Der Weltkugelbrunnen, genannt "Wasserklops", ist nicht in Betrieb (Quelle: rbb)

Berlin Der Weltkugelbrunnen am Berliner Breitscheidplatz soll wieder "Platzjuwel" statt Mülleimer werden

Stand: 24.04.2025 06:53 Uhr

Heutzutage schwer vorstellbar, aber der Weltkugelbrunnen am Breitscheidplatz war mal ein Touristenmagnet. Seit Jahren sprudelt hier kein Wasser mehr, stattdessen vermüllt das Bauwerk zusehends. Von Stefan Oberwalleney

  • Das alte West-Berliner Wahrzeichen am Europa-Center ist in schlechtem Zustand
  • Anrainer beschweren sich über den Anblick des heruntergekommenen Brunnens
  • Für eine umfassende Sanierung des "Wasserklops" fehlt das Geld

Die Sonne scheint, das Polizeiorchester spielt und es gibt Freibier, als der noch namenlose Breitscheidbrunnen im August 1983 offiziell eingeweiht wird. "Berlin tut nicht nur gut, Berlin tut auch etwas für sich selbst," heißt es in der Festrede und weiter: "Charlottenburg bekommt hier ein neues Platzjuwel. Es liegt an uns allen, wie es gehegt, gepflegt und angenommen wird."
 
Angenommen wird der Weltkugelbrunnen, wie er bald offiziell heißt, überaus schnell. Besonders wenn es heiß ist und ihn Kinder schnell als Planschbecken für sich entdecken. Liebevoll verpassen ihm die Berliner:innen den Spitznamen "Wasserklops". Touristen zücken ihre Fotoapparate, denn der rotbraune Granitbrunnen vor dem Europa-Center ist bald ein beliebtes Berlin-Fotomotiv.

Der "Wasserklops" war eine begehrte Kulisse

40 Jahre später ist diese Vorstellung völlig abwegig. Wer dieser Tage am Brunnen entlangläuft, straft ihn entweder mit Missachtung oder findet ihn schlichtweg scheußlich, dreckig oder heruntergekommen. Vergessen scheinen die Worte der Festrede hinsichtlich der Hege und Pflege.
 
Erschaffen hat den Weltkugelbrunnen der Berliner Bildhauer Joachim Schmettau. Achteinhalb Meter misst die kugelförmige Basis im Durchmesser, insgesamt kommt der Brunnen mit den Wasserspielen auf 16 Meter Durchmesser. Das große Wasserbecken ist von einer Treppenanlage umgeben, die sich vom Breitscheidplatz bis ins Souterrain des Europa-Centers zieht. In Guten Zeiten wandelten Stars in Fernsehshows die Treppe herunter. Popsternchen C.C. Catch diente der "Klops" 1985 als Kulisse für ihr Musikvideo "I Can Loose My Heart Tonight".

Archivbild: Jugendliche treffen sich am Wasserklops auf dem Breitscheidplatz in Berlin. (Quelle: imago images/Schneider)

brunnen-touristen

Kondome, Pappe, Stoffreste

Heute liegt Müll im Brunnen: Pappbecher, undefinierbare Stoffreste, ein Kondom und Tannenzweige vom letzten Weihnachtsmarkt sind hier verstreut. Der Granitstein hat längst seinen Glanz verloren und die zahlreichen Fontänen und Figuren sind angelaufen. Nur eine Taube scheint sich auf dem Brunnen wohlzufühlen, als sie auf der Figur "Die Eitelkeit" Platz nimmt.
 
Die Chefs des angrenzenden "Hotel Palace Berlin" finden keine netten Worte zum aktuellen Zustand des Brunnens. Ein "Platzjuwel" sei der Brunnen schon lange nicht mehr, das steht für den Generalmanager Michael Frenzel fest. Er ärgert sich über den Zustand der einstigen Sehenswürdigkeit mitten in der City West. "Wir sind das Schaufenster für touristische Gäste", sagt Frenzel. Es sei ein "großes Trauerspiel, dass die Stadt so ein Ikonisches Wasserspiel so verkommen lässt und das sich von städtischer genauso wie von der Bezirksebene niemand darum kümmert." In Städten wie London oder Paris wäre das ganz sicher nicht möglich, so Frenzel. "Der Brunnen ist in einem desolaten Zustand" ergänzt Mathias Müller, stellvertretender Hoteldirektor im Palace. Auch ihre Gäste würden wegen des verwahrlosten Zustands fragen.

