
Brandenburg Im Weltkrieg zerstört: Am Oder-Spree-Kanal fehlen immer noch elf Brücken
Gegen Kriegsende sprengte die Wehrmacht sämtliche Brücken über den Oder-Spree-Kanal. Noch heute zeugen vielerorts nur die Ruinen der Brückenköpfe von den einstigen Überführungen. Nicht alle noch fehlenden Brücken werden wohl wieder aufgebaut.
Betonreste an beiden Ufern, Erhebungen sowie Straßen, die im Nichts enden, säumen den Oder-Spree-Kanal. Selbst 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sind die Zerstörungen noch immer in der Landschaft sichtbar. So fehlen von Eisenhüttenstadt bis zur Mündung im Seddin See bei Berlin-Schmöckwitz im Landkreis Oder-Spree noch immer zahlreiche Brücken, die einst das Nord- mit dem Südufer des Kanals verbanden.

Verbindungen über den Kanal gekappt
In Biegenbrück, sechs Kilometer nordwestlich von Müllrose, sind beispielsweise noch Überbleibsel der Brücke sichtbar. "Das sind die Widerlager dieser Brücke von 1912“, erklärt Gordon Starcken vom Wasser- und Schifffahrtsamt. "Da ist diese errichtet und leider am 23. April1945, wie alle Brücken in diesem Bereich, durch die deutsche Wehrmacht gesprengt worden, um das Vorrücken der russischen Truppen zu verlangsamen."
Wo die Brücke einst Biegenbrück mit einer Försterei auf der anderen Kanalseite verband, sind heute nur noch Reste der Fundamente zu sehen. Und da statt der Försterei am anderen Ufer nur noch Wald sei, werde die Brücke nicht mehr aufgebaut, sagt Starcker. "Es fehlen jetzt insgesamt noch elf Brücken. Wir hatten 33 Brücken über den gesamten Bereich, vom Seddinsee bis nach Fürstenberg an der Oder, heute Eisenhüttenstadt. Und von den 33 war 1945 nur noch eine in Takt. Alle anderen waren gesprengt, lagen in der Wasserstraße, zusammen übrigens mit 188 Schiffen, die auch versenkt wurden."

Brücken-Reste am Oder-Spree-Kanal
Nicht alle Brücken werden wiederbelebt
In Akten der Schifffahrtsbehörde finden sich noch Zeichnungen von den Trümmern im Kanal. Ab 1946 wurden diese entfernt. Etliche Bahn-, Autobahn- und Straßenbrücken wurden wiedererrichtet. Aber eben nicht alle, sagt Sascha Gehm (CDU), der zuständige Beigeordnete des Landkreises Oder-Spree. "Dass es wieder elf werden, war schon aus wirtschaftlichen Gründen nicht sehr realistisch."
Gehm verweist darauf, dass es bereits 2002 eine Arbeitsgruppe aus dem Landkreis und der Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Oder-Havel gab. Dort habe man sich darauf geeinigt, drei der insgesamt elf Brücken aufzubauen. "Eine ist auch schon entstanden", sagt der Beigeordnete. Und zwar die Kaisermühler Brücke östlich von Müllrose - als Fahrrad- und Fußgängerbrücke, um die Region touristisch noch besser zu entwickeln.
Natur holt sich den Platz zurück
Geplant war auch die Sandfurth-Brücke, 13 Kilometer weiter westlich. Zwar läuft dort seit 2008 ein Planfeststellungsverfahren. Aber die Natur hat vor allem zwischen Kanal und Autobahn 12 Fakten geschaffen, sagt Gehm. "Das ist ein Naturschutzgebiet. Die Kreisstraße hat auch nicht, wenn man da lang fährt, die Qualität, wie man normalerweise eine Straße erwarten würde. Sie ist sehr naturnah, um es mal vorsichtig auszudrücken."

Karte der zerstörten Brücken am Oder-Spree-Kanal
Genauso steht es um die Neuzittauer Brücke, deren Reste nur knapp neben dem Berliner Ring zu finden sind. Von Süden ist die Landstraße L39 inzwischen aufgegeben. Der Wald holt sich die Reste von Straße und Brücke. Sascha Gehm kann sich dort dennoch eine Radfahrerbrücke mit Radwegen vorstellen, wie er sagt. Aber Autoverkehr wird es zumindest dort nicht mehr geben.
Die Reste der übrigen acht im Krieg zerstörten Brücken verschwinden über kurz oder lang fast vollständig. Da, wo die Ruinen für die Schifffahrt oder Passanten gefährlich werden, beseitigt das Schifffahrtsamt die Reste der Brücken und Fundamente.
Sendung: Antenne Brandenburg, 16.04.2025, 16:10 Uhr