Symbolbild: Fahrgäste steigen am U-Bahnhof Alexanderplatz in Berlin in einen U-Bahn-Zug der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) ein. (Quelle: dpa/Ibold)

Berlin Petition fordert eigene "Flinta"-Abteile in Fahrzeugen der BVG

Stand: 23.04.2025 11:36 Uhr

Im Schnitt kommt es im Berliner ÖPNV zu mehr als einem sexuellen Übergriff pro Tag. Die Opfer sind meistens weiblich. Eine aktuelle Petition bringt nun erneut eigene Abteile für nicht-männliche Personen ins Spiel - und stößt auf große Resonanz.

Bei einer Petition für die Einrichtung von speziellen Abteilen für Flinta-Personen in Berlins öffentlichen Verkehrsmitteln sind innerhalb weniger Tage mehr als 15.000 Unterschriften zusammen gekommen. Flinta steht für Frauen, Lesben, Inter, Nonbinär, Trans und Agender.
 
In Extra-Bereichen in U-Bahnen, Trams und Bussen sollen sie vor männlichen Übergriffen geschützt sein, heißt es in dem Unterschriftenaufruf, der vor gut einer Woche gestartet ist. Die Abteile könnten demnach etwa in den hinteren Bereichen der Fahrzeuge eingerichtet werden, "dort, wo oft übergriffige Männer sitzen". Lilafarbene Sitze könnten deutlich machen, dass dort ein Schutzraum für Flinta-Personen bestehe.
 
Initiiert wurde die Petition von Alex Born. Sie fahre mittlerweile nur noch mit dem Fahrrad durch Berlin, weil sie sich im ÖPNV nicht mehr wohl fühle, sagte sie der rbb24 Abendschau am Dienstag. "Jemand hat sich hinter mich gestellt, sich an mir gerieben, angegrapscht. Dieses Zu-Nah-Kommen, diese Blicke erleben wir Flinta-Personen einfach jeden Tag", so Born. Solche speziellen Abteile könnten zu mehr Sicherheit führen.

Lilli in der Berliner U-Bahn. (Quelle: rbb/David Donschen)
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Petition knüpft an Grünen-Forderung an

Im Berliner Nahverkehr ist die Zahl der Straftaten im vergangenen Jahr zwar gesunken - aber die Zahl der Sexualdelikte deutlich gestiegen. Das zeigte die Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen im Februar. Demnach haben Sexualdelikte in Fahrzeugen und Haltestellen der BVG 2024 im Vergleich zu 2023 um 15 Prozent zugenommen. Insgesamt geschieht im Berliner ÖPNV mehr als ein sexueller Übergriff pro Tag (380 Delikte im Jahr 2024). Die Opfer sind dabei meistens weiblich, die Täter männlich, wie die Zahlen für 2023 und 2024 zeigen.
 
Bereits im November hatte die Berliner Grünen-Sprecherin für Verkehrspolitik im Abgeordnetenhaus, Antje Kapek, Extra-Abteile für Frauen in U-Bahnen gefordert, um sie im Gedränge besser vor männlichen Übergriffen zu schützen. Hintergrund war unter anderem ein Vergewaltigungsfall im Frühjahr 2024 auf der Linie U3 im Stadtteil Zehlendorf.

BVG sieht keinen Grund für weitere Maßnahmen

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) verweisen indes auf bereits bestehende Sicherheitsvorkehrungen. "Wer sich unwohl fühlt oder Hilfe benötigt hat auf jedem Bahnhof zu jeder Tages- und Nachtzeit die Möglichkeit, über die Notruf- und Informationssäulen direkten Kontakt zu unseren Mitarbeitenden und der Sicherheitsleitstelle aufzunehmen", teilte das Unternehmen mit. Alle Fahrzeuge verfügten über Alarm- und Notrufeinrichtungen, mit denen Fahrgäste direkt zum Fahrer oder zur Fahrerin durchgestellt würden.
 
Zuletzt hatte das Unternehmen gemeinsame Reinigungs- und Sicherheitsstreifen auf bestimmten U-Bahnlinien nach einer Testphase verstetigt, um das Sicherheitsgefühl zu steigern. Auch die zunehmend durchgängigen U-Bahn-Züge ohne getrennte Abteile sollen für mehr Sicherheit sorgen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 22.04.2025, 19:30 Uhr