
Lage im Nahen Osten ++ UN kritisieren Chaos um Hilfsgüterverteilung ++
Die UN kritisieren die chaotischen Szenen am neuen Verteilzentrum im Gazastreifen. Zahlreiche Menschen haben versucht, das Zentrum zu stürmen. Israels Militär gab "Warnschüsse" ab.
Die wichtigsten Entwicklungen im Überblick:
- Wadephul kritisiert Israels Gaza-Vorgehen
- UN-Hochkommissar Türk spricht von Vertreibung
- Israel will Merz-Kritik "sehr gut zuhören"
- Israels Armee fängt Rakete aus dem Jemen ab
- Stiftung meldet Start von Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen
Ende des Liveblogs
Damit schließen wir diesen Liveblog für heute. Vielen Dank für Ihr Interesse.
Netanjahu räumt "zwischenzeilichen Kontrollverlust" bei Hilfsgütern ein
Nach dem Ansturm tausender Menschen auf ein Hilfsgüter-Verteilzentrum im Gazastreifen hat der israelische Premier Benjamin Netanjahu "zwischenzeitlichen Kontrollverlust" eingeräumt. Das sagte er in einer Rede in Jerusalem. "Glücklicherweise haben wir die Lage wieder unter Kontrolle gebracht."
Zur gestern begonnenen Verteilung von Hilfsgütern durch die neu gegründete Organisation Gaza Humanitarian Foundation (GHF) sagte Netanjahu: "Wir haben mit unseren amerikanischen Freunden einen Plan ausgearbeitet, um kontrollierte Verteilungsstellen einzurichten, an denen ein amerikanisches Unternehmen die Lebensmittel an palästinensische Familien verteilt". Ein hochrangiger Vertreter des israelischen Militärs sprach laut Nachrichtenagentur AFP von einem Erfolg.
Zuvor hatten Tausende das Verteilzentrum in Rafah im Süden des Gazastreifens gestürmt. Laut israelischer Armee feuerten Soldaten im Gebiet Warnschüsse in die Luft. Die Vereinten Nationen UN sprachen mit Blick auf den Ansturm von "herzzerreißenden" Bildern. Die US-Regierung wies Kritik der UN zurück. Diese sei "der Gipfel der Heuchelei", sagte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Tammy Bruce, vor Journalisten. Zwar sei die Verteilung nicht "wie ein Besuch im Einkaufszentrum oder an einem Drive-In-Schalter" verlaufen. Allerdings: "Es ist ein schwieriges Umfeld - und der Kern der Geschichte ist, dass es funktioniert."
Wadephul sieht Zweistaatenlösung als "beste Chance für dauerhaften Frieden"
Eine Zweistaatenlösung zur Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts ist nach Ansicht von Außenminister Johann Wadephul (CDU) die "beste Chance für dauerhaften Frieden" in der Region. Das sagte er vor der Abreise zu seinem Antrittsbesuch bei seinem US-amerikanischen Amtskollegen Marco Rubio. Wadephul sagte, er wolle mit US-Regierungsvertretern "ausloten, wie sich dies endlich realisieren lässt".
Mit Blick auf den Krieg zwischen Israel und der radikal-islamistischen Hamas bekräftigte Wadephul, Deutschland stehe "zur Sicherheit und zur Existenz Israels", sei aber auch dem Völkerrecht "zutiefst verpflichtet" und sehe "das unerträgliche Leiden der Menschen in Gaza".
UN kritisieren neuen Verteilmechanismus als "Ablenkung"
Kurz nachdem die private Hilfsorganisation Gaza Humanitarian Foundation (GHF) nach eigenen Angaben erste Hilfsgüter im Gazastreifen verteilt hat, haben die Vereinten Nationen Kritik an deren Arbeitsweise geäußert. "Es ist eine Ablenkung von dem, was wir wirklich brauchen", sagte der Sprecher des UN-Büros für humanitäre Angelegenheiten (OCHA), Jens Laerke. Die UNO habe keinerlei Informationen darüber, ob tatsächlich Hilfsgüter durch die GHF verteilt worden seien.
