
Brandenburg Frankfurter Viadrina kündigt Reformen wegen sinkender Studierendenzahlen an
Die Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) will mit umfassenden Reformen auf den anhaltenden Rückgang der Studierendenzahlen reagieren. Das kündigte die Hochschulleitung am Mittwoch in einem Pressegespräch an.
Innerhalb von vier Jahren war die Zahl der eingeschriebenen Studierenden von mehr als 5.500 auf rund 3.700 gesunken. Besonders stark betroffen sind der Viadrina zufolge kleinere und weniger nachgefragte Studiengänge. Die Universität sieht darin Handlungsbedarf – und zugleich eine Chance: Mit neuen Studienangeboten, klarem Profil und besserer Betreuung solle die Attraktivität der Hochschule gesteigert werden.
Individuell, praxisnah, dialogorientiert
Neue Lehrformate sollen das Studium an der Viadrina attraktiver machen, wie Universitätspräsident Eduard Mühle sagte. "Im Bereich der Lehre wollen wir mit neuen, innovativen, dialogorientierten Lehrveranstaltungen ein individuelles Angebot machen. Die Situation auch der Studierenden ändert sich, auf die wollen wir stärker eingehen."
Weniger Studierende sollen den Plänen zufolge künftig eine gezieltere, individuelle Betreuung ermöglichen. Denn viele wünschten sich ein stärker praxisorientiertes Lernen – im direkten Austausch mit Lehrenden, sagte Mühle weiter.
Der klassische Online- und Frontalunterricht soll nun durch eine Kombination aus beiden ersetzt werden, sagte Christoph Brömmelmeier, geschäftsführender Direktor des Frankfurter Instituts für das Recht der Europäischen Union. Er wolle seinen Studierenden Online-Materialien zur Verfügung stellen und im Anschluss mit ihnen darüber in der Uni sprechen. “Ich bereite mich selbst sinnvoll vor und gehe dann in den Hörsaal und teste dann sozusagen auch aus, was ich verstanden habe, unterhalte mich mit anderen Studierenden und mit den Dozent:innen."
Um das zu ermöglichen, sollen Hörsäle und Studienräume so umgebaut werden, dass flexibles Arbeiten in Gruppen möglich ist, so Brömmelmeier weiter. Die Studierenden würden aktiv in den Reformprozess einbezogen.
Bereits im Februar hatte die Universitätsleitung intern über die Abschaffung klassischer Vorlesungen diskutiert. Sollten die Pläne umgesetzt werden, könnten Frontalformate künftig deutlich reduziert und durch Kleingruppenarbeit ersetzt werden.
Druck durch sinkende Zahlen
Der Rückgang der Studierendenzahlen hat direkte Auswirkungen auf die Finanzierung der Universität durch das Land. Weniger Studierende bedeuten weniger Geld – das betrifft sowohl die Lehre und wissenschaftliche Begleitung als auch den Ausbau der Infrastruktur. Gleichzeitig schwächt die sinkende Zahl die Position der Hochschule bei Zielvereinbarungen mit dem Land und verringert ihre Attraktivität im nationalen und internationalen Wettbewerb. Langfristig drohen Kürzungen bei Studiengängen, ein Abbau von Stellen und Einschränkungen in der Forschung – mit Folgen für das Profil und die Perspektiven der Viadrina.
Doch nicht alle Herausforderungen liegen in der Hand der Hochschule. Viadrina-Präsident Eduard Mühle verwies unter anderem auf das politische Umfeld in Frankfurt (Oder). "Wir hören von Studierenden, die hier den Bachelor machen, dass sie für den Master lieber woanders hingehen, wo das politische Umfeld anders ausgerichtet ist." Hinzu kämen Probleme im Regionalverkehr, da viele Studierende aus Berlin pendelten.
Campus als sozialer Ort
Um den Campus attraktiver zu gestalten, sollen neue Aufenthaltsmöglichkeiten geschaffen werden – etwa mit dem Projekt "Möbelcampus". Auch das Lehrangebot soll überarbeitet werden. Geplant ist die Einführung neuer Studiengänge, etwa im Bereich "Nachhaltigkeitsrecht". Dafür sollen einige kulturwissenschaftliche Fächer entfallen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 14.05.2025, 15 Uhr