Pappelflaum in Berlin (Quelle: rbb/Arndt Breitfeld)

Brandenburg Berlin Pappelflaum: Sieht aus wie Schnee, brennt wie Zunder

Stand: 14.05.2025 22:38 Uhr

Der Maischnee kommt aus den Bäumen: Im Frühling fliegt Pappelflaum durch die Luft und liegt überall auf dem Boden. Der flauschige Stoff kann allerdings gefährlich sein – er fängt leicht Feuer. Bei der Menge an Flaum spielt der Klimawandel eine wichtige Rolle. Von Juan F. Álvarez Moreno

Pappelflaum, Pappelschnee oder doch Pappelwolle? Schon beim Namen wird herumgewirbelt. Zwischen April und Juni ist der flauschige Sommerschnee an den Straßenrändern, auf Wiesen und auch im Wald zu sehen. Wenn der Wind weht, lassen die weißen Wolken viele Städter staunen. Erfahrene Fahrradfahrer schließen kurz die Augen, weil es sonst unschön werden kann. Kinder stampfen auf dem weißen Boden und freuen sich über die Wellen eines imaginären Meeres.
 
Der flauschige Stoff ist eigentlich die Hülle um die Samen der Pappel. Diese Hülle aus Fasern hilft ihnen, mit dem Wind weit weg zu fliegen. So können neue Bäume wachsen. Die Fasern bestehen aus Zellulose und sind nur fünf Millimeter lang. Früher wurden sie in der Herstellung von Edelpapier verwendet, heute werden sie in Mischungen mit anderen Stoffen zu Vliesen verarbeitet. Für Allergiker ist der Pappelschnee ungefährlich, da es sich nicht um Pollen handelt.

Brennende Pappelpollen am 15.05.2024 in Berlin-Lichtenberg. (Quelle: Morris Pudwell)
Brennender Pappelflaum löst Dutzende Feuerwehreinsätze täglich aus
Weißer Pappelflaum fliegt zurzeit durch die Luft und sammelt sich auf Wiesen und Wegen. Die kleinen Zellulose-Fasern sind hochentzündlich und halten die Feuerwehr auf Trab. Die appelliert an die Bevölkerung, besonders achtsam zu sein.mehr

Bei sich ausbreitenden Bränden immer die Feuerwehr rufen

Doch nicht alles am Pappelschnee ist schön: Er kann sehr gut brennen. Die Pappelsamen seien wegen ihrer "fasrigen Struktur" leicht entzündlich, sagt Timur Tischler von der Berliner Feuerwehr. Es sei gefährlich, eine noch glühende Zigarette in einer Ansammlung von Pappelsamen zu werfen: "Ein kleiner Zündfunke reicht aus, um diesen Pappelflaum zu entzünden. Dann kann ein großflächiger – wenn auch im Volumen kleiner – Brand entstehen."
 
Besonders gefährlich sind diese Brände aber nicht unbedingt. "Wenn sich der Brand auf die Pappelsamen begrenzt, dann ist er schnell gelöscht. Das kann man eigenständig mit einem Gartenschlauch oder mit einem Eimer Wasser tun. Gefährlich wird es, wenn sich der Brand auf andere Vegetation wie Büsche oder Sträucher ausbreitet." In diesem Fall sollte man immer die Feuerwehr anrufen.

 
Die Feuerwehr könne keine genaue Anzahl der Brände durch Pappelflaum nennen, weil diese nicht gesondert aufgelistet werden, sagt der Sprecher. "Natürlich haben wir in den Sommermonaten ein erhöhtes Aufkommen an kleinen Vegetationsbränden." Im Jahresvergleich sei aber keine Zunahme dieser Brände zu beobachten, so Tischler. Damit das so bleibt, warnt die Feuerwehr vor glühenden Zigarettenkippen auf dem Boden und vor Grillen sowie offenen Feuern an ungeeigneten Stellen in Parks oder Wäldern.

Pappelflaum in Berlin (Quelle: )

Pappelflaum in Berlin. Bild: rbb/A. Breitfeld

Wetter aus den Vorjahren beeinflusst Menge an Pappelflaum

Ob in diesem Jahr gefühlt oder faktisch mehr Pappelschnee auf dem Boden liegt, lässt sich nur schwer sagen. Doch generell für alle Bäume spiele das Klima eine entscheidende Rolle im Hinblick auf ihre Blüte und Fruchtbildung, sagt Manfred Forstreuter, Baumökologe und Umweltforscher an der FU Berlin. "Wir sehen, dass durch den Klimawandel diese Blühintervalle und -intensität zunehmen.“ Die Bäume gerieten immer häufiger unter Stress und würden sich gegen das Absterben wehren. "Da hilft nur eins: Sich vermehren, vermehren, vermehren."
 
Interessant dabei: Die Dürre der letzten Wochen hat nicht zu mehr oder weniger Pappelflaum geführt, wie Forstreuter erklärt. "Das wird im Jahr vorher festgelegt." Bereits im vergangenen Sommer hätten sich die Knospen gebildet. Da seien bereits Blätterzahl und Blüte angelegt. "Das hat also mit dem aktuellen Wettergeschehen wenig zu tun."
 
Immerhin kann ein Wetterereignis zum temporären Verschwinden des Pappelschnees führen: Bei Regen verklumpt die Zellulose und wird weggewischt. Dann gibt es ein paar Tage lang kein Herumwirbeln des Pappelflaums. Bis die nächste schöne, weiße Flauschwelle entsteht. Wenn der Nachbar dann "Es schneit, es schneit, kommt alle aus dem Haus" singt, kann man ihm das kaum verübeln.