Laut OCHA-Sprecher Laerke braucht es nun vorrangig "ein sicheres Umfeld und eine schnellere Erleichterung der Genehmigungen und endgültigen Freigaben für all die Hilfsgüter, die wir direkt vor der Grenze haben und die dort hinein gelangen müssen".
Kurz nach Öffnung des ersten Verteilzentrums war es bereits zu Tumulten gekommen. Israels Militär bestätigte, außerhalb des Verteilzentrums Warnschüsse abgegeben zu haben. In einer Erklärung hieß es, man habe die Situation unter Kontrolle und könne die Verteilung der Hilfsgüter wie geplant fortsetzen.
Wie eine AFP-Reporterin berichtete, stürmten die Menschen das Zentrum im Süden des Palästinensergebiets. Die GHF selbst erklärte, die Menschenmasse sei so groß gewesen, dass die Mitarbeiter der GHF zurückgewichen seien, um einer "kleinen Anzahl von Bewohnern des Gazastreifens" die sichere Entgegennahme von Hilfsgütern zu ermöglichen.
UN-Sprecher Stephane Dujarric nannte die Szenen, die in verschiedenen Videos zu sehen sind, "herzzerreißend". An der Arbeit der privaten Hilfsorganisation GHF gibt es seit Bekanntwerden der Pläne heftige Kritik. Internationale Kritiker bemängeln, mit der neuen Organisation würden die UN und andere Hilfsorganisationen umgangen. Die Schweizer Behörden haben sogar Ermittlungen eingeleitet.
AP berichtet von Schüssen nahe des neuen Verteilzentrums bei Rafah
Ein Reporter der Nachrichtenagentur AP berichtet, dass in der Nähe eines Verteilzentrums für Hilfsgüter ein israelischer Panzer im Einsatz ist. Zudem seien Schüsse zu hören gewesen, als viele Palästinenserinnen und Palästinenser versuchten, das Verteilzentrum zu erreichen.
Hamas: Verteilzentrum ist "totaler Misserfolg"
Das Medienbüro der Terrororganisation Hamas teilte nach den chaotischen Szenen im Verteilzentrum für Lebensmittel in Rafah mit, der von Israel initiierte Mechanismus zur Verteilung von Hilfsgütern sei ein "totaler Misserfolg". Das von der Hamas kontrollierte Innenministerium hatte die Einwohner des Gazastreifens zuvor dazu aufgerufen, den neuen Verteilmechanismus zu boykottieren.
Bericht: Sturm auf Lebensmittel-Verteilungszentrum
Zahlreiche Palästinenser haben israelischen Medienberichten zufolge ein neues Zentrum zur Verteilung von Lebensmitteln im südlichen Gazastreifen gestürmt. Mitarbeiter einer US-Firma hätten sich angesichts des Chaos zurückgezogen, berichtete das israelische Nachrichtenportal ynet.
Es gibt sich widersprechende Meldungen zur Reaktion des israelischen Militärs. Während ynet berichtet, dass israelische Hubschrauber Schüsse abgaben, heißt es bei der Jerusalem Post, es sei nicht geschossen worden. Bislang gibt es keine Berichte über mögliche Verletzte in Rafah. Die Armee äußerte sich bislang nicht. In Videos in den sozialen Medien, die bislang nicht verifiziert wurden, sind Tausende Menschen zu sehen, die versuchen über einen Zaun auf das Gelände zu kommen.
Die Gaza Humanitarian Foundation sagte, ihre Sicherheitskräfte hätten sich kurzzeitig zurückgezogen. Inzwischen sei die Lage wieder unter Kontrolle. 8.000 Pakete mit Essen seien bislang verteilt worden, das ergebe 462.000 Mahlzeiten.
In sozialen Medien sind in nicht verifizierten Videos lange Menschenschlangen vor dem Verteilzentrum zu sehen.
Angesichts der monatelangen völkerrechtswidrigen Blockade von Hilfsgütern durch Israel, die erst zuletzt etwas gelockert worden war, sind die Menschen von einer akuten Hungersnot bedroht.

Menschen öffnen in Rafah ein Lebensmittelpaket der Gaza Humanitarian Foundation.
