
Brandenburg Berlin Schulschwänzen: So teuer kann es sein
Tausende Schülerinnen und Schüler schwänzen in Berlin und Brandenburg regelmäßig die Schule. Sogenannte "Intensivschwänzer" müssen mit Bußgeldern in Höhe von mehreren tausend Euro rechnen. Doch die Gründe für das Schwänzen sind vielfältig.
In Berlin und Brandenburg werden pro Jahr hunderte Bußgelder für Schulschwänzen verhängt. Das haben die Senatsverwaltung für Bildung in Berlin und das Brandenburger Bildungsministerium dem rbb bestätigt.
In Deutschland gilt die Schulpflicht. Kinder und Jugendliche sind also verpflichtet, in die Schule zu gehen. Tun sie das wiederholt nicht, drohen ihnen Strafen in der Schule und in letzter Konsequenz ihren Erziehungsberichtigten auch Bußgelder.

Tausende Kinder und Jugendliche schwänzen
Das Schuljahr 2024/25 ist noch nicht abgeschlossen. Daher gibt es für das aktuelle Jahr noch keine belastbaren Zahlen. Anders sieht das für das vergangene Schuljahr aus. Von den über 240.000 Schülerinnen und Schülern, die in Brandenburg eine Schule besuchen, schwänzten über 9.000 zumindest gelegentlich die Schule. Das entspricht in etwa 3,8 Prozent der Schülerschaft. Am häufigsten wird in Brandenburg an der Havel, Potsdam und Cottbus geschwänzt.
In Berlin besuchen in etwa 360.000 Schülerinnen und Schüler eine allgemeinbildende Schule. Das geht aus der Bildungsstatistik hervor. "Im Schuljahr 2023/24 lag die Fehlquote (unentschuldigt) in den Jahrgangsstufen fünf und sechs bei 0,6 Prozent. Das ist der gleiche Wert wie in den beiden Vorjahren", wie ein Sprecher der Senatsverwaltung für Bildung mitteilte. In den Jahrgangsstufen sieben bis zehn habe die Quote bei 1,9 Prozent gelegen, hieß es weiter. Auf Nachfrage, in welchen Bezirken am meisten geschwänzt wird, hieß es: "Mitte und Neukölln weisen in der Fehlzeitenstatistik die höchsten Werte aus."
Bußgeldverfahren in Berlin und Brandenburg eingeleitet
In Berlin sind die Bezirke für die Erhebung von Bußgeldern für Schulschwänzen verantwortlich, da sie als Schulträger fungieren. rbb|24 hat bei allen Bezirken die aktuellen Zahlen abgefragt. Mit 305 verhängten Bußgeldern im Schuljahr 2023/24 führt Pankow die Liste an, gefolgt von Tempelhof-Schöneberg mit 75 Bußgeldbescheiden, die erlassen wurden. In Mitte wurden im selben Zeitraum 58 Bußgeldbescheide erlassen, in Reinickendorf waren es 30, in Marzahn-Hellersdorf waren es im vergangenen Schuljahr 24.
In Lichtenberg wurden im Schuljahr 2023/24 insgesamt 18 Bußgeldbescheide erlassen und in Charlottenburg-Wilmersdorf wurden keine Bußgeldbescheide erlassen. Die Bezirksämter von Spandau, Steglitz-Zehlendorf, Neukölln und Tretow-Köpenick ließen die Anfragen zunächst unbeantwortet.
2.500 Euro ist das höchste Bußgeld, das für Schulschwänzen in Berlin und Brandenburg verhängt werden darf. In Brandenburg wurden im vergangenen Schuljahr an 153 Schulen Bußgeldverfahren eingeleitet. Das gab eine Sprecherin des Ministeriums für Bildung auf Nachfrage an. Wenn das Bußgeld nicht gezahlt wird, droht eine Pfändung. Es ist allerdings möglich, das Bußgeld in Raten abzuzahlen.
Schwänzen ist nicht gleich Schwänzen
Schulschwänzen wird im Fachjargon Schulabsentismus genannt. Es wird in mehrere Ausprägungsgrade unterschieden, wie eine Sprecherin des Brandenburger Bildungsministeriums erklärt. Als schulverdrossen gelten "Schülerinnen und Schüler, die an mehr als zwei Tagen innerhalb von drei Monaten dem Unterricht unentschuldigt fernbleiben", so die Sprecherin. Schulverweigerer sind Schülerinnen und Schüler, die an mehr als fünf Tagen innerhalb von drei Monaten unentschuldigt fehlen würden.
Bleiben Schülerinnen und Schüler bis zu 20 Tage innerhalb von drei Monaten dem Unterricht unentschuldigt fern, dann gelten sie als Regelschwänzer. Von Intensivschwänzern spricht man "bei einem unentschuldigten Fernbleiben von mehr als 20 Tagen innerhalb von drei Monaten", so die Sprecherin.

Gründe für Schulschwänzen sind vielfältig
Nicht alle, die Schwänzen haben per se keine Lust auf Schule. Die Gründe sind, wie so oft, vielschichtig. Prüfungsangst, Langeweile oder Desinteresse, familiäre Probleme oder Perspektivlosigkeit können Gründe fürs Schulschwänzen sein. In manchen Fällen heißt der Grund auch Mobbing. So war es bei Emily aus Brandenburg an der Havel. Sie hat in der siebten Klasse beschlossen, die Schule zu schwänzen. "Ich wurde früher viel gemobbt. Deshalb bin ich gar nicht mehr in die Schule gegangen", erinnert sie sich. Sie blieb zuhause oder traf sich mit Freunden anstatt in die Schule zu gehen.
Emily sollte als Strafe mehrere tausend Euro Bußgeld zahlen, doch diese Forderung wurde wieder zurückgezogen, denn sie entschied sich, zu dem Projekt "Schule/Jugendhilfe 2030" zu gehen. Ein Projekt, das Schulschwänzerinnen und Schulschwänzern eine zweite Chance gibt. Nun ist sie 16 Jahre alt und ist seit zwei Jahren in dieser Einrichtung. Ihre Zeit in dem Projekt endet im Sommer. Danach möchte sie eine Ausbildung als Drogistin beginnen.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 13.05.2025, 19:30 Uhr.