gräser sind gleich allergen. Besonders häufig rufen Ruchgras und Wiesenlieschgras allergische Reaktionen hervor. Ihre Pollen sind winzig und können deshalb weit fliegen. Auch der Roggen ist problematisch - er gilt als besonders starker Allergieauslöser. Zum einen, weil er als Kulturpflanze weit verbreitet ist. Zum anderen produziert ein einziger Halm rund sieben Millionen Pollenkörner.

Warum die Belastung so hoch ist

Viele Gräser setzen eine enorme Menge an Pollen frei - im Schnitt etwa vier Millionen pro Pflanze. Gleichzeitig kommen sie nahezu überall vor: auf Wiesen, an Wegrändern, in Gärten, sogar im Wald. Das macht es für Allergiker schwer, ihnen auszuweichen. Seit 2020 beobachten Fachleute zudem eine stärkere Pollenbelastung durch Gräser. Die Deutsche Stiftung Polleninformationsdienst untersucht derzeit die Ursachen. Eine mögliche Erklärung: In den vergangenen Jahren war es während der Hauptblüte oft warm und trocken - ideale Bedingungen für den Pollenflug.

Klimawandel verlängert die Pollensaison

Der Klimawandel verschärft das Problem weiter. Höhere Temperaturen führen dazu, dass viele Pflanzen früher blühen und länger Pollen abgeben. Laut der Umweltmedizinerin Claudia Traidl-Hoffmann von der Universität Augsburg trägt auch die Luftverschmutzung zur Zunahme von Allergien bei. Schadstoffe schwächen die natürlichen Barrieren der Haut und Schleimhäute, sodass Allergene leichter eindringen können. Das Immunsystem wird dadurch empfindlicher - und reagiert schneller über.

Was passiert bei einer Allergie?

Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem überempfindlich auf eigentlich harmlose Substanzen - wie die Eiweiße in Gräserpollen. Die Beschwerden entstehen allerdings nicht sofort beim ersten Kontakt. Zunächst kommt es zu einer sogenannten Sensibilisierung: Der Körper entwickelt eine Empfindlichkeit gegenüber dem Allergen. Diese Phase kann wenige Tage bis mehrere Jahre dauern. Beim nächsten Kontakt erinnert sich das Immunsystem und reagiert mit der Bildung von Antikörpern vom Typ Immunglobulin-E (IgE). Diese lösen dann die typischen Heuschnupfensymptome aus.

Was hilft?

"Allergien sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen", warnt Medizinerin Traidl-Hoffmann. Bleiben sie unbehandelt, können sie sich zu schwerem Asthma entwickeln. Akut helfen Antihistaminika und spezielle Nasensprays. Seltener als Stadtkinder leiden Kinder, die auf Bauernhöfen aufwachsen, unter Allergien. Diesen sogenannten Farmeffekt wollen sich Forschende aus München zunutze machen.

Doch es gibt bereits jetzt die Chance auf Heilung durch Hyposensibilisierung: Dabei wird der Körper über einen Zeitraum von mehreren Jahren schrittweise an das Allergen gewöhnt. Die Heilungschancen liegen laut Traidl-Hoffmann bei etwa 80 Prozent. Der richtige Zeitpunkt für den Start der Therapie: die pollenarme Jahreszeit.

Bis dahin gilt: Medikamente einnehmen, Fenster zur richtigen Zeit öffnen - in der Stadt morgens, auf dem Land besser abends - und dem nächsten Frühling gut vorbereitet begegnen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 12. April 2025 um 12:04 Uhr.