
Berlin Konzertkritik | Sugababes in der Uber Eats Music Hall: "Ja, Jaa, Jaaaa!"
Die Sugababes haben viel durchgemacht: Trennungen, Rechtsstreitigkeiten. Der frühe Ruhm war nicht immer einfach. Jetzt sind sie zurück auf Tour. Von Hendrik Schröder
Die Story der Sugababes ist ja ein bisschen verrückt. Mit 14 haben sich die drei Sängerinnen die Band, den Style und den Namen ausgedacht. Ein paar Jahre später waren sie Superstars. Dann ging langsam alles auseinander, eine nach der anderen verließ die Band. Irgendwann war keines der Gründungsmitglieder mehr dabei, aber die Sugababes existierten trotzdem weiter! Mit völlig anderen Sängerinnen, die im Laufe der Jahre eingesprungen waren.
Eine skurrile Situation, die sich erst änderte, als die drei Ur-Mitglieder einen langen Rechtsstreit gewannen und seitdem in Originalbesetzung unter dem alten Namen wieder durch die Welt touren. Und so stehen Siobhán Donagy, Keisha Buchanan und Mutya Buena, mittlerweile nicht mehr 14, sondern um die 40, an diesem Abend auf der Bühne der packvoll gequetschten Music Hall in Berlin (eines von nur zwei Deutschlandkonzerten der aktuellen Tour) und beamen die Leute zurück in die 00er Jahre.

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Drinks und Discomuskeln
Und was sind sie alle aufgekratzt im Publikum, schon kurz vor der Show. Die Freundinnen, die Hand in Hand durchs Foyer rennen, um noch schnell Drinks zu holen. Die weichen Typen, die ihre harten Discomuskeln gleich gruppenweise spazieren führen und alle durcheinander reden. Die Jüngeren, die damals, als im Jahr 2000 mit "Overload" die erste Single der Sugababes rauskam noch gar nicht auf der Welt waren. Und auch die Älteren, die hier mal kurz ihrer Jugend nachspüren. Und alle juchzen und schreien und jubeln, als um kurz vor Neun das Saallicht ausgeht und die Sugababes mit eben dieser ersten Single von damals den Abend eröffnen.

Kein Halten mehr
In glitzernden Hosenanzügen sitzen die Sängerinnen zunächst auf Barhockern, schlagen synchron ihre Beine übereinander und gucken betont ernst. Was ein bisschen deplatziert aussieht, weil die Menge nach drei Takten kein Halten mehr kennt und die Music Hall zur Tanzfläche umwandelt. Aber dann stehen die Sugababes endlich auf und tanzen langsam lasziv gen Menge, die nun wohl ausrasten mag ob des Grooves und der Moves.
Ein Fan küsst bei jedem neuen Song seiner Begleitung den Kopf und ruft: "Ja, Jaa, Jaaa"! Als hätten die Sugababes gerade das 1:0 im Meisterschaftsrennen geschossen oder so etwas in der Art. Aber Recht hat er ja, was die Bands an Hits abfeuert, ist irre: "Round Round", "Hole in the Head", "Push the Button" Auch die neuesten Tracks von der aktuellen Single "Jungle" sind gar nicht schlecht. 18 Songs spielen sie insgesamt, dabei ein kleines Medley mehrerer Songs vom ersten Album.

Am Ende Umarmungen
Ob die vierköpfige Band auf dem Podest hinter den drei Sängerinnen bei all dem so viel wirklich live spielt, wie sie engagiert vorgibt, das sei dabei mal zumindest angezweifelt. Aber die Männer an Gitarre, Bass, Keyboards und Schlagzeug sehen immerhin sehr gut aus dabei. Was auch ein bisschen das fehlende Bühnenbild wett macht. Nur mit ein paar Strahlern wirkt eine Show im Jahr 2025 ja fast schon unterinszeniert.
Aber auch egal. Es geht ja schließlich um die drei Sängerinnen. Die sind sehr gut bei Stimme(n) und liegen sich nach dem Song "Flowers" genauso glücklich in den Armen wie ihre alten und neuen Fans. Und das ist doch sehr süß anzusehen. Nach 75 Minuten ist schon Schluss. Aber reicht doch auch. Super Abend gewesen. 1:0 für die Sugababes.
Sendung: rbb24 Inforadio, 28.04.2025, 08:50 Uhr