Vermüllter Weltkugelbrunnen am Kudamm in Berlin Charlottenburg. (Quelle: rbb)

Der Weltkugelbrunnen heute: Kein Wasser, dafür Müll

Bezirk kann sich volle Sanierung nicht leisten

Auch Bezirksstadtrat Christoph Brzezinski (CDU) räumt ein, dass sich der Brunnen in "keinem guten Zustand" befinde. Für eine vollständige Sanierung veranschlagt der Bezirk rund 2,5 Millionen Euro. Eine Summe, die selbst mit Fördermitteln des Bundes für den Bezirk nicht finanzierbar wäre, heißt es auf rbb-Anfrage. "Daher erfolgen bereits seit einigen Jahren jeweils nur geringfügigere Ertüchtigungen, um einen Betrieb weiterhin zu ermöglichen."
 
In den vergangenen Jahren unterstützten private Spenden den Brunnenbetrieb. Hotelmanager Michael Frenzel verweist zudem auf die Gelder, die die AG-City in den letzten Jahren bereitgestellt habe. Angefangen bei der finanziellen Unterstützung für die Beseitigung des Tunnels in der Budapester Straße bis zur Begrünung des Ku'damms. "Irgendwann", so der Generalmanager, "muss man auch mal sagen, sind auch die in der Pflicht, die für den Brunnen und für den Standort verantwortlich sind. Und das ist ganz klar der Bezirk und die Stadt, die sich darum zu kümmern haben." Die öffentliche Hand könne "nicht immer nur hoffen, dass es irgendwie die Privaten richten", sagt Frenzel.

Ich liebe diesen Brunnen, er ist toll und er soll und er muss wieder sprudeln.

Warten auf eine umfassende Sanierung

Der Stadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) sagte 2023 der "Berliner Morgenpost" [Bezahlinhalt], nachdem die Zuständigkeit der Bezirke für die Brunnen beendet worden sei und an die Berliner Wasserbetriebe überging, seien den Bezirken jegliche Haushaltsmittel für die Brunnenunterhaltung entzogen worden. Im Jahr 2022 habe der Bezirk gerade mal 150.000 Euro für die bauliche Unterhaltung aller Brunnen in Charlottenburg erhalten.
 
In den vergangenen Jahren verpasste der Weltkugelbrunnen immer wieder den Start zur Brunnensaison, auch weil einer Rahmenvereinbarung zwischen dem Land Berlin und den Wasserbetrieben (BWB) zufolge die BWB lediglich für kleinere Instandsetzungsarbeiten Sorge tragen müssen [bwb.de/PDF].
 
So wartet der Brunnen weiter auf eine umfassende Sanierung. Immerhin ist ein Abriss vom Tisch, der 2013 kurz von Politik und Anrainern diskutiert wurde. Damals empfand man den "Wasserklops" als nicht mehr zeitgemäß und störte sich am Loch im Breitscheidplatz.

Eine neue Busspur auf der Kantstraße in Berlin (Quelle: rbb)
Radweg auf der Neuen Kantstraße wird auch zur Busspur
mehr

Sprudeln wohl wieder ab Mai

Der Abriss des vernachlässigten Brunnens ist auch für Hotelmanager Michael Frenzel keine Option, denn er hat den "Wasserklops" durchaus ins Herz geschlossen. Allerdings muss er in seinem Gedächtnis etwas kramen, um ihn sich in voller Pracht und sprudelnd vorstellen zu können. "Da geht einem das Herz auf, wenn man diesen Brunnen sprudeln und das Wasser laufen sieht", erinnert er sich. "Ich liebe diesen Brunnen, er ist toll und er soll und er muss wieder sprudeln."
 
Soll er auch, das ist der Plan vom Bezirk. Vorher müsse der Brunnen allerdings noch fachlich geprüft und ggfs. kleinere Ausbesserungsarbeiten vorgenommen werden. Außerdem werde eine Reinigung vor der Inbetriebnahme erfolgen, teilte Bezirksstadtrat Christoph Brzezinski mit. Mitte Mai soll der Brunnen dann wieder sprudeln. Sofern die Technik das noch mitmacht.