Gericht: Kein Grund mehr für Verzögerung bei Asylanträgen von Syrern
Ein halbes Jahr nach dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad besteht nach Ansicht des Karlsruher Verwaltungsgerichts kein Grund mehr, Entscheidungen über Asylanträge von Syrern in Deutschland aufzuschieben. Es gab der Klage eines betroffenen syrischen Asylbewerbers gegen das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) statt. Das BAMF sei verpflichtet, über dessen Asylantrag zu entscheiden. (Az. A 8 K 5682/24)
Vorgaben hinsichtlich der inhaltlichen Entscheidung sind nach Angaben des Gerichts mit dem Beschluss vom 23. Mai nicht verbunden. Das BAMF müsse den Kläger nun zunächst anhören. Das Gericht befasste sich demnach allein mit der Frage, ob das Amt zu einem weiteren Aufschub der Entscheidung über dessen Asylantrag unter Verweis auf eine zunächst unklare Situation in Syrien berechtigt ist. Seiner Auffassung nach ist das nicht der Fall.
Bundesregierung will Israel-Kurs überdenken
Angesichts der Kriegsführung der israelischen Armee im Gazastreifen ändert die Bundesregierung ihren Ton. Kanzler Merz will Konsequenzen nicht mehr ausschließen. Aus der SPD werden abermals Stimmen laut, Waffenexporte zu stoppen.
Den kompletten Artikel können Sie hier lesen:
Palästinensischer Fotojournalist von israelischen Siedlern angegriffen
Radikale israelische Siedler haben nach palästinensischen Angaben im besetzten Westjordanland einen Fotojournalisten verletzt. Issam Rimawi sei angegriffen worden, als er eine Attacke der Siedler auf ein palästinensisches Dorf bei Ramallah dokumentieren wollte, berichteten Augenzeugen und Sanitäter. Er sei geschlagen sowie mit einem Stein am Kopf verletzt und bewusstlos in ein Krankenhaus in Ramallah gebracht worden. Der Fotojournalist sei nun in stabilem Zustand. Auch die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete von Konfrontationen nahe Ramallah.
Ein israelischer Armeesprecher sagte, man prüfe den Bericht. Nach Augenzeugenberichten setzten die Siedler bei dem Angriff auch ein Feld in Brand. Wafa berichtete außerdem, radikale Siedler hätten in einem Dorf südlich von Nablus mindestens sieben Fahrzeuge von Palästinensern angezündet und Häuser mit Steinen beworfen. Wiederholt kommt es im Westjordanland zu Angriffen israelischer Siedler auf Palästinenser.
UN-Palästinenserhilfswerk weist Israels Anschuldigung zurück
Der Chef des UN-Palästinenserhilfswerks hat Israel vorgeworfen, dem UNRWA ohne Beweise Verbindungen zur islamistischen Hamas zu unterstellen. Es sei möglich, dass die Anschuldigungen unbegründet seien, schrieb der Chef der Organisation, Philippe Lazzarini, auf X. Er habe Israel aufgefordert, die "Desinformationskampagne gegen die Agentur" einzustellen und die seit Januar ausgesetzte Zusammenarbeit mit UNRWA wieder aufzunehmen. Israels "Behauptungen haben das Leben von UNRWA-Mitarbeitern ernsthaft gefährdet und dem Ruf der Organisation geschadet", schrieb Lazzarini weiter.
Dagegen hatte ein UN-Sprecher im Sommer 2024 gesagt, dass die Vereinten Nationen mit großer oder sehr großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass UNRWA-Beschäftigte an den verheerenden islamistischen Terrorakten in Israel am 7. Oktober 2023 beteiligt waren. Die UN beendeten wegen der Vorwürfe auch die Zusammenarbeit mit neun Mitarbeitern.
Von der Leyen nennt Angriff auf Schule im Gazastreifen "abscheulich"
Nach den jüngsten Angriffen auf den Gazastreifen hat nun auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen den Ton gegenüber Israel verschärft. Die israelischen Angriffe - unter anderem auf eine als Notunterkunft genutzte Schule - seien "abscheulich", erklärte von der Leyen nach Angaben der Kommission am Dienstag in einem Telefonat mit dem jordanischen König Abdullah II..
