
Berlin Rapper BBNO$ im Berliner Huxleys: Zwischen "Fuck You" und "Love You"
Mit dem Hit "Lalala" und witzigen Tiktok-Clips wurde der Rapper BBNO$ weltberühmt, seine Klicks gehen mittlerweile in die Milliarden. Auch live ist er ein groovendes Kraftpaket, findet Hendrik Schröder.
Gleich am Anfang donnert über die beiden großen Videowände ein Filmchen, in dem Dutzende Menschen in rasant aneinander geschnittenen Szenen die Abkürzung BBNO$ falsch aussprechen. "Bbnos, Bbnos", rufen die Fans dazu.
Was ein Spaß ist, denn natürlich wissen die rund 1.600 Menschen im ausverkauften Berliner Huxleys, wie es richtig geht: Baby No Money! So spricht sich das aus. Bürgerlich heißt der Mann Alexander Gumuchian und kommt aus Kanada. Im weißen Anzug mit Doppelripp-Unterhemd unter dem Sakko kommt er nach dem Film auf die Bühne gesegelt und sofort gehen alle Regler auf elf.
Fan-Sein macht Spaß und Arbeit
Hinter dem Rapper thront ein DJ hinter einem Pult, der alles, was die nächsten 90 Minuten zu hören sein wird, direkt von der Festplatte in die Boxen schiebt. Bis auf den Gesang natürlich. Der erste Track "it boy" ist noch keine Minute alt, da kommt schon die erste Aufforderung: "Berlin, show me your hands!"
Und so geht das die ganze Zeit weiter. Ständig müssen die Leute an der richtigen Stelle irgendwas machen, irgendwas schreien, den Mittelfinger in die Höhe halten oder die Finger zu Herzchen formen oder die Handylampen schwingen. Also, BBNO$-Fan zu sein, macht offensichtlich großen Spaß, so gut gelaunt und sauwitzig ist der Typ, aber es ist auch ganz schön Arbeit.

Er liebt das Spiel mit den Leuten
Ein paar Songs später fliegt das weiße Sakko auf den Bühnenboden. Es wird heiß im Huxleys, denn die Fans kennen wirklich fast jede Zeile jedes Songs und singen und dancen alles mit. Was erstaunlich wirkt, bei so viel Text. Die Lieder von BBNO$ sind dabei, mit Verlaub, alle sehr ähnlich.
Entweder hoppeln sie zackig und swinging im etwas angezogenen Tempo oder eine gezupfte Gitarre macht es etwas getragener und gefühliger - das sind so seine beiden Standardsounds. Aber die Variationsarmut macht gar nichts. Es geht ja mehr um den Vibe. Um die Stimmung. Und "Baby No Money" ist so ein Typ, der hat den Begriff Stimmung quasi erfunden. Der liebt das Spiel mit den Leuten.
Die Zeit seines Lebens
29 Jahre ist der Rapper alt, ehemaliger Sportschwimmer mit einem Kreuz wie ein Türsteher. Sechs Alben hat er schon veröffentlicht. Wobei ein Großteil davon eher unbeachtet blieb. In China hatte BBNO$ früh in seiner Karriere einen Hit, in den USA und Europa sah es eher mau aus. Bis er mit der Nummer "Lalala", zusammen mit dem Produzenten Y2K, im Jahr 2019 durchstarten konnte.
Seine aktuelle Tour führt ihn jetzt ein Mal um die Welt. Der Rapper hat eine Kraft, so wirkt es, einen Bock, unbesiegbar sieht er aus, als wäre das gerade die Zeit seines Lebens. Dabei immer ein bisschen verschmitzt und ziemlich klug. BBNO$ kann sich in einem Moment mit helgeschneideresken Bewegungen zum Hampelmann machen und im nächsten "Fuck You, Elon Musk!" rufen und wirkt bei beidem komplett bei sich.
Die meiste Zeit ist er dabei alleine auf die Bühne. Manchmal gibt es einen Gastauftritt, manchmal darf ein Fan hochkommen und Sachen sagen. Eine entscheidet sich für "Fuck you, Friedrich Merz!". Der Saal tobt.
Zwischen "Fuck You!" und "Love You!" ist es überhaupt nur ein schmaler Grat an diesem Abend, was nicht sonderlich kultiviert rüberkommt, aber ungemein unterhaltsam. Damit sich die Solo-Performance von BBNO$ dabei nicht zu schnell erschöpft, hat er links und rechts zwei große Videowände, auf denen non-stop entweder kleine Memes und Animationen zu den Songs zu sehen sind. Oder er selbst wird abgefilmt von einem Kameramann, der direkt neben ihm auf der Bühne steht - was ein bisschen seltsam ist, da das Huxleys zwar ausverkauft vibriert, aber nun mal keine große Halle ist, bei der sowas heutzutage fast schon geboten ist.
Am Ende schwirrt der Kopf
Letztendlich ist das ein Konzert wie ein Abend in den sozialen Medien. Alle paar Augenblicke passiert was Neues, bloß keine Stille, keine Pause, keine Ruhe. Immer ballert oder britzelt der Sound, "bämm bämm bämm" geht es. Die Songs sind kaum zwei Minuten lang, dazwischen die schon erwähnte Dauermitmach-Show. Es schwirrt einem glücklich der Kopf nach den eineinhalb Stunden. Rasant, bunt, schnell, schön.
Sendung: Radioeins, 14.05.2025, 8:40 Uhr