Auf diesem Foto, das vom Pressedienst der 93. Kholodnyi Yar Separate Mechanized Brigade der Ukraine zur Verfügung gestellt wurde, geht ein Soldat an einer beschädigten Kirche in Kostyantynivka vorbei, dem Schauplatz schwerer Kämpfe mit russischen Truppen in der Region Donezk.

Trotz angekündigter Waffenruhe Russland und Ukraine werfen sich gegenseitig Angriffe vor

Stand: 20.04.2025 14:11 Uhr

Nachdem die Ukraine Russland vorgeworfen hat, sich nicht an die selbst vorgeschlagene Oster-Waffenruhe zu halten, zieht der Kreml nach. Hunderte Male habe die Ukraine angegriffen. Die wiederum spricht von noch stärken Angriffen Russlands.

Russland hat den ukrainischen Streitkräften eine Fortsetzung der Angriffe vorgeworfen - trotz der von Russland verkündeten Waffenruhe über Ostern. Unter anderem sei die Stadt Donezk angegriffen worden, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Die Attacken seien abgewehrt worden. Donezk liegt in der Ostukraine in den von Russland völkerrechtswidrig annektierten Gebieten der Landes.

In der Nacht habe es Dutzende Drohnenangriffe von ukrainischer Seite gegeben. Hunderte Male sei mit Artilleriemunition geschossen worden. Auch die russischen Grenzregionen Brjansk, Kursk und Belgorod seien beschossen worden. "Im Ergebnis gibt es Tote und Verletzte in der friedlichen Bevölkerung und Schäden an zivilen Gebäuden", hieß es in der Mitteilung des Ministeriums. Zahlen zu Opfern nannte die Behörde nicht. Die Angaben lassen sich nicht überprüfen.

Der erste Kanal des russischen Staatsfernsehens zeigte Bilder, die diese Angaben belegen sollen. Zu sehen war aber nur Rauch, aber nicht von wo er aufstieg. Das russische Verteidigungsministerium gestand aber ein, dass man unmittelbar vor der Waffenruhe selbst noch fast 90 gegnerische Stellungen vernichtet habe.

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Selenskyj berichtet zuvor von russischen Angriffen

Zuvor hatte auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Verstöße gegen die von Kremlchef Wladimir Putin angeordnete Waffenruhe für Ostern beklagt. Mittlerweile hätten sich die Angriffe sogar verstärkt, schrieb Selenskyj auf X. Von Mitternacht bis zum Mittag habe Russland 26 Angriffe gestartet. "Entweder hat Putin nicht die volle Kontrolle über seine Armee oder die Situation zeigt, dass Russland nicht die Absicht hat, einen echten Schritt zur Beendigung des Krieges zu unternehmen und nur Interesse an positiver PR hat."

Auch russische Drohnen seien weiter im Einsatz. Aus dem Osten und dem Süden der Ukraine meldeten die Behörden Luftalarm. Es gebe zudem anhaltende Kämpfe auf russischem Boden. Gleichzeitig räumte Selenskyj ein: "In manchen Gebieten hat sich die Lage beruhigt." Die von Kremlchef Putin überraschend angekündigte 30-stündige Feuerpause bezog sich auf die Front in der Ukraine.

Dagegen behauptete das Ministerium in Moskau, dass sich das russische Militär an den Befehl Putins halte, aber Angriffe von ukrainischer Seite abwehre und mit Gegenfeuer beantworte.

Sicherheitsexperte: "Seit 2014 spielt Putin dieses Spiel"

Experten zweifeln an der Darstellung des Kreml. Dass Putin die Ukraine beschuldigen werde, die Waffenruhe gebrochen zu haben, stand für den Sicherheitsexperten Nico Lange schon vorher fest.

Man habe schon oft erlebt, dass Putin einen Waffenstillstand ankündige und dann die Ukraine beschuldige, diesen gebrochen zu haben - um dann sagen zu können, er habe keine Wahl und müsse weiterkämpfen. "Seit 2014 im Donbass spielt Putin dieses Spiel und leider wird immer wieder darüber berichtet, als könne man Putin glauben und als sei seine Ankündigung irgendetwas wert", sagte Lange tagesschau24 im Interview.

Putin hatte am Samstag überraschend eine Feuerpause über Ostern angekündigt - aus "humanitären Gründen". Diese solle 30 Stunden dauern, also von Samstag 17.00 Uhr (MESZ) bis bis heute 23.00 Uhr (MESZ). Selenskyj forderte, die Waffenruhe um 30 Tage zu verlängern.

"Putin will weiter angreifen", Nico Lange, Experte für internationale Sicherheit, zur Osterwaffenruhe zwischen Russland und Ukraine

tagesschau24, 20.04.2025 09:00 Uhr

Verhandlungen über Frieden stocken

Die EU zeigte sich ebenfalls skeptisch. "Russland könnte diesen Krieg jederzeit beenden, wenn es wirklich wollte. Wir unterstützen die Ukraine weiterhin für einen langen, gerechten und umfassenden Frieden", so die Sprecherin für Auswärtige Angelegenheiten, Anitta Hipper.

Die von den USA initiierten Verhandlungen über ein Ende der Kämpfe waren zuletzt kaum vorangekommen. Zum Abschluss der Ukraine-Gespräche in Paris hatte US-Außenminister Marco Rubio am Freitag vor einem möglichen Ende der Friedensbemühungen seines Landes gewarnt. Die USA könnten ihre Bemühungen einstellen, sollte es innerhalb der nächsten Tage keine Fortschritte in den Verhandlungen über einen Frieden zwischen Russland und der Ukraine geben.

Mit Informationen von Stefanie Markert, WDR, für das ARD-Studio Moskau

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 20. April 2025 um 13:55 Uhr.