"Diese Eskalation und der unverhältnismäßige Einsatz von Gewalt gegen Zivilisten können nach internationalen und Menschenrechten nicht gerechtfertigt werden", erklärte die Kommissionspräsidentin weiter. "Wir fordern die israelische Regierung auf, die derzeitige Eskalation sofort zu stoppen." Die Ausweitung des israelischen Militäreinsatzes im Gazastreifen, die auf zivile Infrastruktur abziele, und "Zivilisten, darunter Kinder, tötet, ist abscheulich", erklärte von der Leyen den Angaben zufolge.
Wadephul: Verhältnismäßigkeit im Gazastreifen überschritten
Bundesaußenminister Johann Wadephul hat Israels Vorgehen im Gazastreifen kritisiert. Erforderlich sei auch im Kampf gegen den Terror eine Verhältnismäßigkeit, sagte Wadephul beim WDR-Europaforum. Bundeskanzler Friedrich Merz halte beim Thema Gaza diese Verhältnismäßigkeit für überschritten, und er teile diese Auffassung. Auch halte er Israels Vorgehen für einen Verstoß gegen das Völkerrecht.
Er telefoniere seit seinem Amtsantritt fast täglich mit dem israelischen Außenminister Gideon Saar und werde dies auch heute noch tun. Deutschland stehe zu Israel, aber "wir stehen auch zu den Menschen im Gazastreifen", sagte Wadephul. Die Bundesregierung fordere eine sofortige Waffenruhe und die Aufnahme der Lieferung humanitärer Hilfe.
Generalstaatsanwältin: Ernennung des Geheimdienstchefs war illegal
Die Oberste Anklägerin Israels hat Regierungschef Benjamin Netanjahu bei der Nominierung des neuen Chefs des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet Rechtsbruch vorgeworfen. Die Ernennung von Generalmajor David Zini sei "in einer Situation des Interessenkonflikts" und im Widerspruch mit "gerichtlichen Richtlinien" getroffen worden, hieß es in einem Brief der Generalstaatsanwältin Gali Baharav-Miara an Netanjahu, aus welchem die Nachrichtenagentur AFP zitierte.
Die Nominierung sei somit "unrechtmäßig und illegal" gewesen. In ihrem Brief erklärte Baharav-Miara, die Gerichtsurteile zur Entlassung des bisherigen Schin-Bet-Chefs Ronen Bar hätten Netanjahu einen Interessenskonflikt attestiert. Ein solcher verbiete es aber dem Regierungschef, "sich direkt oder indirekt an der Ernennung des Schin-Bet-Chefs zu beteiligen." Netanjahu äußerte sich zunächst nicht zu den Vorwürfen.
Razzia gegen Wechselstuben im Westjordanland
Bei einer Razzia der israelischen Armee gegen Geldwechselstuben im Westjordanland ist es palästinensischen Angaben zufolge zu Zusammenstößen gekommen. Dabei sei in der Stadt Nablus im Norden des Gebiets ein Palästinenser durch Schüsse israelischer Einsatzkräfte getötet worden, teilte das palästinensische Gesundheitsministerium in Ramallah mit. Zudem gab es laut dem Roten Halbmond Verletzte.
Israels Armee sagte auf Anfrage, sie gehe den Berichten nach. Israelischen und palästinensischen Medien zufolge sind israelische Einsatzkräfte seit dem Morgen in vielen Orten im Westjordanland im Einsatz, um dort gegen bestimmte Geldwechselstuben vorzugehen. Nach Angaben der Times of Israel stehen Besitzer von Wechselstuben im Fokus, die verdächtigt werden, Geld an militante Gruppierungen weiterzuleiten.
