
Berlin Konzert | Kim Deal in Berlin: Verspäteter Triumph mit schwach dosierter Nostalgie
Kim Deal gehörte früher zum Stamm der legendären Indie-Rockband Pixies. Am Sonntag hat sie im Berliner Columbia-Theater ihr Solodebüt vorgestellt - mit sichtlicher Freude. Von Alexander Soyez
Dass das Konzert von Kim Deal vom Metropol ins kleinere Columbia-Theater verlegt wurde, war eine hervorragende Entscheidung. So war der Saal auch mit nur ungefähr 500 Fans bestens gefüllt.
Das sind zwar sicherlich deutlich weniger als erwartet für den ehemaligen Pixies-Star, aber dafür ist die Stimmung im Publikum umso besser. Das sorgte für einen genauso sommerlichen wie entspannten Rahmen für Kim Deals ersten Berliner Auftritt als Solistin, auch wenn sie dabei natürlich von neun grandiosen Musiker und Musikerinnen unterstützt wurde, wodurch auf der etwas zu kleinen Bühne schon fast ein bisschen Gedränge herrschte.
Ein spätes Debüt
Kim Deal ist ein perfekter Beweis dafür, dass es nie zu spät für einen Neustart ist. Sie ist Mitte 60, hat fast 40 Jahren Bühnenerfahrung und schon mehrere erfolgreiche Karrieren hinter sich. Darunter natürlich vor allem ganz am Anfang als Bassistin der richtungweisenden Pixies oder als Bassistin und Sängerin der von ihr gegründeten Pixies-Alternative und Alternative-Rock-Band the Breeders. Jetzt ist Kim Deal auch komplett solo unterwegs. Ende vorigen Jahres brachte sie ihr erstes eigenes Album "Nobody Loves You More" heraus.

Das Berlin-Konzert im Columbia-Theater ist nicht nur der einzige Deutschland-Stopp, sondern auch das Finale ihrer der "Nobody Loves You More"-Tour, abgesehen von ein paar Festival-Auftritten in den nächsten Monaten. Ihr Debüt steht, neben ein paar Breeders-Stücken und auch einem Pixies-Cover, auf dem Konzert im Zentrum. Es ist ein persönliches Album, ein Zurückblicken ihr Leben, Einflüsse, wichtige Orte und Momente. Die Stimmung der Songs ist dabei extrem unterschiedlich und die Stilrichtungen reichen von Indie-Rock über Folk bis Country, von Grunge über Noise Rock Einflüsse bis zur Liebesballade.
Ein Traum wird wahr
Das Album ist in gewisser Weise ein verspäteter Triumph für Kim Deal, ein Jetzt-endlich-Moment. Selbstverständlich hatte sie schon mit den Pixies einen enormen Erfolg, aber nicht umsonst gründete sie als Nebenprojekte ihre Bands The Breeders und auch The Amps, um mehr kreativen Einfluss zu haben, eigene Ideen durchzusetzen und weiter vorne auf der Bühne und wirklich im Zentrum zu stehen.
Das neue eigene Album und diese Tour sind ihre Vision und ein Traum, den sie sich verwirklicht hat. Auch so muss man ihr Solo-Debüt verstehen, an dem sie mehr als zehn Jahre lang gearbeitet hat. Man merkt tatsächlich beim Konzert, wie viel ihr dieser Auftritt bedeutet, wie sehr sie es genießt, ihre Songs zu singen, ihre eigene Musik zu machen. Sie hat sichtlichen Spaß dabei, lächelt während des der gesamten Show und man kann ihr die Freude dabei geradezu ansehen.

Neu nicht alt
Mit Kim Deal, das lässt sich kaum vermeiden, kommt natürlich immer auch eine gewisse Pixies-Nostalgie auf die Bühne, aber in diesem Fall so schwach dosiert, dass es nicht stört und so neu und eigenständig mit ihr als Solo-Künstlerin, dass es Spaß macht und nie wirkt wie ein Abziehbild ihrer größten Erfolge in den 1980er und 1990er Jahren. Ein gelungener, lässiger und schöner Indie-Rock-Abend.
Sendung: rbb24 Inforadio, 23.06.2025, 6:55 Uhr