
Brandenburg Gedenken in Sachsenhausen und Ravensbrück ohne russische Vertreter
Die Rote Armee hat die Konzentrationslager in Sachsenhausen und Ravensbrück einst befreit. Wenn daran offiziell Anfang Mai gedacht wird, sind russische und belarussische Botschafts-Vertreter aber unerwünscht - nicht zum ersten Mal.
Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, zu der die ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen und Ravensbrück gehören, wird keine Vertreter der russischen und belarussischen Botschaft zu Veranstaltungen anlässlich der Befreiung der beiden KZ vor 80 Jahren einladen. Das bestätigte die Leiterin der Gedenkstätte Sachsenhausen, Astrid Ley, am Dienstag auf Anfrage von rbb|24.
Demnach haben die russischen und belarussischen Vertreter Schreiben erhalten, in denen sie gebeten werden, nicht zu diesen Veranstaltungen zu kommen. Stattdessen könnten sie einen anderen Tag wählen, an dem sie als kleine Gruppe eine stille Gedenkveranstaltung abhalten.
Gleichzeitig habe die Gedenkstätte auf die Hausordnung verwiesen, die das Tragen von Nationalflaggen, Uniformen und ähnlichen Symbolen verbiete - zum Beispiel die des Sankt-Georgs-Bändchens, eines russischen Militärabzeichens. Dieses Vorgehen ist laut Gedenkstätten-Leiterin Ley seit dem russischen Angriff auf die gesamte Ukraine im Februar 2022 üblich.

Warnung des Auswärtigen Amtes
In der Gedenkstätte Sachsenhausen soll das Hauptgedenken zur Befreiung des Konzentrationslagers am 4. Mai stattfinden. Der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) ist einer der Gäste. Am gleichen Tag soll an die Befreiung des damaligen KZ Ravensbrück erinnert werden. Dazu werden die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth, und die Brandenburger Kulturministerin Manja Schüle (SPD) erwartet.
Das Auswärtige Amt hatte in einer vertraulichen Handreichung vor einer möglichen Vereinnahmung von Gedenkveranstaltungen zum Ende des Zweiten Weltkriegs durch russische oder belarussische Vertreter gewarnt. Hintergrund ist der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Russische Botschaft findet Handreichung "äußerst bedauerlich"
Die Handreichung wurde bereits im Januar an Kommunen und Gedenkstätten versandt. Darin heißt es, dass mit "massiver Propaganda, Desinformation und geschichtsrevisionistischer Verfälschung" zu rechnen sei. Demnach empfiehlt das Ministerium, keine offiziellen Vertreter Russlands oder Belarus einzuladen – und sie im Zweifel auch nicht zuzulassen.
Die russische Botschaft in Berlin nannte die Empfehlung "äußerst bedauerlich". Die Sowjetunion habe im Zweiten Weltkrieg 27 Millionen Menschen verloren, die meisten davon Zivilisten. "Dieser Krieg gegen die Sowjetunion war ein Vernichtungskrieg, dem Völkermord gleich", erklärte die Botschaft.
Gedenken zur Schlacht in Seelow mit russischem Botschafter
Beim stillen Gedenken zum 80-jährigen Jahrestag der Schlacht um die Seelower Höhen am 16. April in Seelow (Märkisch-Oderland) war der russische Botschafter Sergej Netschajew trotz der Warnung des Auswärtigen Amtes anwesend, ebenso wie Vertreter der Landes- und Kommunalpolitik sowie anderer Gruppierungen. Sie alle wurden von Vize-Landrat Friedemann Hanke (CDU) willkommen geheißen und legten Kränze und Blumensträuße nieder.
Der russische Botschafter war nicht vom Landkreis Märkisch-Oderland und der Stadt Seelow eingeladen worden. Der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev kritisierte dessen Teilnahme scharf - vor allem das Tragen des Sankt-Georgs-Bands, eines russischen Militärabzeichens.