Französischsprachige Schriftsteller prangern "Völkermord" an
Etwa 300 französischsprachige Schriftstellerinnen und Schriftsteller, unter ihnen zwei Nobelpreisträger, haben in einem offenen Schreiben einen "Völkermord" an der Bevölkerung des Gazastreifens angeprangert. "So wie es notwendig war, die am 7. Oktober 2023 gegen Zivilisten begangenen Verbrechen als Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu benennen, muss heute der 'Völkermord' als solcher benannt werden", heißt es in dem in der Zeitung "Libération" veröffentlichten Aufruf.
Diese Bezeichnung sei "kein Slogan", betonen die Unterzeichner, die davor warnen, "allgemeines Mitleid zu zeigen, ohne das Entsetzen zu benennen und ohne zu präzisieren, worum es sich handelt".
Vereinte Nation verlangen mehr Hilfen für Gazastreifen
Die Vereinten Nationen haben eine massive Ausweitung der Hilfslieferungen für die notleidenden Menschen im umkämpften Gazastreifen verlangt. Benötigt würden bis zu 600 Lastkraftwagen mit Lebensmitteln, Medizin und anderen humanitären Gütern pro Tag, sagte Juliette Touma, Sprecherin des Hilfswerks für Palästina-Flüchtlinge UNRWA, in Genf.
Die geringen Mengen an Hilfsgütern, die Israel nun in den Gaza-Streifen hereinlasse, seien völlig unzureichend. Weiter sagte sie, dass rund 3.000 UNRWA-Trucks in Ägypten und Jordanien auf grünes Licht für die Fahrt in den Gaza-Streifen warteten.
UN: Fast 180.000 Vertriebene in nur zehn Tagen
Fast 180.000 Menschen sind nach UN-Angaben allein zwischen dem 15. und 25. Mai im Gazastreifen vertrieben worden, seit Israel seine Militäroffensive in dem Palästinenser-Gebiet wieder verschärft hat.
Die eskalierende humanitäre Krise sei äußerst alarmierend, heißt es in einer Mitteilung auf der Website der Internationalen Organisation für Migration (IOM), in der auf die Flüchtlingslager-Koordinierungsstelle CCCM verwiesen wird.
Insgesamt seien seit dem Zusammenbruch der Waffenruhe am 18. März fast 616.000 Menschen gezwungen gewesen, ihren Aufenthaltsort zu wechseln, viele von ihnen mehrfach, einige bis zu zehn Mal.
Deutsch-Israelische Gesellschaft kritisiert Verbotsforderung
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft in Hannover hat sich gegen Forderungen nach einem Ende der deutschen Waffenexporte nach Israel wegen des Gaza-Krieges gewandt. "Bewaffnete Juden, die über ihre Verteidigung selbst entscheiden, dürfen offensichtlich nicht auf Sympathien deutscher Politiker hoffen", erklärte die Organisation.
Ahmetovic hatte dem Magazin Stern gesagt, die deutsche Waffenlieferungen nach Israel müssten beendet werden. Deutsche Waffen dürften nicht zur Verbreitung humanitärer Katastrophen und zum Bruch des Völkerrechts genutzt werden
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft erklärte demgegenüber: "Wo bleibt die Forderung dieser politischen Vertreter an die Hamas, sofort alle Geiseln freizulassen und das Leiden der palästinensischen Bevölkerung zu beenden, indem sie die Waffen niederlegt, sich ergibt und aus dem Gazastreifen zurückzieht?"
Ein Marsch als Machtdemonstration
Jedes Jahr marschieren Tausende jüdische Siedler und Nationalisten durch Jerusalem. Eine gezielte Provokation - denn der Marsch führt auch durch die mehrheitlich von Palästinensern bewohnten Stadtteile.
UN-Hochkommissar Türk spricht von Vertreibung
Das Vorgehen Israels im Gazastreifen ist nach Ansicht des UN-Hochkommissars für Menschenrechte, Volker Türk, wohl nicht mehr durch das völkerrechtliche Prinzip der Selbstverteidigung gedeckt. Man müsse "von einer Vertreibung sprechen, die höchst, höchst bedenklich ist", sagte Türk im ORF mit Blick auf das Leid der Zivilbevölkerung.
Grundsätzlich sei die Situation katastrophal. "Was wir jetzt in den letzten Monaten sehen, hat nichts mehr mit dem Respekt von fundamentalen Grundsätzen der Humanität zu tun", sagte der österreichische Top-Diplomat weiter. "Man kann eigentlich keine Worte mehr finden, um das zu beschreiben, was passiert."
Merz will sich nicht auf Konsequenzen festlegen
Bundeskanzler Friedrich Merz lässt mögliche Konsequenzen aus seiner schärferen Kritik am harten militärischen Vorgehen Israels in Gaza vorerst offen. "Wir stehen in engem Kontakt und Austausch mit der israelischen Regierung", sagte der CDU-Politiker bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Finnlands Ministerpräsident Petteri Orpo in der Stadt Turku.
Man bitte die israelische Regierung und fordere sie auch auf, humanitäre Hilfe zuzulassen und die Ernährungssicherheit für die Bevölkerung im Gazastreifen zu ermöglichen.
Merz erneuert in Finnland scharfe Kritik an Israel
Kanzler Friedrich Merz hat Israel erneut in scharfen Tönen aufgefordert, das militärische Vorgehen im palästinensischen Gazastreifen zurückzufahren. "Wir sind mehr als besorgt über die Intensivierung der militärischen Aktivitäten der israelischen Armee in Gaza, und wir sind bestürzt über das Schicksal der Zivilbevölkerung und das furchtbare Leiden", sagte Merz bei einem Besuch im finnischen Turku. "Die massiven militärischen Schläge der israelischen Armee im Gazastreifen lassen für mich keine Logik mehr erkennen, wie sie dem Ziel dienen, den Terror zu bekämpfen und die Geiseln zu befreien."
Was gerade in den vergangenen Tagen passiert sei, "das erscheint mir als nicht mehr zwingend notwendig zur Verteidigung des Existenzrechts Israels und zur Bekämpfung des Terrorismus der Hamas", so Merz. Die Zivilbevölkerung werde in einem Übermaß in Mitleidenschaft gezogen. Er wich aber der Frage nach Konsequenzen aus. Man sei im Dialog mit der israelischen Regierung. Deutschland stehe weiter für das Existenzrecht Israels ein und fordere die Freilassung der israelischen Geiseln, sagte der CDU-Vorsitzende.
SPD-Zuspruch für Abkehr von Waffenlieferungen an Israel
Der frühere SPD-Fraktionsvorsitzende Rolf Mützenich befürwortet einen Stopp der Waffenlieferungen nach Israel. "Ich glaube, es wäre eine richtige Entscheidung, grundsätzlich von Waffenlieferungen jetzt abzusehen", sagte Mützenich im Deutschlandfunk angesichts des harten Vorgehens der israelischen Armee im Gazastreifen. Die Bundesregierung müsse dies mit dem Parlament eingehend besprechen. Am Ende entscheide der Bundessicherheitsrat.
Auch Juso-Chef Philipp Türmer und Ex-Parteichef Norbert Walter-Borjans fordern einen Stopp der Rüstungsexporte in das Land. "Es darf keinen weiteren Bruch des Völkerrechts geben. Das Aussetzen von Waffenlieferungen ist ein wichtiger Hebel der Bundesrepublik, um Druck auszuüben, und ein Baustein zum Lösen der andauernden humanitären Katastrophe in Gaza", sagte Türmer dem Tagesspiegel. Walter-Borjans sagte der Zeitung, die deutsche Staatsräson gegenüber Israel erfordere, das Land "von seinem Irrweg abzubringen". Die Einstellung von Waffenlieferungen für völkerrechtswidrige Zwecke gehöre zwingend dazu.
Hamas: Neues Gaza-Hilfssystem dient Vertreibung von Palästinensern
Die Terrororganisation Hamas hat die Palästinenser im Gazastreifen aufgefordert, nicht mit einem neuen System zur Verteilung von Hilfsgütern zu kooperieren. Der von der Gaza Humanitarian Foundation geschaffene Mechanismus sei Teil israelischer Pläne, einen Großteil der Bevölkerung in andere Staaten umzusiedeln, erklärte die Hamas.
Israels Botschafter: Hören Merz zu, weil er ein Freund ist
Israels Botschafter in Deutschland hat betont, seine Regierung nehme Kritik aus Deutschland am Vorgehen seines Landes im Gazastreifen ernst. "Wenn Friedrich Merz diese Kritik gegenüber Israel erhebt, dann hören wir sehr gut zu, weil er ein Freund ist", sagte Ron Prosor im gemeinsamen Morgenmagazin von ARD und ZDF. Die Bereitschaft anderer europäischer Staaten wie Frankreich oder Spanien, einen palästinensischen Staat anzuerkennen, sieht Prosor kritisch: Das hieße, Hamas nach dem Massaker zu belohnen. "Dann haben wir große Fragen."
Prosor betonte die Entschlossenheit seines Landes, die Hamas zu beseitigen: Israel könne nichts aufbauen, solange die islamistische Terrororganisation noch da sei. "Sie will uns auslöschen." Prosor sprach von einem "Teufelskreis", in dem Israel versuche, Geiseln zu retten, humanitäre Hilfe zu leisten und gleichzeitig Terroristen zu bekämpfen - leicht sei das nicht. "Es kann ein Waffenstillstand gestern da sein, wenn die Geiseln zurück nach Hause kommen", fügte er hinzu. Aber die Hamas stehe diesem Ziel entgegen: "Sie haben Schulen zu Waffenlagern gemacht, Moscheen zu Kasernen und Krankenhäuser eigentlich zu Kommandozentralen."
Israels Armee fängt Rakete aus dem Jemen ab
Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben erneut eine aus dem Jemen abgefeuerte Rakete abgefangen. In mehreren Gegenden Israels war zuvor Alarm ausgelöst worden. Berichte über Verletzte oder größere Schäden gab es offiziellen Angaben zufolge zunächst nicht.
Erst am Sonntag hatten die pro-iranischen Huthis vom Jemen aus erneut eine ballistische Rakete auf Israel abgefeuert. Es war der dritte Angriff binnen vier Tagen, bei dem auch in mehreren Vierteln von Jerusalem die Sirenen heulten, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten.
Stiftung meldet Start von Verteilung von Hilfsgütern in Gaza
Die neu gegründete Stiftung Gaza Humanitarian Foundation (GHF) hat nach eigenen Angaben mit der Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen begonnen. Demnach sollen Lkw-Ladungen voller Lebensmittel geliefert worden seien. Um welche Mengen es sich genau handelte, wo sich die Verteilungszentren befanden oder wie die Empfänger der Hilfsgüter ausgewählt wurden, blieb zunächst unklar. Am Dienstag sollen der Mitteilung zufolge weitere Transporte mit Hilfsgütern ankommen.
Mit der neuen Verteilstrategie will die israelische Regierung nach eigenen Angaben verhindern, dass die islamistische Hamas Lieferungen abgreift und Geld damit macht. Die Vereinten Nationen und andere Organisationen kritisieren den Plan, weil er für viele Menschen weite Wege bedeutet - und sie dabei im Kriegsgebiet beschossen werden könnten.
Bericht: Israelische Bodentruppen im Libanon vorgedrungen
Israelische Bodentruppen sind nach einem Medienbericht mehrere hundert Meter tief auf libanesisches Gebiet vorgedrungen. Der israelische Armeesender berichtete unter Berufung auf libanesische Angaben, die Truppen seien im Bereich der Ortschaft Mais al-Dschabal vorgerückt. Die israelische Armee äußerte sich zunächst nicht zu dem Bericht.
Israel und die proiranische Hisbollah-Miliz hatten im November eine Waffenruhe vereinbart. Nach monatelanger Präsenz hatte Israel dann im Februar einen Großteil seiner Stellungen in dem nördlichen Nachbarland geräumt.
Der Liveblog vom Montag
SPD-Chef Lars Klingbeil unterstützt die Haltung von Bundeskanzler Friedrich Merz, den politischen Druck auf Israel wegen dessen Vorgehens im Gazastreifen zu erhöhen. Israel hat die Bewohner im Süden der Region vor einem "beispiellosen Angriff" gewarnt - sie sollen das Gebiet verlassen.